Todeskleid: Thriller (German Edition)
stattdessen verlieh er seiner Stimme einen demütigen, fast ängstlichen Unterton. »Ich habe Mist gebaut. Ja, ich hätte auf Sie hören sollen, aber ich habe mich von einer Frau beeinflussen lassen. Jetzt geht mein Leben den Bach runter. In den vergangenen Tagen hat man zweimal versucht, mich umzubringen. Ich gebe auf.«
»Klug. Aber zu spät. Selbst wenn man Sie davonkommen lassen würde, was sehr unwahrscheinlich ist, mache ich meine Drohung wahr: Sie wollten nicht hören, jetzt gebe ich an die Öffentlichkeit weiter, was ich über Sie weiß.«
Grayson unterdrückte seine aufkommende Verachtung. Er beugte sich vor und steigerte seine Verzweiflung. »Hören Sie, ich werde alles tun, um die Person wieder friedlich zu stimmen, der ich auf die Zehen getreten bin – wirklich alles. Am Tisch der Staatsanwaltschaft kann man eine Menge bewirken. In vielerlei Hinsicht.«
»Hören Sie nicht zu? Selbst wenn man Sie nicht entlässt, wird kein Gericht Sie mehr akzeptieren, wenn Ihr kleines Familiengeheimnis herauskommt. Die Medien werden sich um Sie reißen. ›Sohn eines Serienmörders schwingt das Schwert der Wahrheit‹«, tönte Anderson theatralisch. »Jeder Verteidiger, dem Sie gegenübertreten, wird Befangenheit anbringen, und den Richtern wird nichts anderes übrigbleiben, als dem stattzugeben. Sie sind erledigt.«
Das mochte in der Tat zutreffen, aber Grayson hatte im Augenblick keine Lust, darüber nachzudenken. Er musste Andersons Arroganz dazu nutzen, ihn so zu positionieren, dass er verbal zuschlagen konnte. Stevies Informationen würden ihn letztlich niederstrecken, dessen war er sich sicher. Er stieß nervös die Luft aus. »Sie müssten es ja nicht öffentlich machen.«
Anderson starrte ihn an. »Und warum sollte ich das nicht tun?«
»Ich habe durchaus Mittel.«
Andersons Augen blitzten vor Lachen. »Sie wollen mich bestechen? Grayson, ich bin entsetzt. Ich werde doch kein Geld von Ihnen nehmen. Dieses Treffen ist vorbei.«
Grayson wartete, bis Anderson sich von seinem Stuhl erhoben hatte, dann nahm er einen erneuten Anlauf. »Und warum wollen Sie ausgerechnet von mir kein Geld nehmen? Sie haben doch sonst keine Hemmungen.«
Anderson erstarrte. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Bob Bonds Geld war jedenfalls gut genug, als Sie beide noch Fälle unter sich absprachen.«
»Das haben wir nie getan«, protestierte er. Aber etwas in seinem Blick hatte sich verändert. Er hatte Angst. Gut.
»Meine Adoptivfamilie ist ziemlich vermögend. Aber das werden Sie wissen, Sie haben sich ja gründlich nach mir erkundigt. Ich selbst habe ebenfalls gut investiert. Ich kann mehr zahlen, als Bond es je getan hat. Sehr viel mehr.« Er zog sein Scheckbuch aus der Tasche. »Wie viel wollen Sie, Charlie?«
Anderson hob das Kinn. »Ich bin nicht käuflich.«
»Sie haben es also umsonst gemacht? Irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen. Wie viele reiche Kids sind mit Diebstahl oder Drogenvergehen durchgekommen, weil Sie ein wenig ›geholfen‹ haben? Was wird wohl passieren, wenn das ans Tageslicht kommt? Momentan wird Bob Bonds Tod von der Polizei neu untersucht, Verdacht auf Mord. Dabei werden die Ermittler auch Einblick in seine Konten erhalten. Wie viel Geld lässt sich auf Sie zurückführen?«
»Bob Bond hat Selbstmord begangen«, sagte Anderson mit gezwungener Ruhe, aber sein Blick besagte, dass er die Wahrheit kannte.
»Hat er nicht. Er ist unter den gleichen Umständen ums Leben gekommen wie Denny Sandoval. Er wurde unter Betäubungsmittel gesetzt, dann aufgehängt. Sagen Sie mir doch, Charlie … wie weit würden Sie gehen, um Ihre Geheimnisse zu bewahren?«
Anderson rang nach Luft. »Jetzt erpressen Sie mich also? Das ist stark.«
»Interessante Wortwahl. Im Grunde wären wir quitt: Ich behalte Ihre schmutzigen Geheimnisse für mich, wenn Sie mir meine lassen.«
Ein Muskel in Andersons Kiefer zuckte. »Dann sind wir wohl tatsächlich quitt.«
»Gut. Da wären dann nur noch die dreißigtausend.«
Der Blick des Oberstaatsanwalts flackerte. »Wovon reden Sie?«
»Über die dreißigtausend, die Sie an Harlan Kapanskys Mutter überwiesen haben. Ich sehe schon, Sie wissen, wer Kapansky ist.«
Anderson erbleichte. »Unsinn.«
»Ach, Sie wissen nicht, wer er ist?«, spottete Grayson. »Wie dumm von Ihnen, seine Mutter zu bezahlen, wenn Sie ihn gar nicht kennen.«
»Ich habe ihn nicht bezahlt. Ich weiß nichts davon. Das ist eine infame Unterstellung.«
»Keinesfalls. Ich habe die Belege
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