Todeskleid: Thriller (German Edition)
der Bank, wenn Sie sie sehen wollen. Ihr Name taucht sehr deutlich als Inhaber des Kontos auf, von dem das Geld überwiesen wurde. Wieso sollte ich das erfinden?«
»Um mich so schlecht dastehen zu lassen, damit mir niemand glaubt, wenn ich die Wahrheit über Sie erzähle.«
»Ich denke, die vielen manipulierten Verhandlungen lassen Sie auch ohne mein Zutun ziemlich schlecht dastehen. Und was Kapansky betrifft: Würde ich eine Lüge verbreiten, dann würde der Kerl, der den missglückten Anschlag auf mich unternommen hat, ungestraft davonkommen … und es vielleicht noch einmal versuchen. Eine Lüge brächte mir keine Vorteile.«
Anderson schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe Harlan Kapansky nicht bezahlt.«
»Na, dann schauen Sie sich besser mal Ihr Konto an.«
Anderson holte sein Handy hervor und wischte sich die verschwitzte Hand am Hosenbein ab. Langsam gab er ein paar Nummern ein, und sein Gesicht wurde aschfahl. »Dreckschweine.«
»Nicht wahr?«
»Das ist nicht mein Konto. Ich habe Kapansky nicht bezahlt. Ich habe niemanden bezahlt, damit er Sie umbringt.«
Na klar. »Wer dann?«
»Lassen Sie mich nachdenken.« Anderson fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Nach Bonds Tod war noch ein anderer in seiner Kanzlei. Jemand, der die Deals vermittelte. Nicht nur mir. Ich kann Namen anderer Anwälte nennen, die Absprachen ausgehandelt haben. Aber ich habe niemals Morde in Auftrag gegeben.«
Grayson runzelte die Stirn. Anderson klang fast glaubhaft. »Wer ist dieser Vermittler?«
»Ich kenne seinen Namen nicht.«
»Wie war das bei Muñoz? Wessen Idee war es, mir den Fall zuzuschustern?«
Anderson wandte sich zur Tür.
»Wir haben verdammt viel gegen Sie in der Hand«, sagte Grayson sanft. »Es wäre gesünder für Sie, wenn Sie sich kooperativ gäben. Vielleicht können wir ebenfalls eine Art Deal machen.«
Andersons Schultern fielen nach vorne. »Meine. Es war meine Idee.«
»Wer hat Sandoval und Brittany Jones bezahlt?«
Überraschung und Hass flackerten in Andersons Augen auf. »Bond.«
Grayson stellte sich Bond vor. Der Mann auf dem Foto, das Elena auf den Stick geladen hatte, war wesentlich dünner als Bond. »Sie haben das Foto gesehen, Sie wissen also, dass es nicht Bond zeigt.«
»Dann muss es einer von seinen Handlangern gewesen sein. Schön dumm, sich fotografieren zu lassen.«
»So wie Sie.«
Andersons Blick glitt unwillkürlich zur Decke und in die Ecken. Er wirkte jetzt ruhig. Zu ruhig. »Dann sind sie gut versteckt.«
»So soll es sein.«
Und dann geschah alles so schnell, dass Grayson nichts unternehmen konnte. Anderson zog eine Pistole aus seiner Jackentasche, steckte sich den Lauf in den Mund und zog den Hahn durch. Der Knall war ohrenbetäubend, die Stille danach umso tiefer.
Grayson stürzte um den Tisch herum und ließ sich neben Anderson auf ein Knie fallen. Joseph und Hyatt barsten durch eine Tür, Stevie durch die andere. Über ihren Köpfen wurde eine Deckenplatte zur Seite geschoben. Der Mann in Kampfausrüstung sah genauso verdattert aus wie alle anderen auch.
Anderson hatte keinen Puls. Grayson legte den Arm seines Ex-Chefs behutsam auf den Boden, richtete sich auf und blickte hinab auf die Gestalt, die Sekunden zuvor noch einen intakten Schädel besessen hatte. »Oh, mein Gott«, flüsterte er.
Eine lange Weile blickten alle auf Andersons Leiche, dann sahen sie sich gegenseitig an. Grayson sank auf den nächstbesten Stuhl. »Ich hätte ihm nicht sagen dürfen, dass er gefilmt wird.«
»Er wusste, dass Bond und die anderen ermordet worden waren. Und dass er der Nächste sein würde.« Joseph legte seine Hand auf Graysons Schulter und umklammerte sie fest. »Herrgott, mein Herz hat ausgesetzt, als der Kerl die Waffe zog.«
»Er hat eine ziemliche Schweinerei angestellt«, murmelte Grayson dumpf. »Giuseppe wird stinksauer sein.«
»Überlass das mir«, erwiderte Joseph.
»Wir brauchen diesen Vermittler«, sagte Stevie. »Wir müssen in Erfahrung bringen, wer in dieser Kanzlei Dreck am Stecken hat.«
»Es ist eine Kanzlei «, sagte Hyatt. »Die haben alle Dreck am Stecken. Enttschuldigen Sie, Smith.«
»Schon okay. Es kann jeder dort sein, deswegen sollten wir uns eine Personalliste verschaffen. Ich kann die jeweiligen Akten anfordern, aber sie werden sich wehren, und wenn nur aus Prinzip, also wird das dauern. Wir brauchen jemanden in der Kanzlei, der uns personelle Informationen verschaffen kann. Inoffiziell. Jemand, dem ein Verteidiger vertraut.«
Stevie
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