Todeskleid: Thriller (German Edition)

Blut?«, fragte Grayson.
    »Ja. Das schien aber damals nicht weiter bemerkenswert. Viele Leute nehmen etwas, bevor sie den Schritt wagen und sich in ihrem Auto umbringen.«
    »Ich fordere den Bericht bei der Polizei von New Orleans an, dann können sie dort ermitteln«, sagte Grayson. »Falls sie dafür bezahlt wurde, wegzusehen, gibt es eine weitere Geldfährte. In der Zwischenzeit haben wir noch ein paar weitere Anfragen zur Überprüfung von Todesfällen.«
    Lucy sank auf die Tischkante. »Das ist nicht Ihr Ernst.«
    »Leider doch«, sagte Paige und reichte ihr den Zettel mit den Namen.
    »Ist eine davon im vergangenen Jahr gestorben?«
    »Nein«, sagte Paige, und Lucy schien vor Erleichterung in sich zusammenzufallen.
    »Dann haben wir wenigstens keine weiteren Mediziner, denen wir misstrauen müssen. Worum geht es hier eigentlich?«
    »Das würde ich auch gerne wissen«, sagte Thorne. »Ich bin davon ausgegangen, dass wir Korruption innerhalb der Staatsanwaltschaft aufdecken wollen.«
    »Das wollen wir auch«, bestätigte Grayson. »Der Vermittler in der Kanzlei steht in Verbindung mit einem Opfer namens Crystal Jones. Der Mann, der sie angeblich umgebracht hat, heißt Ramon Muñoz.«
    »Dessen Frau vor zwei Tagen erschossen wurde?«, fragte Lucy, und Paige nickte.
    »Elena und ihre Mutter haben mich engagiert, um Ramons Unschuld zu beweisen. Ramon wurde damals von Bob Bond vertreten, der mit Charlie Anderson rechtswidrige Absprachen traf. Als wir uns diese Verbindung Anderson/Bond genauer ansahen, sind wir auf andere Verhandlungen gestoßen, die eindeutig manipuliert wurden. Anderson hat behauptet, es gäbe einen anderen Kopf hinter diesen Deals – jemand, der in Bonds Kanzlei gearbeitet hat, und deswegen sind wir hier. Wir wollen herausfinden, wer dahintersteckt.«
    »Und was haben die toten Frauen damit zu tun?«, wollte Lucy wissen. »Wie passen die ins Bild?«
    Paige schnaubte. »Ramon wurde beschuldigt, eine gewisse Crystal Jones auf einer Party von Rex McCloud getötet zu haben. Ramon ist unschuldig, also haben wir uns auf Rex konzentriert.«
    »Nicht unlogisch«, sagte Thorne. »Die McClouds haben genug Geld, um Bond bezahlen zu können und Rex’ Namen reinzuwaschen.«
    »Dabei haben wir herausgefunden«, fuhr Grayson fort, »dass Crystal an einem Programm der McCloud-Stiftung teilnahm, das Zwölfjährige aus Familien Geringverdienender begünstigte. Die toten Frauen, deren Autopsieberichte wir sehen wollen, haben als Kinder an diesem Programm teilgenommen. Von 1984 bis 99, als das Projekt eingestellt wurde.«
    »Sechzehn Jahre«, sagte Paige. »Sechzehn blonde Mädchen, und nur noch eines davon lebt. Die meisten wurden getötet, nachdem Crystal Jones ermordet wurde, und bei allen Todesfällen waren Barbiturate im Spiel. Wir haben Grund zur Annahme, dass Crystal an jenem Abend auf die Party ging, um jemanden zu erpressen. Natürlich haben wir uns gefragt, was einer Zwölfjährigen wohl passiert sein mochte, dass sie es acht Jahre später gegen eine einflussreiche Familie einsetzen wollte. Und nur eine Schlussfolgerung ergibt wirklich Sinn.«
    Thornes Miene hatte sich verfinstert. »Jemand hat die Mädchen missbraucht.«
    »O nein«, murmelte Lucy. »Zwölfjährige?«
    »Und was hat Silas damit zu tun?«
    »Einer der Männer, die bei Ramons Prozess unter Eid gelogen haben, hatte belastende Beweise gegen den Drahtzieher dieser Korruptionsfälle zurückbehalten. Beweise, dass er bezahlt worden war, Ramons Alibi nicht zu bestätigen. Elena hat sich diesen Beweis besorgt und wurde kurz darauf erschossen. Am selben Tag wurde auch der Mann ermordet, der damals gelogen hatte.«
    »Sandoval«, sagte Lucy.
    »Richtig«, antwortete Grayson. »Und zwar von Silas Dandridge, Stevies Partner vor J.D. Er hatte schon einige Jahre für diesen Drahtzieher gearbeitet. Und da Paige und ich uns der Wahrheit um die McClouds herum offenbar immer weiter nähern, bekam Silas den Auftrag, uns zu ermorden. Als er es nicht tat, hat der Kopf dieser verbrecherischen Machenschaften seine Tochter entführt. Jetzt ist auch Silas tot, und keiner weiß, wo Violet steckt.«
    »Weswegen wir noch heute Abend diese Personalliste der Kanzlei brauchten«, schloss Paige. »Violet Dandridge läuft die Zeit weg. Wir haben zehn Namen, die wir genauer unter die Lupe nehmen müssen. Ich fange gleich mal mit der Recherche an.«
    Grayson schüttelte den Kopf. »Ich habe Hyatt versprochen, ihn zu informieren, wenn wir Namen haben. Er holt das FBI