Todeskleid: Thriller (German Edition)
Du wirst wie üblich entlohnt.«
Was bedeutete, dass eine große Menge Geld auf ein Überseekonto überwiesen werden würde. Schnell und effizient. Doch selbst nach all den Jahren fühlte sich das noch seltsam an. »Danke.«
»Noch etwas. Wer könnte von den ›Daten‹, die Sandoval aufbewahrt hat, außerdem betroffen sein?«
»Keine Ahnung. Schließlich habe nicht ich ihn bezahlt, sondern Sie. Weiß er, wer Sie sind, oder haben Sie Verkleiden gespielt?« Er biss sich auf die Zunge. Behalte deinen Sarkasmus für dich, oder auch du »begehst« irgendwann Selbstmord.
Erneutes Schweigen, dann, nach einer Weile: »Ich habe mich getarnt.«
»Dann sollten Sie sich keine Sorgen machen«, gab er zurück.
»Gut. Ich melde mich.«
Ja, tu das. Um Denny, diesen Trottel, der belastende Beweise zurückbehalten hatte, tat es ihm nicht leid. Damit hatte er sein eigenes Todesurteil unterschrieben. Und wofür? Erpressung wäre einem Selbstmord gleichgekommen, und eine Sicherheit hätte er nicht gebraucht, wenn er einfach nur den Mund gehalten hätte.
Um Elena Muñoz allerdings tat es ihm schon leid. Eine Schande, dass sie ihren Mann nicht hatte vergessen können. Hätte sie einfach ihr Leben weitergelebt, wäre sie jetzt nicht tot. Und ich hätte einen dunklen Fleck weniger auf meiner Seele.
Dienstag, 5. April, 6.20 Uhr
Drei und zwei und eins. Mit einem Ächzen hievte Grayson Smith das Gewicht zurück auf den Ständer. Hundertdreißig Kilo waren ihm früher irgendwie leichter vorgekommen. Allerdings war er früher auch jünger gewesen. Er ging inzwischen stark auf die vierzig zu, was ihn weit mehr störte, als er erwartet hätte.
Er ließ die Schultern kreisen und nickte seinem Trainingspartner zu. Als sei nichts gewesen, nahm Ben den Faden wieder auf.
»Also rennt der blöde Mistkerl los«, erzählte er weiter, »und wirft die Knarre in den verdammten Abwasserkanal.« Ben verzog angewidert das Gesicht. »Es wird ewig dauern, bis ich den Gestank aus meinen Schuhen wieder raushabe!«
»Hast du die Waffe denn gefunden?«
»Klar! Der Bursche ist ein Wiederholungstäter. Den einzulochen dürfte für dich ein Kinderspiel sein.«
Was Grayson von den Detectives schon öfter gehört hatte, als er zählen konnte. Dummerweise brachte man die Kerle dann doch nicht so locker hinter Gitter, wie man hätte meinen sollen. Nichtsdestoweniger hatte Grayson eine der besseren Verurteilungsquoten im Büro der Staatsanwaltschaft vorzuweisen. Das Wissen, dass er Mistkerle wie den, dem Ben gerade die Handschellen angelegt hatte, wegsperren konnte, sorgte dafür, dass er nachts schlafen konnte. Meistens jedenfalls.
»Es wird mir ein Vergnügen sein.« Grayson packte die Hantelstange und bereitete sich seelisch auf den letzten Satz vor. Er hatte gerade drei Wiederholungen gestemmt, als überall im Studio die Handys klingelten und das Geplauder verebbte.
In einem Sportcenter voller Polizisten war das ein verdammt schlechtes Zeichen.
Grayson legte die Hantelstange ab und setzte sich auf. Es schien, als würden die Anrufe vor allem den Officers aus den östlichen Stadtbezirken gelten. »Was ist denn da los?«
»Keine Ahnung«, murmelte Ben. Er wartete, bis der Mann, der neben ihnen trainierte, sein Handy weggesteckt hatte. »Und? Was gibt’s, Profacci?«
Profacci setzte sich in Richtung Duschen in Bewegung. »Heckenschütze. Das Opfer ist eine Frau in einem Minivan. Der Sergeant ruft alle Leute zusammen, um nach dem Täter zu suchen. Toller Start in den Tag, wirklich.«
Einen Moment lang sagte Grayson nichts. Seine Gedanken rasten zurück zu dem Tag vor zehn Jahren, als Heckenschützen den Großraum Washington terrorisiert hatten. Keiner der Morde geschah in Baltimore oder der unmittelbaren Umgebung, aber das ganze Gebiet lebte drei Wochen lang in Angst und Schrecken. Bis man die beiden Täter schließlich gefasst hatte, waren zehn Menschen gestorben und drei weitere lebensbedrohlich verletzt worden.
Grayson sah Ben an. »Ich hoffe nur, es ist nicht das, was wir gerade alle befürchten«, sagte er; dann wandte er sich an die Frau am Empfang. »Sandi, kannst du den Nachrichtensender einschalten?«
Sandi drückte auf die Fernbedienung, und auf dem Sechzig-Zoll-Plasmabildschirm, der an der Wand befestigt war, wechselte die Übertragung des Hockeyspiels vom vergangenen Abend mit einem Reporter vom Lokalsender ab, der vor einem großen Schild stand. Brae Brooke Village Apartments war darauf zu lesen.
Als Grayson den Reporter erkannte,
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