Todeskleid: Thriller (German Edition)
wie er erstaunt die Augen aufriss. »Erinnern Sie sich an den Mann?«
»Das ist Ramon Muñoz’ bester Freund. Jorge Delgado.«
»Toller bester Freund«, sagte sie. »Ramon hat geschworen, dass sie sich in der Bar ein Spiel angesehen haben. Uhrzeit und Datum, die auf dem Foto eingeblendet sind, stimmen mit Uhrzeit und Datum des Mordes an der Studentin vor sechs Jahren überein. In den Prozessmitschriften steht, dass sowohl Denny Sandoval als auch Jorge Delgado unter Eid ausgesagt haben, Ramon wäre zum fraglichen Zeitpunkt nicht in der Bar gewesen. Sandoval hat außerdem behauptet, es gäbe keine Kameras in seinem Laden, die die Gäste aufnehmen, nur eine, die auf die Kasse gerichtet ist. Er hat gelogen.«
»Fotos lassen sich leicht bearbeiten, Daten fälschen. Ist das alles, was Sie haben?«
»Es gab drei Dateien mit je einem Foto«, wiederholte Paige. Sie reichte ihm das zweite. »Das ist Denny Sandoval mit einem anderen Mann, den ich nicht kenne. Der Schnurrbart und die Augenbrauen sind eindeutig falsch. Das Einzige, was den Mann identifizierbar macht, sind die gepflegten Hände und der Ring am kleinen Finger. Hier, sehen Sie, das könnte ein Diamant sein. Der Mann gibt Sandoval ein Dokument.«
Grayson betrachtete das Foto genauer. »Leider kann man nicht erkennen, was auf dem Zettel steht.«
»In der dritten Datei haben wir einen Beleg für eine Überweisung gefunden«, sagte Clay. »Fünfzigtausend an Larabella Inc.«
»Ich habe auf dem Weg hierher recherchiert«, fügte Paige hinzu. »Der Name von Sandovals Mutter war Lara. Ich weiß, dass Sandoval vor ein paar Jahren seine Bar im großen Stil renoviert hat. Große Flachbildschirme an den Wänden, neue Billardtische, Holznischen und Tische.«
»Kostspielige Angelegenheit«, bemerkte Grayson. »Und woher haben Sie diese Informationen?«
»Von Maria …« Sie schluckte. Arme Maria. Armer Ramon. »Maria und Elena waren schon während der Verhandlung überzeugt, dass Sandoval log. Sie beobachteten ihn eine ganze Zeitlang, suchten nach Anzeichen dafür, dass er größere Mengen Geld ausgab. Doch das tat er nicht, und irgendwann mussten die beiden Frauen so viel arbeiten, um sich über Wasser zu halten, dass ihnen keine Zeit mehr blieb, Denny im Auge zu behalten. Vor ungefähr einem Monat dann kam Elena an seiner Bar vorbei und bemerkte die neue Eingangstür. Sie ging hinein und sah die Veränderungen. Denny hatte sich sogar einen neuen Wagen gegönnt.«
»Hat sie Sandoval darauf angesprochen?«, fragte Grayson.
»Nein.« Paige warf Clay einen Blick zu. »Ich schätze, in dem Moment ist ihr diese unsagbare Idee gekommen.«
»Sandoval anzumachen«, murmelte Clay.
»Ja. Als Maria vor Wochen zu mir kam, sagte sie, sie fürchte, Elena könnte etwas ›Verzweifeltes‹ tun. Zu dem Zeitpunkt dachte ich, Elena habe womöglich vor, Denny zu erschießen. Aber Elena tat genau das Gegenteil: Sie machte sich an ihn ran. Das wusste ich nicht, als ich ihn in seiner Bar aufsuchte.«
»Sie waren da?«, fragte Grayson.
»Ja, sicher. Ich wollte Sandoval persönlich sehen und mir einen Eindruck von ihm verschaffen.« Sie blickte ihn leicht provozierend an. »Herausfinden, ob er ein aufrichtiger Mensch war.«
»Und? War er es?«, fragte Grayson.
»Nein. In diesem Fall fiel mir die Einschätzung leicht. Ich sagte ihm, ich sei neu in der Stadt und suche nach einem netten Laden, in dem man sich abends ein bisschen amüsieren könne. Sandoval führte mich herum und zeigte mir auch gleich seine Wohnung oben. Und sein Bett. Er hat nicht lange gefackelt, der Kerl.«
Graysons Augen blitzten wütend auf. »Hat er was versucht?«
»Ja. Ich sagte ihm, er solle es lassen. Aber er hat es … noch einmal versucht. Ich habe ihn in den Schwitzkasten genommen.« Sie sah, wie Grayson sich entspannte. »Er hat den Kürzeren gezogen, und ich war nie wieder dort. Aber zurück zum heutigen Tag. Elena wird beschossen, behauptet, die Polizei sei hinter ihr her, dann wird sie ermordet. Ich, die letzte Person, die sie lebend gesehen hat, werde überfallen, und der Mann, von dem sie die Dateien gestohlen hat, ›begeht Selbstmord‹.« Paige beugte sich vor. »Wenn wir davon ausgehen, dass diese Bilder hier echt sind, wurde die Mordwaffe, die man in Ramons Haus fand, von jemand anderem dort versteckt.«
Grayson presste sich die Finger gegen die Schläfen. »Verdammt.«
Sekunden angespannter Stille verstrichen. Dann begann Peabody zu Paiges Füßen zu knurren. Die Tür ging einen Spalt auf,
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