Todeskleid: Thriller (German Edition)
fest.
»Er hätte zu mir kommen und mich um Hilfe bitten können.« Stevie schluckte. »Aber er hat es nicht getan.«
»Die Sanitäter sind da«, sagte Joseph. »Macht Platz, Leute.«
»Ich begleite dich ins Krankenhaus«, beschied Stevie.
»Nein, tust du nicht«, widersprach J.D. schwach. Er hatte die Augen geschlossen. »Du musst auf Grayson aufpassen. Paige hat gesagt, ich werde nicht sterben. Also tu einfach, wofür du bezahlt wirst. Und ihr anderen auch.«
»Also gut.« Stevie nickte. »Ich kümmere mich um den Tatort hier. Sobald alles gesichert ist, komme ich ins Restaurant. Ich habe Hyatt bereits gebrieft, er wird euch bei Giuseppe treffen. Paige, Sie und Daphne fahren zu Reba.«
»Ich bringe Peabody ins Schlafzimmer«, sagte Paige. »Aber lassen Sie ihn bitte nicht allein hier, okay?«
»Ich sorge dafür, dass das Haus bewacht wird.« Stevie erhob sich. »Auf geht’s.«
Donnerstag, 7. April, 14.15 Uhr
Silas fuhr nicht weit. Im Grunde gab es keinen Ort mehr, an dem er sich verstecken konnte. Es würde nicht lange dauern, bis die Medien von seinem gescheiterten Mordversuch berichteten.
Er hatte auf einen Polizisten geschossen. Von den Jungs würde ihm nun niemand mehr helfen, und Stevie schon gar nicht. Er hatte versucht, die Erinnerung an ihren Gesichtsausdruck aus seinem Kopf zu löschen, doch sich vorstellen zu müssen, was Violet zustoßen könnte, war noch viel, viel schlimmer.
Er zog sich eine Kappe tief ins Gesicht und bog in eine schmale Gasse ein. Dort ließ er den Wagen stehen; er würde ohnehin bald als gestohlen gemeldet werden. Im Schatten einer Mauer machte er eine Pause, lehnte sich an die Wand und schloss die Augen. Was soll ich jetzt tun? Grayson war alarmiert. Weder er noch Paige Holden würden ihm noch eine Chance geben, auf sie zu schießen.
Nicht dass ich dafür ein Gewehr zur Hand hätte. Er hatte es auf dem Dach liegen lassen. Er verwahrte zwar noch andere in dem Lagerabteil, aber das war meilenweit entfernt. Die zwei Pistolen, die er bei sich trug, mussten im Augenblick reichen.
Ein sattes Brummen ließ ihn zusammenfahren. Er drückte sich flach gegen die Mauer. Das Brummen hörte abrupt auf, und einen Moment später schob ein Mann ein Motorrad in die schmale Gasse. Er stellte die Maschine auf den Seitenständer, richtete sich auf und nahm den Helm vom Kopf.
Ohne nachzudenken, trat Silas aus dem Schatten und zog dem Burschen den Griff der Pistole über den Hinterkopf. Der Mann sackte zusammen, und Silas fing ihn auf und ließ ihn vorsichtig zu Boden gleiten. Dann streifte er ihm die Lederjacke ab und zog sie sich über. Er setzte den Helm auf, hob die heruntergefallenen Schlüssel auf, startete die Maschine und fuhr davon.
Die frische Luft half, seine Gedanken zu klären. Und plötzlich wusste er, wo er sich verstecken und planen konnte, sein Kind zu retten, bevor es zu spät war.
Donnerstag, 7. April, 14.45 Uhr
»Wir fallen auf, Leute«, murmelte Daphne, als sie im Foyer auf den Fahrstuhl zu Rebas Büro warteten. »Reiche Ziege und Ninja-Girl, begleitet von düsterem Bodyguard.«
Sie hatte recht. Daphne trug ihr McQueen-Kostüm, Paige ihren gi. Clay, ganz in Schwarz, überragte sie beide; mit seinem Headset sah er aus, als käme er vom Geheimdienst. Der Kopfhörer mit integriertem Mikro war in Wirklichkeit ein digitales Aufnahmegerät. Alles, was gesagt wurde, würde festgehalten werden.
»Klingt wie Stoff für eine Seifenoper«, murmelte Paige. »Und zwar eine ziemlich miese.«
»Ich bin nicht düster«, brummte Clay.
Paige warf ihm einen ironischen Blick zu. »Natürlich nicht, Mr. Gegrüßt-wird-selbstverständlich-nie.«
»Unsinn.« Er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. »Ich bin nur wortkarg.«
Paige kicherte, aber als sich die Türen des Fahrstuhls schlossen, wandte sie sich stirnrunzelnd an Daphne. »Muss Reba nicht zwingend herausfinden, dass Sie Anwältin sind und für Grayson arbeiten?«
»Das würde sie wohl, wenn ich meinen richtigen Namen genannt hätte. Aber heute bin ich Mrs. Travis Elkhart, Vorname Elizabeth. Die gegenwärtige Mrs. Travis Elkhart ist die kleine Schlampe, die jetzt mein Hochzeitsporzellan benutzt, aber es gibt genug Fotos in der Boulevardpresse von mir und meinem Ex, dass ich einer Musterung von Reba McCloud standhalten kann. Daphne ist die stellvertretende Staatsanwältin. Elizabeth ist die Frau, die ich zurückgelassen habe.«
Die Türen glitten auf, und Paige trat an die Theke der Empfangsdame, deren Augen beim
Weitere Kostenlose Bücher