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Todeskleid: Thriller (German Edition)

Todeskleid: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskleid: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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uniformierter Officer rannte zu ihr und zog seine Waffe, als der Hund mit gefletschten Zähnen einen Satz auf ihn zumachte.
    Passanten und Gaffer ergriffen schreiend die Flucht, doch die Frau stand immer noch dort und starrte wie gebannt auf den Tumult. Dann blinzelte sie plötzlich und sah zu dem Polizisten hinüber, der die Waffe auf den Rottweiler gerichtet hatte. Sie packte seine Leine und rannte mit ihm auf die Beifahrerseite des Vans, wo sie in Deckung ging, einen Arm um den Hund gelegt, die Augen geschlossen. Wieder zoomte die Kamera auf ihr Gesicht.
    Grayson hätte nicht sagen können, ob die Nässe auf ihrem Gesicht von Regen oder Tränen herrührte. Wahrscheinlich von beidem.
    Nun teilte sich der Bildschirm und zeigte auf einer Seite wieder Radcliffe, auf der anderen die Nachrichtensprecherin des Senders, deren entsetzte Miene echt zu sein schien.
    »Das sind in der Tat außergewöhnliche Aufnahmen«, sagte die Sprecherin ernst. »Die arme Frau. Wir schalten wieder zu unserem Reporter Phin Radcliffe. Wie geht es der Samariterin, Phin?«
    »Sie ist anscheinend unverletzt«, antwortete Radcliffe. »Die Polizei hat das Gebiet noch nicht wieder freigegeben, obwohl bisher keine weiteren Schüsse gefallen sind. So bald wie möglich werden wir versuchen, Zeugen zu interviewen und natürlich die tapfere Frau, die ihr Leben riskiert hat, um dem Opfer zu helfen.«
    »Vielen Dank, Phin«, sagte die Nachrichtensprecherin, dann blickte sie wieder in die Kamera. »In der Zwischenzeit zeigen wir Ihnen ein weiteres Video, das erst vor wenigen Minuten von einem zufälligen Beobachter bei YouTube hochgeladen wurde. Es zeigt das Geschehen aus einem anderen Blickwinkel. Wieder möchte ich Sie darauf hinweisen, dass die folgenden Aufnahmen sehr drastische Szenen enthalten, die nicht für jedermann geeignet sind.«
    Das Video, das nun gezeigt wurde, war sehr viel körniger und eindeutig mit einem Handy gefilmt. Der Mann, der das Handy hielt, schimpfte auf den zähnefletschenden Hund, »das Vieh«, das ihn davon abhielt, näher an die Szenerie heranzukommen. Die Handykamera fokussierte das Opfer, und obwohl der Sender auch hier eingegriffen hatte, um die Frau am Steuer unkenntlich zu machen, war doch deutlich zu erkennen, gegen welche Unmengen an Blut die dunkeläugige Helferin anzukämpfen hatte.
    »Ach du Schande«, sagte Ben. »Seht euch nur den Wagen an. Der ist ja völlig durchsiebt. Sie wurde schon vor dem Unfall beschossen. Anscheinend wollte jemand ganz sichergehen, dass die Frau auch wirklich tot ist.«
    Aber Grayson hörte ihn kaum. Nein. Sein Verstand versuchte auszublenden, was seine Augen sahen, doch sein Herz hämmerte bereits mit beunruhigender Schnelligkeit. Das kann nicht sein. Aber es war so. Das Opfer hatte den Arm der schwarzäugigen Frau gepackt, die Hand war knapp unter der verschwommenen Bildhälfte sichtbar. Selbst derart blutig war der Ring am Mittelfinger des Opfers zu erkennen. Er war einzigartig. Das Kreuz mit den vier verbreiterten Enden. In der Mitte der große Stein.
    Es ist nicht derselbe Ring. Das kann einfach nicht sein.
    »Ich muss los«, sagte Grayson. Er ließ Ben und Sandi vor dem Fernseher stehen, ging in die Umkleide und rief auf seinem Smartphone YouTube auf.
    Heckenschütze Baltimore tippte er ins Suchfeld ein. Das Video war bereits tausendmal angeklickt worden. Wie er es erwartet hatte, hatte der Mann, der das Filmchen aufgenommen hatte, keinesfalls etwas unkenntlich gemacht. Das Gesicht des Opfers war erkennbar – für ihn, für die ganze Welt, für ihre Familie.
    »O Gott«, flüsterte er und starrte in das schmerzverzerrte Gesicht.
    Er kannte diese Frau, hatte sie vor nicht einmal einer Woche gesehen, als sie in sein Büro gekommen war, um ihn anzuflehen, das Verfahren gegen ihren verurteilten Mann wieder aufzurollen.
    Wieder zuckte Grayson zusammen, als der Schuss kam.
    Elena Muñoz war tot.
    Dienstag, 5. April, 6.20 Uhr
    »Miss? Miss? Sind Sie getroffen? Brauchen Sie Hilfe?«
    Paige konnte den Mann hören, hielt aber dennoch die Augen fest geschlossen. Ihre Schulter brannte, als die Erinnerungen in ihr hochkamen und die Bilder durcheinanderwirbelten. Dennoch war alles, was vor ihrem inneren Auge auftauchte, glasklar.
    Sie biss die Zähne zusammen, um nicht zu antworten: Ja, ich wurde getroffen. Nur nicht heute. Niemand musste wissen, was vor neun Monaten geschehen war, dass es Tage gegeben hatte, an denen sie um ihre geistige Gesundheit gebangt hatte. Denn hier geht es nicht um

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