Todeskleid: Thriller (German Edition)
gefragt, ob da nicht etwas läuft, konnte aber nichts beweisen. Und bevor Sie fragen: Ich habe noch nie einen solchen Deal mit einem Staatsanwalt ausgehandelt oder mich illegaler Mittel bedient, um einen Klienten freizuboxen.«
»Das setze ich voraus, sonst wäre ich nicht hier. Also – was hat Sie erstaunt?«
»Nun, einerseits, dass Bonds Kanzlei etwas damit zu tun haben soll. Es ist eine Traditionskanzlei mit hervorragendem Ruf. Vor allem aber hat mich überrascht, dass Sie derjenige waren, der die Information wollte, Smith. Ich hätte gedacht, Sie würden den Rechtsweg vorziehen.«
Grayson errötete leicht, wandte den Blick aber nicht ab. »Es ist richtig, dass ich die Herausgabe der Personaldaten erzwingen könnte, aber hier sterben Leute«, sagte er schließlich. »Wir können uns nicht leisten, Zeit zu verschwenden, und wir können uns nicht leisten, der Kanzlei klarzumachen, was wir suchen. Noch nicht jedenfalls. Stevie und ich brauchten jemanden, dem ein Insider genug vertrauen würde, um persönliche Daten herauszugeben, und wir brauchten jemanden, dem wir vertrauen können. Stevie vertraut Ihnen, also tue ich es auch. Zumindest was diese Sache hier anbelangt.«
Das schien Thorne zu reichen. Er schob eine Mappe über den Tisch. »Das hier ist eine Auflistung aller Leute, die jetzt und damals, als Bob Bond dabei war, in der Kanzlei arbeiteten, nach Geschlecht sortiert. Stevie meinte, dass ihr nach einem Mann sucht.«
Die Mappe war voll mit Unterlagen zu männlichen Angestellten, Fotos inklusive.
»Jackpot«, murmelte Paige. »Kennen Sie einen von den Burschen, Thorne?«
»Einen der Partner, ja«, antwortete dieser. »Arroganter Kerl, aber ein Gauner, der sich auf krumme Geschäfte einlässt? So würde ich ihn eigentlich nicht einschätzen. Ich kenne auch ein paar von den Jüngeren, aber für kriminell halte ich keinen von ihnen.«
Paige begann mit den Fotos. Mit Partnern, Juniorpartnern, Assistenten, Büroangestellten und anderen Mitarbeitern waren es Dutzende. »Wir schätzen, dass der Kerl, der Sandoval ausgezahlt hat, etwas über eins achtzig war«, sagte sie. »Das schränkt die Auswahl erheblich ein.«
»Der Mann, der Sandoval ausgezahlt hat, muss aber nicht der Anwalt sein, nach dem wir suchen«, gab Grayson zu bedenken. »Anderson meinte, er sei wahrscheinlich einer von Bonds Handlangern gewesen.«
»Mag sein«, sagte Paige, ohne von den Fotos aufzusehen. »Aber er war offensichtlich wichtig genug, dass Sandoval, der das Foto aufbewahrt hatte, deswegen umgebracht wurde, genau wie Elena, die ebendieses Foto gestohlen hatte. Was mich stark zweifeln lässt, dass es sich tatsächlich nur um einen Handlanger handelt.«
»Da könnte was dran sein«, stimmte Grayson ihr zu. »Auf jeden Fall kann man da ansetzen.« Sie verglichen die Statur der einzelnen Anwälte mit der des maskierten Mannes auf dem Foto mit Sandoval, bis sie die Auswahl auf zehn Männer eingrenzen konnten. »Zu dumm, dass man die Hände nicht sehen kann«, bemerkte Grayson. »Der Bursche auf dem Foto mit Sandoval hat seine Hände regelmäßig maniküren lassen.«
»Und er hat einen Ring am kleinen Finger getragen«, fügte Paige hinzu. »Zumindest damals. Also haben wir hier zehn potenzielle Täter. Wenigstens können wir jetzt anfangen zu recherchieren.«
»Ich wende mich noch einmal an meine Quelle innerhalb der Kanzlei und erkundige mich genauer nach diesen zehn«, sagte Thorne. »Aber es ist natürlich möglich, dass derjenige, der sich um diese Deals gekümmert hat, nicht mehr dort arbeitet.«
»Ja, das ist klar.« Paige dachte an Violet. Der Anwalt, der die Fallmanipulationen zwischen Bond und Anderson vermittelt hatte, hatte Silas immer wieder dazu gezwungen, für ihn zu arbeiten. Und uns zu töten, weil wir ihm zu nahe gekommen sind. Nun hatte dieser Anwalt Violet in seiner Gewalt. Das Mädchen ist vielleicht schon tot. »Wir probieren es erst mit diesen zehn. Wenn wir nichts finden, sehen wir uns die Ehemaligen genauer an.«
Die Bürotür ging erneut auf, und eine Frau trat ein. Paige konnte sie nur anstarren. Die Frau trug nicht Tuchhose und elegante Seidenbluse, wie Gwyn es getan hatte, sondern ein Etwas aus schwarzem Leder, das kaum Kleid genannt werden konnte. Ihre blauen Augen waren dick mit schwarzem Kajal umrundet, die rotblonden Haare mit lila Strähnchen durchzogen.
Grayson blinzelte. »Lucy? Ich hatte nicht erwartet, Sie hier zu sehen. Oder Sie so zu sehen.«
»Sie sind die Leichenbeschauerin?«, fragte
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