Todeskleid: Thriller (German Edition)
Cordelia.«
»Wo ist das Kind?«, fragte Bashears gepresst.
»Bei den Nachbarn«, antwortete Grayson und kam ebenfalls auf die Füße. »Mit Stevies Schwester. Sie konnten entkommen.«
Stevie stürzte schon zur Tür, aber Bashears hielt sie auf. »Stevie, warte noch.« Morton und er betraten das Haus, gefolgt von vier Beamten. Peabody sprang auf und knurrte tief.
»Halten Sie Ihren Hund zurück«, fauchte Morton, »oder ich erschieße ihn.«
Dann wärst du die Nächste, dachte Paige, doch sie sagte nichts. »Peabody, Platz«, befahl sie. Der Hund gehorchte. »Seine Leine liegt in der Küche.«
»Holen Sie sie«, sagte Bashears zu einem der Uniformierten. »Paige, Sie bleiben, wo Sie sind.« Sein Tonfall war nicht unfreundlich.
Morton ging neben Silas in die Knie und hielt ihm zwei Finger an den Hals. »Tot.«
»Bist du verletzt?«, wandte sich Bashears an Stevie. »Ihr Handgelenk«, sagte Paige, als diese nicht antwortete. »Er hat es ihr verdreht, um sie zu entwaffnen.« Sie zeigte auf das große Küchenmesser auf dem Boden. »Er hatte ihre Tochter als Geisel.«
»Und wollte erst sie, dann Stevie als Schutzschild benutzen«, ergänzte Grayson.
Bashears warf einen angewiderten Blick auf Silas’ Leiche. »Draußen steht der Krankenwagen. Sonst noch jemand zu Schaden gekommen?«
»Niemand außer Silas«, murmelte Grayson. »Gott sei Dank.«
Der Officer kehrte mit Peabodys Leine zurück, und Paige klickte sie ans Halsband. Danach ging ihr Blick automatisch zurück zu Silas Dandridge. Nun sah sie Blut an seinem Arm, am dunkelsten am Handgelenk. Wo ich ihn getroffen habe. Erleichtert atmete sie auf. Ich habe ihn nicht getötet. Auf seinem Hemd war noch mehr Blut zu sehen.
Silas war auch im Oberkörper getroffen worden. Ich habe einmal geschossen, Stevie auch. Silas’ Schuss ging in die Decke, und Grayson hatte keine Zeit, nach seiner Waffe zu greifen. Wer hat ihm den Kopfschuss verpasst?
»Drei Treffer«, sagte Paige, an Bashears gewandt. »Torso, Handgelenk, Kopf.«
Stevie stutzte. Sie blickte auf Silas herab. »Ich habe ihn in die Brust geschossen.«
»Ich ins Handgelenk. Von wem stammt der dritte Treffer?«, fragte Paige. »In den Kopf?«
»Von mir«, sagte Morton. »Wir müssen das Haus räumen. Dies ist ein Tatort.«
Ein harter Klumpen bildete sich in Paiges Magen. Morton hätte schießen müssen, um Silas aufzuhalten, nicht um ihn zu töten. Aber wahrscheinlich hatte sie gesehen, wie Silas mit der Waffe fuchtelte, und eine rasche Entscheidung getroffen.
Rasch, aber unumkehrbar. Silas war tot, und nur er wusste, wer Violet entführt hatte.
Silas hatte dafür gesorgt, dass Ramon als Schuldiger verhaftet wurde. Oder nicht? Aber mit der damaligen Ermittlung war hauptsächlich Morton betraut gewesen. Sie warf Grayson einen Blick zu und sah, dass auch er Morton beobachtete.
Warum hatte Morton Silas erschossen?
Dass Silas schuldig war, heißt noch lange nicht, dass Morton es nicht ist.
Paige hatte plötzlich das Bedürfnis, einen Riesenschritt rückwärts zu machen und aus diesem Raum und von Detective Morton wegzukommen. Aber sie blieb. Und hoffte, dass sie sich irrte. Dass Morton nur geschossen hatte, um alle hier Anwesenden vor dem Tod zu bewahren.
»Ich will jetzt zu meiner Tochter«, sagte Stevie. »Danach stehe ich euch Rede und Antwort.«
»Moment noch«, hielt Bashears sie auf. »Wir haben vor ungefähr einer Stunde von der Polizei in Toronto erfahren, dass man Rose Dandridge in einem Hotelzimmer gefunden hat. Sie hat mehrere Hiebe gegen den Kopf bekommen, bevor man sie gewürgt hat.«
Stevie schwankte. »Rose ist tot?«
»Nein«, antwortete Bashears. »Aber sie liegt im Koma. Wir müssen Violet finden.«
Stevie wurde noch eine Spur bleicher. »Unbedingt.«
»Dann sag uns, was passiert ist. Danach kannst du sofort zu Cordelia, versprochen.«
»Er war hier, als ich nach Hause kam. Cordelia saß auf seinem Schoß, Izzy am Tisch. Er hat Grayson von meinem Handy eine SMS geschickt, ›ich‹ wolle mich mit ihm treffen. Er wollte ihn in eine Falle locken, um Grayson und Paige zu erschießen, denn nur dann würde er Violet zurückkriegen. Offenbar hat sein Auftraggeber die Kleine in seine Gewalt gebracht, um Silas zu den Morden zu zwingen. Ich wusste, dass Grayson eine neue Nummer hatte und er ihn nicht erreichen konnte. Ich dachte, das würde mir Zeit verschaffen.«
»Wieso sind Sie beide hergekommen?«, fragte Morton, an Grayson gewandt.
»Wir waren hier zum Abendessen verabredet«,
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