Todeskleid: Thriller (German Edition)
die Stirn. »Hast du ihnen erzählt, dass du den Schützen zu kennen glaubst?«
»Ja, und auch darüber sind sie nicht froh. Bist du bereit?«
»Klar«, sagte sie grimmig. »Dann mal los.«
Die Männer im Raum standen auf, als sie eintraten. Stevie saß auf einem der Hocker an der Bar, die die Kitchenette vom Wohnbereich der Suite trennte.
Paige betrachtete nacheinander die Gesichter der Männer, dann nickte sie. »Ich bin Paige Holden.«
Stevies Chef neigte den kahlen Kopf. »Das wissen wir bereits.«
»Lieutenant Hyatt«, stellte Grayson ihn vor. »Er ist Leiter der Mordkommission. Zu seiner Linken Polizeikommandant Williams, rechts Lieutenant Gutierrez von der Dienstaufsichtsbehörde.« Er wies auf den Mann, der im Türrahmen zum Badezimmer stand. »Sergeant Doyle, ebenfalls Innere Angelegenheiten.« Dann eine Geste zu einem Mann, der Abstand zu den anderen hielt. »Und mein Chef, Charlie Anderson.«
Der darauf bestanden hatte, ebenfalls dabei zu sein, aber bisher untypisch wenig gesagt hatte. Dass Grayson nicht wusste, welche Absichten Anderson verfolgte, machte ihn noch gereizter.
Paige schob den Rucksack von ihrer Schulter. »Sie haben bestimmt alle noch etwas anderes zu tun, böse Buben fangen zum Beispiel. Wenn wir also einfach anfangen könnten?«
Hyatt zog einen Holzstuhl unter dem Esstisch hervor und stellte ihn dem Sofa gegenüber. »Miss Holden, wenn Sie so freundlich wären.«
Grayson kniff die Augen zusammen. Trotz der höflichen Formulierung stand außer Frage, dass Hyatt versuchte, Paige in eine Art Verhörsituation zu bringen. Paiges Lächeln blieb freundlich. »Bei allem Respekt, ich möchte lieber stehen – nehmen Sie ruhig den Stuhl. Obwohl er nicht ganz so gemütlich aussieht wie der Sessel, auf dem Sie eben gesessen haben.«
Die Männer starrten sie einen Moment lang stumm an, dann gab Gutierrez eine Art Grunzen von sich. »Ich habe entzündete Fußballen, ich setze mich.«
Nacheinander nahmen alle wieder Platz, und zwar auf Sofa und Sessel. Aus dem Augenwinkel sah Grayson, dass Stevie grinste. Hyatt war nicht unbedingt ihr Lieblingskollege, aber sie war eine gute Polizistin und respektierte die Befehlskette. Hyatt verschränkte die Arme und machte sich keine Mühe, seine Verärgerung zu verbergen. Paige hatte sich hier keinen Freund gemacht, sich aber deutlich im Rudel positioniert.
Gut gemacht. Grayson lehnte sich gegen die Küchentheke. Er war entschlossen, falls nötig, sofort einzugreifen. Paige wirkte entspannt, aber er wusste es besser. Ihre Fäuste, die sie immer wieder ballte und entspannte, verrieten sie. Inzwischen wusste er, mit welchen Methoden sie versuchte, sich selbst zu beruhigen.
Dann erzählte Paige die ganze Geschichte aus ihrer Sicht und endete mit dem Angriff auf Logan und seine Mutter. Danach nahm sie sich einen Moment Zeit, den Männern nacheinander in die Augen zu sehen. »Das ist alles«, sagte sie schließlich.
»Wohl kaum, Miss Holden«, widersprach Hyatt provokativ. »Ihre Behauptung, die Polizei sei in den Fall Muñoz verwickelt und habe mit dem Tod der Frau und einer unrechtmäßigen Verhaftung zu tun, ist schwerwiegend und folgenreich. Doch offensichtlich wird es Ihnen zur Gewohnheit, die Polizei zu beschuldigen.«
So nicht!, dachte Grayson und wollte gerade einschreiten, als Paige das Wort ergriff.
»Meine damalige Anschuldigung gegen zwei Polizistinnen ist vor Gericht bewiesen worden«, erklärte sie ruhig.
»Hier haben wir es aber mit einem anderen Gericht zu tun«, gab Gutierrez zu bedenken. »Ihre Glaubwürdigkeit muss außer Frage stehen.«
Sie hob das Kinn. »Und was würde mich in Ihren Augen glaubwürdiger machen? Sir?«
»Was hat im vergangenen Sommer Ihrer Meinung nach den Überfall auf Sie und Ihre Freundin ausgelöst?«, fragte Polizeikommandant Williams freundlich, aber Grayson ließ sich nicht täuschen. So wie Hyatt den bösen Cop spielte, mimte Williams den guten. Und Paiges wütendes Funkeln machte deutlich, dass auch sie das erkannt hatte.
»Falls Sie damit andeuten wollen, ich hätte den Angriff provoziert, dann täuschen Sie sich«, erwiderte sie kalt. »Die vier Angreifer, von denen zwei zufällig im Polizeidienst standen, tragen die alleinige Verantwortung für die Tat.«
»Warum erzählen Sie uns nicht, was geschehen ist, Miss Holden?«, fragte Williams noch immer freundlich.
Ihre Kiefermuskeln verspannten sich. »Es steht alles in Ihren Polizeiberichten.«
»Ich würde es lieber aus Ihrem Mund hören«, sagte
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