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Todeskleid: Thriller (German Edition)

Todeskleid: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskleid: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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überzeugt davon gewesen, dass Muñoz schuldig war. Jeder Zeuge hatte sicher gewirkt, keiner gewankt. Außer einem. Einer war nervös gewesen. Ramons bester Freund.
    Jorge Delgado war blass gewesen und hatte sich mit einem akkurat gefalteten Taschentuch immer wieder den Schweiß von der Stirn wischen müssen, während er Ramons Alibi geleugnet hatte. Dennoch war er selbst im Kreuzverhör bei seiner Aussage geblieben. Damals hatte Grayson Delgados Nervosität dem Wissen zugeschrieben, dass seine Aussage der Nagel im Sarg seines besten Freundes sein würde.
    Sowohl Delgado als auch der Barbesitzer hatten gelogen, behauptete Paige. Der Barbesitzer war tot. Ich muss mich unbedingt mit Jorge Delgado unterhalten.
    Grayson unterdrückte seine eigene Nummer und wählte den Festnetzteilnehmer, der in der Akte vermerkt war. Er wartete einen Moment und lauschte mit gerunzelter Stirn. Man informierte ihn, dass sich die Nummer des Teilnehmers geändert habe, eine neue wurde nicht angegeben.
    Das war natürlich nichts Ungewöhnliches. Viele Zeugen änderten ihre Nummer, um nicht mehr für die Reporter erreichbar zu sein. Seine eigene Mutter hatte dasselbe getan, bevor sie abgetaucht waren.
    Grayson kritzelte Delgados Kontaktdaten aus der Akte auf einen Zettel, dann stopfte er den Ordner zurück in seine Sporttasche.
    »Ich habe deine Termine verschoben«, teilte Daphne ihm mit, als er aus seinem Büro kam. »Soll ich deinen Anzug in die Reinigung bringen?«
    »Das musst du nicht, das weißt du.«
    »Ja, aber ich tu’s trotzdem.« Sie hielt ihm die Mappe hin, die sie zu Paige angelegt hatte. »Du wirst sie faszinierend finden.«
    Das tue ich bereits. Er schob auch diesen Ordner in seine Tasche. »Es gibt noch etwas, das du für mich tun könntest, wenn es dir nichts ausmacht.« Er gab ihr Delgados Daten. »Ich muss mit diesem Mann sprechen. Unter der Adresse war er vor fünf Jahren gemeldet. Könntest du überprüfen, ob er noch dort wohnt, eine Telefonnummer für mich herausfinden und sie mir per SMS schicken?«
    Daphne überflog den Zettel und sah verdutzt auf. »Okay, klar. Pass auf dich auf.«
    »Mach ich doch immer.«
    Dienstag, 5. April, 16.15 Uhr
    Grayson öffnete die Tür zu dem Gebäude, dessen Adresse er Paige und Clay gegeben hatte. Er war froh, dass er vor ihnen angekommen war. Das Haus gehörte seiner Schwester Lisa, und er musste sie auf die Besucher vorbereiten. Am Empfang war niemand, aber in der Küche hinten waren Geräusche zu hören.
    Er atmete tief ein. Es roch köstlich. Sein Magen begann zu knurren und machte ihm mit Nachdruck klar, dass er seit Daphnes Muffin heute Morgen nichts mehr zu sich genommen hatte. Hier würde es genug zu essen geben.
    Lisa Carter-Winston gehörte der Party Palace, ein Catering-Unternehmen, das man auch für Feiern mieten konnte. Lisa war die Event-Organisatorin, ihr Mann Brian der Koch. Sie waren gut beschäftigt und richteten alles von Hochzeiten über Bar-Mizwas bis hin zu schlichten Geburtstagen aus. Lisa, die Älteste der Carter-Geschwister, hatte ein Händchen dafür, Tische und Räume stimmungsvoll zu dekorieren und Leuten das Gefühl zu geben, willkommen zu sein. In ihren Eltern, Jack und Katherine, hatte sie erstklassige Vorbilder gehabt.
    Grayson hatte Lisa, ihre Eltern und die drei anderen Kinder mit sieben Jahren kennengelernt. Damals war er von all dem, was mit der Verurteilung seines Vaters einhergegangen war, vollkommen eingeschüchtert gewesen. Er hatte sich in sich selbst zurückgezogen aus Angst, das Falsche zu sagen, seinen neuen Namen zu vergessen oder irgendetwas zu tun, was seine Mutter und ihn erneut in Gefahr bringen mochte.
    Mrs. Carter hatte Graysons Mutter als Kindermädchen für ihren Nachwuchs eingestellt. Zum Lohn hinzu kam eine kleine Wohnung über der Garage, die ihnen nach den Wochen in einem schäbigen Hotel – mehr hatten sie sich nicht leisten können – als echter Luxus erschienen war. Die erste Person, die ihm auf dem Anwesen begegnet war, war Lisa gewesen, vierzehn Jahre alt, selbstbewusst und ziemlich herrisch. Aber sie war auch damals schon ein mitfühlender Mensch gewesen, der sofort gespürt hatte, wie verängstigt er war. Selbstverständlich hatte sie ihn unter ihre Fittiche genommen: Ein Geschwister mehr oder weniger – darauf kam es auch nicht mehr an.
    Und so wurden aus vier Carter-Kindern fünf, und Mrs. Carter, die seine Mutter ebenfalls eher wie eine Schwester als wie eine Angestellte behandelte, nahm sie beide in ihre

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