Todeskleid: Thriller (German Edition)
mich. Sondern um Elena.
Paige saß wie erstarrt am Reifen des Minivans und umklammerte Peabody. Ihre Pistole drückte im Rücken, aber sie rührte sie nicht an. Die Polizei hatte noch keine Entwarnung gegeben, und sie und Peabody würden sich nicht eher regen, bis das geschehen war.
Der Cop hatte gedroht, den Hund zu erschießen. Paige schauderte. Aber nur, weil du in Gefahr warst, meldete sich die Stimme der Vernunft in ihrem Kopf. Sie hatte dort gestanden wie ein Reh im Scheinwerferlicht, doch die Kugel des Scharfschützen war haarscharf an ihr vorbeigeflogen. Er wollte nicht mich treffen. Er wollte Elena töten.
Die Kugel hatte nur ein kleines Loch in Elenas Stirn hinterlassen, die Austrittswunde dagegen war nicht so klein, Hirnmasse war aus Elenas Hinterkopf herausgespritzt.
»Ist sie verletzt?«, fragte eine Frau.
»Ich glaube nicht!«, antwortete eine männliche Stimme. »Burke. Burke! Verdammt noch mal, bleiben Sie hier.«
»Falls sie getroffen wurde, wird sie nicht verbluten. Nicht, solange ich hier bin.«
»Verdammt, Burke!« Die Stimme des Mannes klang wütend. »Ich lasse Sie suspendieren.«
Paige zuckte zusammen, als sie dicht neben sich ein Geräusch hörte. Burke, oder wer immer sie war, ging neben ihr in die Hocke. Peabody knurrte. Er will mich beschützen. Erschöpft lehnte sie sich gegen ihn.
»Sind Sie verletzt?«, fragte Burke leise.
»Nein«, murmelte Paige. »Bin ich nicht.« Heute nicht.
»Ganz ruhig«, sagte Burke sanft. »Ich will ihr nichts tun, Kumpel. Name?«
»Peabody«, sagte Paige dumpf. »Das ist Peabody.«
»Ihr Name ? «, wiederholte Burke.
Paige musste sich konzentrieren. »Paige Holden.«
»Okay, gut. Ich bin Dr. Burke. Ich muss wissen, ob mit Ihnen alles in Ordnung ist.«
»Wieso?«
»Weil Sie so aussehen, als seien Sie verletzt worden.«
Paige zog die Brauen zusammen und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. »Nein, ich meine, wieso sind Sie als Ärztin hier?«
»Weil ich im praktischen Jahr bin und Erfahrungen sammeln will«, antwortete die Frau überrascht. »Paige, sind Sie verletzt?«
Paige zog schaudernd die Luft ein. »Nein, mit mir ist alles in Ordnung.«
»Warum umklammern Sie dann Ihre Schulter?«, fragte Burke freundlich.
Weil sie so brennt, wollte Paige hervorstoßen, aber … die Schulter brannte ja gar nicht. Sie öffnete vorsichtig die Augen und sah, dass ihre rechte Hand um ihre linke Schulter gekrampft war. Die nicht brannte. Nicht mehr. Nicht wie sie es jedes Mal tat, wenn sie schweißgebadet aus dem Alptraum erwachte und der Schmerz abebbte, sobald sie sich bewusst wurde, wo sie war. Nicht in Minneapolis. Sie lag nicht blutend auf dem Boden, Theas tote Augen auf sich gerichtet.
Wir sind hier in Baltimore. Und heute gehörten die toten Augen Elena Muñoz. Déjà-vu, Baby, spottete die Stimme. Wenn du Mist baust, dann aber richtig.
Paige befahl ihren Muskeln, sich zu entspannen. Sie ließ die Hand sinken, strich dabei leicht über ihren Mantel und ließ sie schließlich auf ihrem Knie ruhen. Der USB-Stick war noch da. Verborgen in ihrer Tasche. Und so würde es bleiben. Keine Polizei. Das hatte sie Elena versprochen.
Zumindest bis ich weiß, was passiert ist. Paige holte tief Luft und wappnete sich gegen das, was sie im Grunde bereits wusste. »Ist sie tot?«
»Ja«, antwortete Burke. »Tut mir leid.« Sie war jung, vielleicht ein paar Jahre jünger als Paige. Ihre Augen blickten ruhig. Über der Windjacke trug sie eine kugelsichere Weste.
Was ihr verdammt viel nutzen würde, wenn jemand auf ihren Schädel zielte.
»Sie hätten sich nicht zu mir setzen sollen. Der Mann hat gesagt, er wird Sie suspendieren lassen.«
»Für diese arme Frau da kann ich nichts mehr tun, aber ich denke nicht daran, eine weitere Person zu verlieren.«
»Und was machen wir jetzt?«
Burke zuckte die Achseln. »Wir warten auf die Freigabe.«
2. Kapitel
Dienstag, 5. April, 6.40 Uhr
Paige stieß erleichtert die Luft aus, als sie hörte, dass Entwarnung gegeben wurde.
»Gott sei Dank«, murmelte Burke. »Kommen Sie. Wir kümmern uns um Sie.«
»Nein.« Aufwallende Panik schnürte Paige die Kehle zu. »Nicht ins Krankenhaus.«
»Es geht ganz schnell«, versicherte ihr Burke. »Wir machen Sie ein bisschen sauber, checken die Vitalfunktionen … bloß um uns zu vergewissern, dass mit Ihnen alles okay ist.«
»Mit mir ist alles okay. Ich möchte einfach nur nach Hause.« Sie griff nach Peabodys Leine und versuchte aufzustehen, aber ihre Knie waren
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