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Todeskleid: Thriller (German Edition)

Todeskleid: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskleid: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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in ihrer Haut stecke.

8. Kapitel
    Dienstag, 5. April, 20.00 Uhr
    Grayson hatte sie gefragt, ob sie nicht nach vorne auf den Beifahrersitz kommen wolle, aber Paige hatte abgelehnt und gesagt, sie brauche im Augenblick dringend Platz um sich herum. Aber so fest, wie sie den Hund umklammert hielt, nahm er an, dass es eher emotionaler Freiraum war, den sie brauchte. Und das wunderte ihn nicht.
    »Ich habe Selbstverteidigungskurse gegeben«, begann sie. »In Minneapolis. Der größte Anteil meiner Schüler war weiblich, die meisten hatten gewalttätige Ehemänner. Ein paar wenige waren zufällig Opfer von Gewalttaten geworden.«
    Das hatte er sich selbst schon zusammengereimt. »Und wer war Thea?«
    »Eine meiner Schülerinnen. Sie hatte Angst, ihren Mann zu verlassen, aber ihre Schwester konnte sie überreden, wenigstens zu lernen, wie man sich selbst schützt.«
    »Hat sie ihn verlassen?«
    »Zum Glück ja. Sie nahm eine Arbeit im Frauenzentrum an. Ihr Mann stellte ihr ein Ultimatum: kündigen oder aus der Wohnung ausziehen. Es war ein Schock für ihn, als sie bei ihrer Schwester einzog. Einige Zeit verstrich. Er schickte ihr immer wieder Nachrichten, in denen er ihr drohte und befahl, zurückzukommen, doch sie ging nicht darauf ein.«
    »Warum hat sie ihn nicht angezeigt?«, fragte Grayson ruhig, obwohl er es sich schon dachte.
    »Er war ein Cop. Sie hatte Angst, man würde ihr nicht glauben, oder, schlimmer noch, er könnte sich rächen. Letztendlich sollte sie recht behalten. Einmal bekam ich mit, dass er ihr nach unserem Kurs draußen auflauerte. Ich überwältigte ihn und drohte ihm mit einer Anzeige, falls er nicht sofort abhauen würde. Er gehorchte.«
    »Und du hast ihn nicht trotzdem angezeigt?«
    »Nein. Ich hatte es vor, aber sie flehte mich an, es nicht zu tun, sie wolle das lieber selbst machen. Ich glaubte ihr, bis ich mitbekam, dass er es eine Woche später wieder probierte. Sie war gerade vor dem Haus ihrer Schwester, und diese Schwester schlug ihn durch lautes Geschrei in die Flucht und erwirkte eine einstweilige Verfügung.«
    »Und wie ging es weiter?«
    »Wir hörten, dass ihrem Mann wegen dieser einstweiligen Verfügung ein Disziplinarverfahren bevorstand. Sie hatte höllische Angst, aber was kann man dagegen schon tun? Wir machten weiter wie üblich. An besagtem Abend hatte ich einen Kurs gegeben. Alle waren schon gegangen, nur Thea und ich nicht. Plötzlich vernahm ich Geräusche, als würde jemand einbrechen. Sofort wählte ich mit dem Handy die 911 und ließ das Telefon in meine Tasche fallen. Die Notrufzentrale hörte alles mit.«
    Paige ballte die Fäuste, doch äußerlich schien sie ruhig. Aber der Ausdruck nackter Panik in ihren Augen, als er sie im Parkhaus festgehalten hatte, hatte sich in seine Erinnerung eingebrannt, und er fürchtete sich vor dem, was sie noch erzählen würde.
    »Es waren vier?« Er hatte die Frage sanft stellen wollen, aber sie kam barsch heraus.
    »Ja. Aber es ist nicht, was du denkst. Niemand hat mich vergewaltigt.« Er atmete erleichtert auf. »Die vier Kerle trugen Masken. Einer hielt Thea fest und drückte ihr eine Pistole an den Kopf. Mir war klar, dass das ihr Mann war.«
    »Hatte er von Anfang an vor, seine Frau umzubringen?«
    »Ich weiß es nicht. Bis heute weiß ich es nicht. Er wollte ihr auf jeden Fall Angst machen. Und mich demütigen. Seine Freunde sollten dem ›Schwarzgurt‹ mal ein paar Tricks zeigen. Die Männer hatten Streichhölzer gezogen, wer als Erstes durfte. Für sie war das ein großer Spaß. Thea hatte entsetzliche Angst.« Paiges Stimme brach. »Ich sehe immer noch, wie sie mich anstarrt, mich anfleht, etwas zu tun, ihr zu helfen, aber ich habe ihr nicht geholfen.«
    Sie zitterte und presste eine Hand auf ihre Schulter. »Ich konnte nicht.« Ihre Stimme klang rauh. »Ich konnte nicht einmal mir selbst helfen. Und damit muss ich nun leben.«
    Grayson stieg aus dem Auto, öffnete ihre Tür, zog sie heraus und schlang die Arme um sie. Behutsam führte er ihre Hände unter seinen Mantel, bis sie auf seinem Rücken lagen. »Halt dich an mir fest und atme tief ein und aus.«
    Die frische Luft tat gut. Er wickelte seinen Mantel um sie und legte seine Wange auf ihren Scheitel, um sie vor dem Regen zu schützen. Und vor Objektiven oder – möge Gott ihnen helfen – Zielfernrohren.
    Sie hielt ihn fest, er hielt sie fest, so dass sie einander Halt gaben. Die Einsamkeit, so gestand er sich ein, die von ihr auszugehen schien, zog ihn an, weil

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