Todeskleid: Thriller (German Edition)
zum Schlafen kommen.
Und sie auch nicht.
Ein Brummen in seiner Hosentasche ließ ihn zusammenzucken, und plötzlich fiel ihm ein, dass er ihr das Prepaidhandy, das ihr im Parkhaus aus der Hand gefallen war, noch nicht zurückgegeben hatte. »Dein Handy klingelt.«
»Das ist Clay.« Sie kam mit ausgestrecktem Arm aus der Küche gerannt. Er warf ihr das Telefon zu, und sie fing es auf und ging dran. »Ja?«, sagte sie. »Wo bist du?«
Ihr Gesicht verfärbte sich zornig rot. »Dieses Miststück!« Sie schloss die Augen. »Ja, haben wir. Er ist tot.« Sie schlug die Augen auf und begegnete Graysons Blick. »Er hat eine Polizistin angerufen, der er vertraut. Erinnerst du dich an Detective Mazzetti? … Ja, natürlich passe ich auf. Ruf mich an, wenn du Zach hast.«
»Ist Zach nicht der Junge, der von seiner Mutter entführt wurde?«, fragte Grayson. »Was ist passiert?«
»Seine Mutter fordert zehntausend Dollar vom Vater, damit er Zach unversehrt zurückbekommt.«
»Nach all den Jahren kann ich immer noch nicht fassen, was manche Eltern ihren Kindern antun.«
Paige zuckte die Achseln. »Das liegt an den Drogen. Süchtige tun alles, um an ihren Stoff zu kommen. Denn leider lieben sie sich und die Drogen mehr als ihre Kinder.« Ihre Stimme klang hart, doch er hörte einen Hauch Wehmut heraus. Grayson hatte schon oft genug mit Kindern von Drogensüchtigen gesprochen, um zu erkennen, dass er gerade eines vor sich hatte. Er folgte ihr in die Küche, wo sie einen Kessel auf den Herd stellte.
»Ich mache Tee. Willst du auch einen?«
»Gern.« Er lehnte sich an den Türrahmen und sah zu, wie sie Tee in eine Kanne gab. »Deine Einrichtung überrascht mich. Ich hätte dich nicht als rustikalen Typen eingeschätzt.«
Ein warmes Lächeln erschien auf ihren Lippen. »Schrank und Sekretär hat mein Opa gebaut, den Tisch mein Urgroßvater. Ich bin jüngster Spross einer langen Linie Minnesota-Norweger.«
Er lachte. »Du machst dich über mich lustig. Eine norwegische Abstammung wäre meine allerletzte Vermutung gewesen.«
Ihr Kinn hob sich fast unmerklich. »Wegen meiner Haarfarbe, oder?«
Er kam näher und strich ihr erneut übers Haar. »Und wegen deiner Augen«, fügte er hinzu.
Ihr stieg das Blut in die Wangen. »Blonde Norweger sind ein Klischee«, sagte sie. »Es gibt genug dunkle Typen. Nur in meiner Familie nicht«, fügte sie plötzlich verlegen hinzu.
»Deine Mutter war also blond?«
Ihre Hände, die gerade die Tassen vom Regal nahmen, verharrten einen kurzen Moment in der Luft. »Ja.«
»Und dein Vater?«
»Keine Ahnung«, sagte sie knapp. »Hab ihn nie kennengelernt. Willst du ein Stück Pie?«
Nicht der eleganteste Themenwechsel, aber er hatte keinen Grund, ihr nicht entgegenzukommen. »Selbstgebacken?«
Sie sah zu ihm auf. »Ja. Ich bin zwar kein Profi wie Brian, aber ich kann ganz gut backen.«
»Dann gerne.« Sie schob zwei Stücke in den Ofen und stellte den Rest wieder in den Kühlschrank. »Wenn du deine Pie im Kühlschrank aufbewahrst, was befindet sich dann in dem riesigen Schrank in deinem Wohnzimmer?«
»Willst du’s sehen? Komm mit.« Sie streifte ihn beim Hinausgehen, und er musste sich schwer beherrschen, sie nicht beim Arm zu fassen und an sich zu ziehen.
Im Wohnzimmer öffnete sie die Tür des alten Geschirr- und Küchenschranks und zeigte ihm den kleinen Waffentresor, der sich darin befand. »Ein Freund hat ihn mir zu Weihnachten gebaut.« Sie drückte so schnell die Kombination, dass er sie nicht mitbekam. Doch das lag auch daran, weil er auf ihre Brüste gestarrt hatte, die ihr enger schwarzer Rollkragenpullover so aufreizend betonte.
»Ist dein Freund Tischler?«
»Nein, bei der Feuerwehr. Aber eigentlich kann er alles.« Paige deutete auf ein gerahmtes Foto. »Das ist er. David.«
Er betrachtete das Foto, auf dem dieser David mit ihr zusammen abgebildet war, und versuchte, die Eifersucht zu unterdrücken, die augenblicklich in ihm aufstieg. Der Mann hätte Model sein können; die zwei gaben ein sehr schönes Paar ab. Beide trugen gis und schwarze Gürtel.
»Er ist ebenfalls Kampfsportler.«
Na klar, was sonst.
»David ist mit meiner Freundin Olivia verheiratet«, erklärte sie zu seiner Erleichterung.
»Die Freundin, die den Mistkerl zur Strecke gebracht hat, der dich fertigmachen wollte«, sagte er, und ihr Blick verschloss sich.
»Ja.« Sie sah auf die Uhr und verzog das Gesicht. »Ich hätte sie schon vor zwei Stunden anrufen müssen, um ihr zu sagen, dass alles okay
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