Todeskleid: Thriller (German Edition)
sie.
Donnerstag, 7. April, 17.30 Uhr
Silas blickte auf Stevies Handy. Er hatte Grayson vor über einer Stunde geschrieben. Warum reagierte er nicht? Er hatte die SMS an die richtige Nummer geschickt – er hatte sie in Stevies Kontakten gefunden, und es war dieselbe Nummer, die er gestern angerufen hatte, um den Staatsanwalt zu warnen.
Er überprüfte Stevies Anruferliste und zog die Brauen zusammen. Den ganzen Tag noch keine Anrufe an Grayson, was in Anbetracht der Ereignisse eher ungewöhnlich war. Und dann begriff er und fluchte.
»Er hat ein neues Handy, eine neue Nummer.« Er sprang auf die Füße und zerrte Cordelia mit sich. »Stimmt das?« Stevie verzog unwillkürlich das Gesicht, was ihm als Antwort genügte. »Verdammt, du hast mich angelogen.«
Er rannte mit Cordelia schnell nach vorne, griff nach den Autoschlüsseln auf dem Tischchen und riss die Tür auf. Und erstarrte auf der Stelle.
Grayson Smith stand vor ihm. Der Lauf seiner Pistole zeigte auf seinen Kopf. »Lass sie los, Silas, oder ich schieße dir den Kopf weg.«
Silas hob das Kind hoch und erkannte, dass es nicht groß genug war, um ihn zu schützen.
Und dann spürte er ein Messer an seinem Hals. »Lass sie los«, sagte Stevie mit eiskalter Ruhe.
Silas stieß Cordelia in Smiths Richtung, wirbelte herum und packte Stevies Handgelenk. Er hatte gewusst, dass ihr Blick ihrer Tochter folgen würde, und das gab ihm den Moment Zeit, den er brauchte. Er drückte zu und bog ihr Handgelenk zurück, bis das Messer aus ihren Fingern fiel.
Silas rammte ihr den Pistolenlauf gegen die Schläfe und schlang seinen Arm um ihren Hals. Cordelia schrie. Grayson riss sie in seine Arme und drehte sich instinktiv weg, um sie mit seinem Körper abzuschirmen. Rückwärts stieg er die Treppe hinunter, den Blick fest auf die Waffe in Silas’ Hand gerichtet.
»Hau ab«, presste Stevie hervor. »Verdammt, bring sie weg!«
Grayson wandte sich um und sprintete ums Haus herum davon. Zu spät erkannte Silas, dass er einen Fehler gemacht hatte. Das war meine Chance. Ich hätte ihn erschießen können, doch stattdessen habe ich meine eigene Haut gerettet. Ich habe schon wieder versagt.
Doch es war noch nicht zu spät. Es durfte noch nicht zu spät sein. Geh. Beweg dich. Such ihn und bring es zu Ende.
Cordelia an seine Brust gepresst, rannte Grayson vom Haus weg. Die Kleine weinte hysterisch und klammerte sich an ihn. »Scht, alles ist gut. Dir ist ja nichts passiert.« Aber das stimmte nicht. Ihr war viel zu viel passiert. Und vielleicht würde es nie wieder gut werden.
Izzy taumelte weinend um die Ecke. Sie war durch die Hintertür entkommen.
Paige. Wo war Paige? Im Haus. Ohne Zweifel war sie hineingegangen. »Lauf zu den Nachbarn!«, rief er Stevies Schwester zu. »Ich hab die Polizei schon gerufen.« Grayson löste Cordelias Arme von seinem Hals. »Lauf mit Tante Izzy. Ich hole deine Mama. Izzy, mach schnell!«
Izzy packte Cordelia, rannte zum Nachbarhaus, hämmerte an die Tür und wurde hineingezogen.
Grayson holte tief Luft und blickte sich um. In der Ferne hörte er Sirenen. Die Waffe in der Hand, stürmte er wieder nach vorne. Silas drängte Stevie gerade zur Haustür, den Arm noch immer um ihren Hals, den Lauf an ihre Schläfe gepresst.
Als Stevie Grayson sah, fiel sie in sich zusammen, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Cordelia?«
»Sie ist in Sicherheit, Stevie«, sagte Grayson und näherte sich langsam. »Sie ist unverletzt.«
»Lass die Waffe fallen, Grayson, oder ich bring sie um. Ich habe nichts zu verlieren.«
Einen Moment lang stand Grayson nur da und überlegte, was er tun sollte.
»Du bist ein guter Schütze«, sagte Silas. »Aber ich bin schneller, und das weißt du. Ich will ihr nichts tun.«
Grayson ging in die Hocke und legte seine Waffe auf Stevies Verandatreppe.
»Zurück«, sagte Silas. »Los, mach schon.«
Grayson trat einen Schritt zurück. Silas stieß Stevie so fest von sich, dass sie zu Boden ging und dort liegen blieb. Blitzschnell hob er die Waffe und zielte.
Auf meinen Kopf. »Erschieß mich nicht, Silas. Ich kann dir helfen.«
»Es tut mir leid«, sagte Silas. »Es tut mir so leid.«
Dann krümmte er sich zusammen, die Pistole plumpste zu Boden. Paige stand hinter ihm und hielt seine Hand fest in ihrer, während sie mit emotionsloser Miene in sein gepeinigtes Gesicht blickte. Sie stieß ihn zu Boden, bog seinen Arm auf den Rücken und ließ sich auf ihn fallen, so dass sich ihr Knie in seine Niere
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