Todeskleid: Thriller (German Edition)
der Hand, auf seinem Schoß Cordelia, deren Schluchzen durch seine große Hand über ihrem Mund gedämpft wurde.
Die Worte kamen heraus, bevor Stevie sie zurückhalten konnte. »Wenn du meinem Kind etwas antust, dann schieße ich dich über den Haufen, das schwöre ich dir! Lass sie los.«
»Das kann ich nicht«, sagte Silas. »Du musst mir helfen.«
»Ich helfe dir höchstens direkt in die Hölle.«
»Setz dich, Stevie.« Er drückte Cordelia die Pistole in die Seite, und die Augen ihrer Kleinen weiteten sich in neuem Entsetzen. »Ich will niemandem etwas tun. Ich brauche deine Hilfe. Er hat Violet.«
Stevie musste sich zwingen, ruhig zu bleiben. Silas’ Pupillen wirkten geweitet. Sein Blick war verzweifelt, fast irr. »Es tut mir leid, das zu hören«, sagte sie und dachte an ihren Waffenschrank. Und an Grayson und Paige und Thorne. Alle drei würden bald hier sein. Aber nicht früh genug.
»Setz dich, Stevie«, sagte er. »Bitte.«
Stevie setzte sich. Sie musste Zeit schinden.
»Leg deine Hände so auf den Tisch, dass ich sie sehen kann«, sagte Silas, und sie gehorchte.
»Wer hat Violet, Silas? Ich werde dir helfen, sie zurückzuholen.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich brauche etwas anderes von dir.«
»Und was?« Ihr Mund war plötzlich trocken. Sie zwang sich, Silas anzublicken. Hätte sie Cordelia angesehen, wäre sie zusammengebrochen, und dann würden sie alle sterben.
»Leg dein Handy auf den Tisch und schieb es mir zu. Ich schreibe Grayson eine SMS mit einer Adresse. Wenn er antwortet, fährst du mich im Wagen deiner Schwester hin. Ich setze mich hinter dich, deine Tochter auf meinem Schoß, deine Schwester unten im Fußraum. Du wirst beide fesseln und knebeln. Wenn du’s nicht richtig machst und wenn einer von euch versucht, um Hilfe zu rufen oder wegzurennen, dann schieße ich. Izzy ist die Erste.«
»Du willst Grayson und Paige zu dir holen, damit du sie umbringen kannst.«
Sein Mund verzog sich verbittert. »Dein Telefon.«
»Silas, nein! Du weißt, was du da tust.«
»Ja«, antwortete er. »Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr.«
»Du würdest mein Kind für deins opfern? Ehrlich?«
Seine Kiefer spannten sich an. »Ohne mit der Wimper zu zucken. Jetzt schieb mir dein Handy rüber.«
Donnerstag, 7. April, 16.45 Uhr
Paige ließ Peabody hinten in den Escalade springen und winkte dem Mann auf Graysons Dach, der ein Gewehr mit Zielfernrohr in den Händen hielt. »Passen Sie bloß auf da oben.«
Die Polizei hatte auf dem Dach sichtbar eine Wache postiert, aber es ging wohl eher darum, die Nachbarn zu beruhigen, wie Grayson annahm. Silas würde nicht zurückkommen.
Das Haus war mit gelbem Flatterband abgesperrt. Ein paar Techniker der Spurensicherung waren noch beschäftigt, und außer dem Burschen vom Sondereinsatzkommando auf dem Dach stand unten ein Uniformierter auf dem Gehweg, der für Ordnung sorgte. Noch war das kaputte Fenster nicht vernagelt, aber der Officer hatte ihm versichert, dass das noch geschehen würde.
Man hatte Grayson gebeten, sein Haus zu verlassen. Es würde also keine zwei Stunden mit Paige im Bett geben. Nicht einmal einen Quickie an der Schlafzimmertür. Mist.
»Hör auf, gute Laune zu verbreiten. Du ermutigst sie ja nur, noch länger zu bleiben.«
Sie drückte ihm ein Küsschen auf die Lippen. »Dass sie uns noch reingelassen haben, damit ich mich umziehen und Peabody holen kann, war mehr, als wir erwarten konnten.«
Er stieg in den SUV und knallte die Tür zu. »Ja, ja. Aber toll finde ich es trotzdem nicht.«
»Also, wohin jetzt?«
»Zu Stevie. Wir kommen zu früh, aber vielleicht erwischen wir Izzy noch und können sie überreden, uns etwas zu essen zu machen, bevor sie zu ihrem Date verschwindet. Die Frau ist vollkommen durchgeknallt, aber sie kocht göttlich.«
»Und ich würde ihr gerne für die Kosmetika danken.« Paige holte ein Laptop aus einem neuen Rucksack.
»Wo hast du denn das her?«
»Aus meiner Wohnung.«
»Ach ja, du warst ja da, um den gi anzuziehen.« Sie trug ihn noch immer über einem leuchtend grünen T-Shirt, das hochgeschlossen genug war, um die Kevlarweste zu verbergen. »Steht dir verdammt gut, das Ding.«
»Danke. Es tut gut, ihn zu tragen. Ich habe natürlich auch ein paar andere Dinge zusammengerafft, aber eher planlos, weil wir so knapp in der Zeit waren. Wahrscheinlich passt nichts zum anderen.«
»Dann trag einfach gar nichts«, sagte er, und sie lachte vergnügt, ein Laut, der ihm guttat.
Dann
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