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Todeskleid: Thriller (German Edition)

Todeskleid: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskleid: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Profi sein. Präzise antworten. Als sei das Ganze einer anderen Person geschehen. Sie würde ihre Fragen beantworten und im Gegenzug Hilfe erhalten.
    Sie zuckte zusammen, als die Mine ihres Bleistifts brach, mit dem sie geistesabwesend in ihr Notizbuch gekritzelt hatte.
    Als sie aufsah, stellte sie fest, dass Bruder Joseph sie nach wie vor mit finsterem Blick anstarrte.
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du aufhören würdest, so zu tun, als wollte ich gleich das Familiensilber klauen«, sagte sie.
    »Ich habe nichts dergleichen gedacht«, erwiderte er ruhig. Seine Stimme klang wie ein dumpfes Grollen. »Im Gegenteil: Ich finde, dass du dich erstaunlich gut hältst.«
    Unwillkürlich berührte sie den Verband an ihrem Hals. Die Wunde tat noch immer weh. »Ich werd’s überleben. Das zumindest habe ich den anderen voraus.«
    »Verdammt richtig, du wirst es überleben. Grayson hat mir mehr als deutlich gemacht, dass er mich mindestens vierteilt, sollte dir etwas zustoßen. Also lasse ich dich nicht aus den Augen. Und sag jetzt bitte nicht: ›Ich kann gut auf mich selbst aufpassen.‹«
    Sie furchte leicht spöttisch die Stirn, doch dann sagte sie: »Du hast ja recht. Leider kann ich das nicht mehr.«
    Er zuckte die Achseln, dann wühlte er in seiner Hosentasche und holte eine Rolle Lutschbonbons hervor. »Butter-Rum. Noch nicht offen, also garantiert fusselfrei. Willst du eins?«
    Das kam so unerwartet, dass sie lachen musste. »Gern.« Sie nahm sich ein Bonbon und ließ sich einen Moment Zeit, ihn genauer zu betrachten, während auch er sie weiterhin ansah. Der Mann wirkte unnachgiebig und irgendwie steif, aber seine Augen waren freundlich. »Wer bist du überhaupt?«, fragte sie schließlich.
    »Nur Graysons Bruder«, antwortete er leichthin.
    »Er sagt, du arbeitest für die Regierung«, fuhr sie fort. »FBI? CIA? NSA? Die Forschungsbibliothek des US-Kongresses können wir wohl ausschließen.«
    Jetzt musste er grinsen. »Doch, ich lese durchaus. Aber es ist das FBI.« Er bedachte sie mit einem warnenden Blick. »Frag jetzt nicht weiter.«
    »Wow. Da habe ich ja einen teuren Babysitter.«
    Joseph zuckte die Achseln. »Grayson hat mich gestern Nacht angerufen, nachdem du eingeschlafen warst. Er hat sich Sorgen gemacht, und ich war der Ansicht, er habe auch allen Grund dazu. Und das war noch vor der Geschichte mit dem Jungen.«
    »Hat er dir erzählt, was los ist?«
    »Was geschehen ist, ja. Von dir dagegen hat er kein einziges Wort erwähnt. Als er mich nun also bat, bei dir zu bleiben, bin ich logischerweise neugierig geworden.«
    »Logischerweise«, murmelte Paige, die gar nicht daran dachte, seine Neugier zu befriedigen. »Und was hältst du von dem Fall Muñoz?«
    »Ich denke, dass ihr zwei da in einen verdammten Bockmist reingeraten seid.« Er nickte in Richtung ihres Notizblocks. »Bist du mit deinen Überlegungen weitergekommen?«
    Sie sah stirnrunzelnd auf ihre Kritzeleien. »Ich habe über die Bandbreite dieser Geschichte nachgedacht. Wie viele Leute daran beteiligt sind. Zumindest Sandoval ist bezahlt worden, wahrscheinlich auch andere. Man muss schon über ein stattliches Vermögen verfügen, um mir nichts, dir nichts so viel Geld zu verschleudern.«
    »Die meisten Gäste auf der Party damals hätten die fünfzig Riesen als Spielgeld betrachtet.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist, wenn man eine solche Summe als Spielgeld betrachtet.« Sie sah sich um. Graysons Stadthaus war eine hochwertige Immobilie voller Antiquitäten. Eine verstörende Vorstellung. »Du?«
    »Was?«, fragte Joseph, dessen Augen wieder kühl geworden waren.
    »Betrachtest du fünfzigtausend als Spielgeld?«
    »Nein.« Und nach einem Moment fügte er hinzu: »Und Grayson tut das auch nicht.«
    Ihr war klar, worauf er damit anspielte. Zornig fauchte sie: »Ich bin nicht hinter seinem Geld her. Ich mag vielleicht zwei Jobs haben, um mich über Wasser zu halten, aber finanziell stehe ich tatsächlich auf eigenen Beinen.«
    »Ich weiß«, erwiderte er ruhig. »Ich habe nämlich Erkundigungen über dich eingezogen. Und ich finde es ungemein merkwürdig, dass Grayson das nicht getan hat.«
    Und ich kann dich nicht leiden. Aber natürlich sagte sie nichts. »Na gut. Du machst dir Sorgen um deinen Bruder, und dafür hast du ein paar fette Bonuspunkte verdient, aber nun kannst du beruhigt zu deiner Familie zurückrennen und ihr versichern, dass ich es nicht auf sein Geld abgesehen habe. Tatsächlich sind er und ich nicht einmal …«

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