Todeskleid: Thriller (German Edition)
und ihr helfen konnte. Und Sie verlangen von mir wahrhaftig, dass ich brav abwarte und zusehe, wie Sie diese ganze Sache vielleicht noch über Jahre hinauszögern?« Ihre Stimme war angestiegen, und sie zwang sich zu einem gemäßigteren Tonfall. »Ihre Realität ist zum Kotzen, Herr Staatsanwalt!«
Er sah zu ihr auf. Sein Blick war ausdruckslos. »Was würden Sie mir denn empfehlen, Miss Holden?«
»Keine Ahnung, aber ich werde den Teufel tun und einfach zusehen, wie ein Unschuldiger weiterhin büßen muss.« Sie schnappte sich ihren Rucksack und griff nach Peabodys Leine. »Komm, wir gehen.« Der Hund sprang auf.
Grayson schob seinen Stuhl zurück und hielt sie am Arm fest. »Wohin zum Teufel wollen Sie?«
Peabody verharrte stocksteif, ein tiefes Grollen drang aus seiner Kehle. Grayson ließ Paige abrupt los und trat einen Schritt zurück.
»Verzeihung. Ich wollte Ihnen nicht weh tun.«
»Haben Sie nicht«, murmelte sie. »Peabody, Platz.«
Grayson wartete, bis Peabody sich zu Boden hatte plumpsen lassen, dann fragte er erneut: »Wohin wollen Sie?«
»Ich werde Ramon im Gefängniskrankenhaus besuchen. Er soll wissen, dass Elena ihn aufrichtig geliebt hat und für ihn gestorben ist. Sie machen Ihren Papierkram und sortieren Stifte. Ich tue, was ich kann, um ihn freizubekommen.«
»Wollen Sie ihm einen Kuchen mit einer Feile darin backen?«, fragte er mit beißender Ironie.
»Nein«, erwiderte sie kühl. »Ich habe vor, herauszufinden, wer seine Frau getötet hat. Sein Leben ruiniert hat. Und wenn die Polizei damit zu tun hat und ihr Juristen euch in euren eigenen Paragraphen verheddert, dann wende ich mich an die Medien. Ich schätze, dass ich eine Menge Leute mobil machen kann, die Ihre Realität genauso satt haben wie ich. Das wird Ihrem Chef bestimmt nicht gefallen – schon gar nicht in einem Wahljahr.«
An seinem Kiefer zuckte ein Muskel. »Mein Chef steht weit unter jedem Wahlkandidaten, wir sind in der Hierarchie nicht sonderlich relevant. Wir spielen ja nur mit dem Leben anderer, stapeln Akten und sprechen Vergewaltiger und Mörder frei, damit sie in Ruhe Amok laufen können.«
Einen Moment lang starrten sie einander an, dann tat Paige einen tiefen Atemzug. »Tut mir leid. Ich habe Ihre Akte gelesen und weiß, dass Sie schon ziemlich viele Schwerverbrecher weggesperrt haben. Nur …« Sie seufzte.
»Ich weiß«, sagte Grayson ruhig. »Aber ob es Ihnen gefällt oder nicht, juristische Dinge brauchen Zeit.«
»Es gefällt mir nicht «, erwiderte sie. »Aber wenn es gar nicht anders geht …«
»Wir dürfen nicht zulassen, dass der oder die Täter untertauchen oder versuchen, die neu aufgetauchten Beweise zu vernichten. Wer immer Elena getötet hat, weiß, dass sie etwas Wichtiges entdeckt hat, sonst hätte man nicht versucht, auch Sie umzubringen.«
Paige seufzte. »Sie haben recht. Ramon liegt im Krankenhaus. Er hat sich mit anderen Insassen geprügelt, weil man ihm Elenas Seitensprung mit Denny unter die Nase gerieben hat«, fügte sie hinzu, als Grayson die Brauen hochzog. »Im Augenblick ist er da wenigstens halbwegs sicher.«
»Dann werde ich versuchen, in die Wege zu leiten, dass er noch eine Weile dort bleiben kann«, schlug Grayson vor. »Das ist ein annehmbarer Kompromiss, denke ich.«
Sie nickte, ohne den Blick von ihm zu nehmen. »Danke.«
»Auch ich will nur das Richtige tun, Paige.«
Das Blut stieg ihr in die Wangen, und sie sah kurz zur Seite. »Verzeihen Sie. Sie haben recht. Ich habe mich von meinen Gefühlen hinreißen lassen. Was tun wir als Nächstes?«
Er berührte kurz ihren Arm, als sie zum Tisch zurückkehrten.
»Heute hat jemand Elena getötet. Aber vor sechs Jahren war eine andere Frau das Opfer.«
»Crystal Jones«, sagte Paige. »Ramon hat es nicht getan, also läuft der wahre Mörder noch immer frei herum.«
»Die Spur ist ziemlich kalt«, sagte Clay düster. »Die Chancen, jetzt noch etwas herauszufinden, dürften nicht allzu gut stehen.«
»Trotzdem müssen wir es versuchen«, beharrte Paige. »Schließlich sitzt seit sechs Jahren ein Unschuldiger hinter Gittern.«
Grayson dachte an das Messer an ihrer Kehle. »Man wird Ihnen weiterhin nachstellen, Paige.«
»Und Sie können nicht immer im rechten Moment mit dem Aktenkoffer zur Stelle sein.«
»Nun, dann sollten wir uns jetzt besser an die Arbeit machen.«
Sie zog eine Mappe aus ihrem Rucksack. »Das hier ist das Protokoll der Verhandlung. Fangen wir damit an, uns ein Bild von Crystal Jones zu
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