Todeskleid: Thriller (German Edition)
liegst.«
Joseph runzelte die Stirn. »Wenn ich schlafen sage, dann meine ich auch schlafen, verstanden?«
»Oh. Und ich dachte, du wolltest nur diskret sein.« Er wandte sich wieder dem Fenster zu. »Sobald ich mit Paige allein bin, habe ich keinerlei Bedürfnis mehr, meine Zeit mit Schlafen zu verschwenden.«
Joseph lachte, was Grayson überraschte. »Du bist ein Mistkerl, dass du mir das auch noch unter die Nase reiben musst.«
»Du würdest bei mir doch dasselbe tun!«
»Stimmt auch wieder.«
Graysons Handy summte in seiner Tasche. »Stevie. Was ist los?«
»Momentan nichts«, sagte sie. »J.D. geht es den Umständen entsprechend gut. Lucy ist bei ihm. Sie haben ihn zur Beobachtung in ein Einzelzimmer verlegt. Er kann morgen schon wieder nach Hause.«
»Gut. Ich hab versucht, Thorne zu erreichen, aber er war nicht in seinem Büro. Ich habe meine und deine Handynummer hinterlassen.«
»Ich hab schon mit ihm geredet. Thorne war mit Lucy hier. Ich habe ihm erklärt, was wir brauchen. Ich soll ihm ein paar Stunden Zeit geben, dann will er zu mir nach Hause kommen.«
»Warum zu dir?«
»Weil ich die ganze Woche noch keinen Abend mit Cordelia verbracht habe und Izzy verabredet ist.«
»Gute Gründe. Ich gehe davon aus, dass ich Paige mitbringen darf?«
»Ich bin nicht davon ausgegangen, dass du sie allein lässt.«
»Was ist mit dem Hund?«
Stevie seufzte. »Wenn er auch nur ein Sofabein annagt, ersetzt ihr mir das!«
»Alles klar. Dann hole ich jetzt Paige ab und bin in zwei Stunden bei dir.«
Joseph grinste zynisch. »So viel zum Thema Schlafen.«
»In zwei Stunden kann man viel anstellen.« Grayson blickte sich ungeduldig um. »Warum ist heute bloß so ein Verkehr? Bis wir endlich ankommen, sind sie längst wieder weg.«
»Sieh es positiv«, sagte Joseph fröhlich. »Jeder Tag hat zwölf Zwei-Stunden-Blöcke. Du kannst es ja morgen noch mal versuchen.«
»Trottel«, brummte Grayson.
Donnerstag, 7. April, 16.05 Uhr
»Louis versus Reba«, bemerkte Clay, als sie vom McCloud-Gebäude wegfuhren. »Besser als Reality-TV. Ein Familiendrama spielt sich vor unseren Augen ab.«
Daphne, die vorne saß, schüttelte den Kopf. »Eher eine peinliche Soap zum Fremdschämen.«
»Er hat mich gesehen«, bemerkte Paige, noch immer etwas verstört. »Louis, meine ich.«
»Ich weiß«, sagte Clay. »Mir ist das Zwinkern nicht entgangen. Der Kerl gefällt mir nicht.«
»Mir auch nicht«, gab Paige zurück. »An dem Abend, an dem Crystal ermordet wurde, war er definitiv auf dem Grundstück.«
»Schau an«, murmelte Daphne. »Und nun will er offenbar Rex den Geldhahn zudrehen.«
»Ohne Anwalt, der ihm immer wieder den Hintern rettet, ist er vielleicht ein wenig zuvorkommender«, sagte Paige. »Womöglich erzählt er uns ja ein bisschen mehr von den Familiendramen.«
»Was genau hast du bei Reba denn nun gefunden?«, erkundigte sich Daphne.
»Alles, was ich gesucht habe. Aber ich kann mir die Fotos erst ansehen, wenn ich wieder bei Grayson bin.« In all dem Trubel nach dem Schuss auf J.D. hatte sie das Laptop im Haus vergessen. »Ich hätte mir eines von den anderen Laptops mitnehmen sollen, als wir bei mir zu Hause vorbeigefahren sind.«
»Nun ja, du warst eben ein wenig abgelenkt«, bemerkte Daphne, was eine gewaltige Untertreibung war.
Paige hatte den blutbefleckten gi vom Abend, an dem Thea gestorben war, in dem Karton gefunden, in dem sie ihn verstaut hatte. Sie hatte im vergangenen Sommer versucht, ihn wegzuwerfen, aber sie hatte es einfach nicht übers Herz gebracht. Nach einem Moment hatte sie den alten Anzug langsam zur Seite gelegt und den neuen angezogen. Als sie sich dann zum ersten Mal seit neun Monaten den Gürtel umgebunden hatte, hatte sie zu weinen begonnen. Daphne hatte sie fest in die Arme gezogen und ebenfalls geweint. Danach hatte sie sich neu schminken müssen.
»Es war ein ziemlich emotionaler Moment«, gab sie leise zu. »Clay, wenn du mich zu Grayson fährst, mache ich mich gleich an die Arbeit.«
»Und ich hole meinen Wagen«, sagte Daphne, »fahre nach Hause und schlüpfe wieder in mein echtes Ich.«
»Bis wir da sind, wird es ein Weilchen dauern.« Clays Finger trommelten auf das Lenkrad. »Wir sind nicht einmal einen Block weit gekommen.«
»Paige, versuch doch einfach zu …« Daphne stieß einen erschrockenen Schrei aus, als am hinteren Fenster ein Klopfen erklang.
Paige riss die geballten Fäuste hoch, doch dann sah sie Grayson draußen und entspannte sich wieder. Sie
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