Todeskleid: Thriller (German Edition)
Grayson.«
»Moment«, entfuhr es Paige. »Dann nein. Ich sage nein. Und er hat nichts Verkehrtes getan.«
»Zu spät«, erklärte Stevie. »Grayson? Das ist dir klar, oder?«
»Ja. Das ist mir klar.«
»Mir nicht«, sagte Paige. »Ich will nicht, dass noch jemand stirbt. Ich will nicht sterben. Aber ich sehe auch nicht ein, dass du deine Karriere aufs Spiel setzt, Grayson. Das ist nicht deine Schlacht.«
Nun wandte er sich ihr zu, und sein Blick war so eindringlich, dass es ihr einen Moment lang den Atem verschlug. »Ich habe heute gesehen, wie man dich fast umgebracht hat, also ist es eben doch auch meine Schlacht. Und selbst wenn du nichts damit zu tun hättest, wusste ich schon damals, dass mit Delgado etwas nicht stimmte, als ich ihn in den Zeugenstand holte.«
Davon gehe ich aus, dachte Paige. Andernfalls hätte er niemals seine Assistentin angewiesen, den Mann ausfindig zu machen. »Und?«, fragte sie ruhig.
»Damals bin ich zu dem Schluss gekommen, Delgado sei abgehauen, weil er die Reaktionen in seinem sozialen Umfeld fürchtete. Schließlich hatte er Frau und Tochter. Auf alle Fälle wollte derjenige, der das hier getan hat, verhindern, dass Delgado auspackt, und er hat durch dessen Falschaussage schon damals meinen Prozess manipuliert. Mich manipuliert. Es ist also verdammt noch mal auch meine Schlacht.«
Paige nickte betroffen.
»Kommen wir zum Toten in der Badewanne zurück«, sagte Stevie. »Falls auf das Konto der Person, die Elena getötet hat, auch die Todesfälle Sandoval und Delgado gehen, dann frage ich mich, was das mit dem Spiegel soll. ›Rechnung beglichen, R.I.P., Elena.‹ Sieht doch eigentlich so aus, als hätte jemand aus Elenas Lager Rache geübt.«
Paige zuckte die Achseln. »Hier in der Gegend war es kein Geheimnis, dass Ramons Familie Jorge Delgado hasste. Nach der einen schlimmen Auseinandersetzung musste Delgado die Stadt verlassen. Wieso diesen Mord nicht einem der Muñoz-Brüder anhängen? Hat beim ersten Mal doch auch funktioniert.«
»Das wäre zumindest eine Theorie.« Stevie nickte langsam. »Der Kopfschuss sah ziemlich professionell aus.«
»Das war zu förmlich«, sagte Grayson nachdenklich.
»Der Kopfschuss?«, fragte Stevie, und er schüttelte den Kopf.
»Der auch. Aber ich meinte die Nachricht auf dem Spiegel. Pago del saldo stand da. Das ist die förmlichere Art zu sagen: ›Alles bezahlt‹, oder: ›Wir sind quitt.‹ Wenn einer der Muñoz-Brüder das getan hätte, hätte die Nachricht bestimmt umgangssprachlicher ausgesehen – oder er hätte den Toten beleidigt. Pago del saldo ist beinahe … respektvoll.«
Stevie sah ihn verdutzt an. »Ich … ich wusste gar nicht, dass du Spanisch sprichst.«
Plötzlich schien er sich unbehaglich zu fühlen. »Ich gehe nicht damit hausieren. Manchmal ist es praktischer, wenn andere denken, man verstünde nicht, was sie sagen. Sie reden dann sehr viel offener.«
»So was. Da kennt man jemanden nun schon so viele Jahre … Na schön, ich muss langsam zurück, also handeln wir schnell noch die üblichen Dinge ab.« Stevie hielt ihnen die Hand hin. »Waffen.«
Grayson holte seine aus der Tasche und reichte sie ihr mit dem Griff voran. Stevie schnupperte daran und gab sie ihm zurück. »Wann zuletzt abgefeuert?«
»Vor ungefähr vier Wochen im Schießstand meines Bruders Joseph. Die Erlaubnis ist gültig.«
»Okay.« Sie wandte sich an Paige. »Tragen Sie eine Waffe?« Paige nickte, und Stevie streckte die Hand nach hinten zum Rücksitz aus. Sofort begann Peabody zu knurren.
»Ruhig«, sagte Paige. Sie zog die Glock aus dem Schulterholster. »Vor zwei Wochen das letzte Mal abgefeuert. Schießstand an der Hopkins.« Sie griff hinter sich und holte die .357 mit dem kurzen Lauf aus dem Hosenbund. »Smith & Wesson AirLite.«
»Nett.« Stevie wog sie auf der Handfläche. »Damit liebäugele ich auch gerade.«
»Passt überall.« Paige zog eine weitere AirLite aus dem Knöchelhalfter. »War ein Sonderangebot«, erklärte sie trocken, als Grayson eine Augenbraue hochzog.
Stevie roch auch an den beiden Läufen, überprüfte Zylinder und Abzug, dann gab sie sie Paige zurück. »Lizenz?«
»Selbstverständlich. Ich habe im Rucksack eine Kopie davon. Wollen Sie auch die Messer sehen? Ich habe fünf bei mir.«
»Nicht nötig. Sie sind bemerkenswert gut bewaffnet, Paige. Warum das?«
»Ich bin vergangenen Sommer überfallen worden. Dabei wurde ich angeschossen. Meine Freundin auch.« Paige wartete, dass die Enge in
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