Todeskleid: Thriller (German Edition)
fragte er verdutzt.
»Jetzt nicht. Ich muss zuerst mit dir reden.«
»Worüber?«
»Ich hatte früher so einige Männer, und dann habe ich miterlebt, wie meine Freundin Olivia ihren Mr. Right gefunden hat, und verstanden, was mir entgeht. Damals habe ich beschlossen, keine weiteren Fehler zu machen.«
»Und jetzt fürchtest du, ich wäre Mr. Wrong?«
»Vielleicht. Auf alle Fälle wollte ich, dass du das weißt, bevor wir einen Schritt weitergehen.«
»Es ist doch noch viel zu früh …« Er verstummte, als er sah, wie sich ihr Mund zu einem schiefen Grinsen verzog.
»Ich glaube nicht an Liebe auf den ersten Blick. Aber zwischen uns beiden ist definitiv etwas – Anziehungskraft, Faszination, Begierde. Wenn du offen für eine vernünftige Beziehung bist, dann würde ich gerne sehen, wohin uns das führt. Liebend gerne sogar. Aber wenn du das nicht willst … dann wird es nichts mit uns.«
»Ich will keine feste Beziehung«, stieß er hervor.
»Und warum nicht?«
Darauf wusste er nichts zu erwidern.
Das Funkeln in ihren Augen erlosch. Sie räusperte sich. »Ich denke, das sagt mir alles, was ich wissen wollte.«
Er spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Panik stieg in ihm auf. »Ich lasse dich heute Nacht nicht allein. Ich schlafe auf dem Sofa, wenn dir das lieber ist«, beharrte er, doch er stand nicht auf.
Sie zögerte, dann sagte sie: »Ich schlafe besser, wenn du bleibst.«
»Gut. Dann bleibe ich. Ich verspreche dir, dich nicht wieder anzufassen.«
Sie nickte steif. »Danke. Dann … lass uns jetzt schlafen.« Sie drehte ihm wieder den Rücken zu. Ihr ungleichmäßiger Atem verriet ihm, dass sie mit den Tränen kämpfte.
Er drehte sich auf den Rücken. Wie schaffte er es bloß, immer so einen phänomenalen Mist zu bauen? Er wusste nicht, wie lange er dort gelegen und an die Decke gestarrt hatte, als sie plötzlich wieder sprach, ohne sich allerdings zu ihm umzudrehen.
»Ich muss dir was gestehen. Wenn ich nicht gerade einen Alptraum habe, schlafe ich sehr leicht. Alles Mögliche weckt mich. Gespräche. Telefonate. In Autos. Über Carly.«
Carly? Carly! Das Gespräch mit seiner Mutter. Was genau hatte er im Auto gesagt? »Du hast gehört, wie ich mit meiner Mom telefoniert habe.«
»Ja. Du meintest, sie würde mich mögen. Und sie solle mir bloß nichts verraten. Was?«
»Du hättest dich bemerkbar machen müssen«, sagte er verärgert.
»Ich weiß. Verzeih mir bitte. Ich hätte nicht lauschen dürfen.«
»Und nun denkst du, ich würde es dir erzählen? Einfach so?«
»Keine Ahnung«, sagte sie verzagt. »Vielleicht. Ich habe dir schließlich alles von mir erzählt.«
»Das ist etwas ganz anderes.« Ungehalten schwang er die Beine aus dem Bett und blieb, den Rücken zu ihr gedreht, auf der Bettkante sitzen. »Verdammt noch mal, Paige. Dazu hattest du kein Recht!«
»Ja, das weiß ich, und ich habe mich dafür entschuldigt. Jetzt reg dich bitte ab, schließlich kenne ich dein Geheimnis nicht und werde es auch nie erfahren, denn das ist die einzige Nacht, die du in meinem Schlafzimmer verbringen wirst.«
»Das klingt ja fast wie ein Vorwurf!«
»Ist es aber nicht. Schließlich warst du so ehrlich, mir zu sagen, dass du keine Beziehung mit mir möchtest.« Sie räusperte sich. »Lass uns jetzt ein bisschen schlafen. Bald wird es hell.« Sie rutschte wieder unter die Decke und zog sie bis zum Kinn hoch. »Geh oder bleib, aber entscheide dich schnell.«
Er zögerte, dann legte er sich wieder neben sie und atmete tief durch. »Ich kann dir auf jeden Fall verraten, dass ich nichts Illegales getan habe. Du hast keinen Grund, dich vor mir zu fürchten.«
Sie rollte sich so weit herum, dass sie ihn ansehen konnte, und ihr Blick war neugierig und misstrauisch zugleich. »Wie kommst du denn auf die Idee, dass ich Angst vor dir kriegen könnte?«
Er zuckte die Achseln.
Eine kurze Zeit sah sie ihm fest in die Augen, dann drehte sie sich wieder auf die Seite, und innerhalb weniger Minuten atmete sie gleichmäßig tief. Als er schon glaubte, sie wäre eingeschlafen, schob sie plötzlich ihre Finger in seine. »Komm zur Ruhe, Grayson. Ich stelle keine Frage mehr, die du mir nicht beantworten willst.«
Er atmete auf, doch ein Gefühl der Erleichterung wollte sich nicht einstellen.
Mittwoch, 6. April, 6.30 Uhr
Adele erwachte von Darrens Gebrüll. »Rusty, verdammt und zugenäht! Was hast du gemacht?«
Sie hastete die Treppe hinunter. »Darren, was ist pas…?« Abrupt blieb sie am Fuß
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