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Todeskommando Solar

Todeskommando Solar

Titel: Todeskommando Solar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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enttäuscht, Joan nicht weniger.
    „Ist das alles?“
    Keefauver nickte grinsend.
    „Es liegt an Ihnen. Warum haben Sie nicht intensiver gedacht?“
    Eugenio runzelte die Stirn.
    „Wollen Sie damit sagen …?“
    Keefauver nickte.
    „Genau das! Was Sie auf dieser Platte sehen, sind photographierte Gedanken!“
    Joan seufzte tief, Eugenio ließ sich auf den Stuhl fallen, vor dem er gerade stand.
    Schweigen erfüllte den Raum. Niemand wagte, an Keefauvers Worten zu zweifeln. Und dennoch besagten sie etwas derart Ungeheuerliches, daß das Gehirn sich sträubte, die Erkenntnis aufzunehmen.
    „Wie sind Sie darauf gekommen?“ fragte Eugenio nach langen Minuten. Seine Stimme klang heiser und sein Gesicht war unnatürlich blaß.
    „Ganz einfach“, antwortete Keefauver, und trug dem Ernst der Situation dadurch Rechnung, daß er zu grinsen aufhörte: „Etwas im See beeinflußte offensichtlich unsere Gedanken. Was Gedanken beeinflussen kann, muß strukturmäßig ebenfalls ein Gedanke sein. Das war meine erste Vermutung. Die irdische Wissenschaft von der Telepathie hat sich bis jetzt kaum aus dem Stadium der Pseudowissenschaft herausgearbeitet. Noch vor hundert Jahren betrachtete man sie mit denselben scheelen Augen wie die Astrologie. Ihre Erkenntnisse sind auch im Augenblick nicht weiter gediehen, als daß sie mit einiger Berechtigung behaupten kann, die Energie des menschlichen Gedankens lasse sich durchaus unter die bisher bekannten Energiearten einreihen. Es wird gesagt, daß jeder Gedanke von einem allerdings schwachen elektromagnetischen Wechselfeld begleitet sei. Niemand vermag etwas über die Wellenlänge der Strahlung auszusagen; aber es ist unbestreitbar, daß sie nachgewiesen werden kann.
    Das ist genau das, was wir getan haben. Allerdings haben wir Glück gehabt, unverschämtes Glück. Mac ist genau im richtigen Augenblick gestolpert. Genau im richtigen Augenblick geriet er vor die richtige Platte und empfand die instinktive Angst eines Menschen, der von einem Stein abrutscht und hinfällt. Diese Angst ist so stark und gedanklich so intensiv, daß sie, wie wir gesehen haben, selbst durch längeres, angestrengtes Denken nicht ersetzt werden kann.“
    „Woran haben Sie gedacht, Eugenio?“
    „An das Haus meiner Eltern in Siena“, antwortete Eugenio trübe.
    Keefauver nickte.
    „Man sollte annehmen, daß dieses Objekt zu intensivem Denken anregt. Und doch war Macs kurze Angst, als er von dem Stein herunterfiel, viel stärker, so daß seine Gedanken die Platte tief schwärzten, während Eugenios Gedankengänge nur eine leichte Trübung hervorriefen.“
    Er sah Joan und Eugenio der Reihe nach an.
    „Verstehen Sie das?“ fragte er zweifelnd.
    Eugenio nickte, Joan schüttelte den Kopf.
    „Sicher“, sagte sie mit matter Stimme. „Ich glaube es, wenn Sie es sagen; aber es ist alles so ungewohnt und unbegreiflich.“
    Keefauver lachte.
    „Natürlich. Seit Jahrtausenden hält sich verkrampft die Vorstellung, daß die menschliche Fähigkeit zu denken etwas ganz Absonderliches, Einmaliges und Unvergleichliches sei. Vor fünfhundert Jahren wäre jeder in Europa verbrannt worden, der Mut gehabt hätte, zu behaupten, auch das Gehirn unterliege den allgemeingültigen Regeln der Chemie und Physik, und auch die gedankliche Energie lasse sich unbedenklich in die Reihe der bekannten Energiearten einordnen. Dabei …“
    „Aber wo bleibt dann das Wunder“, fragte Joan, „das der Mensch als Krone der Schöpfung doch eigentlich darstellen sollte?“
    „Das Wunder“, gab Keefauver bissig zurück, „hat sich reduziert. Wir wissen, daß unser Universum weder in räumlicher, noch in zeitlicher Sicht unendlich ist. Es gibt einen Anfang. Alles, was nach dem Anfang kommt, läßt sich mit menschlicher Logik erfassen. Nach dem Anfang gibt es kein Geheimnis, das der Mensch nicht im Laufe der Zeit ergründen könnte.
    Das große Wunder ist der Anfang selbst. Niemand weiß, wie er zustandegekommen ist, und voraussichtlich wird es auch niemals jemand wissen.
    Befriedigt Sie das, Joan?“
    Joan hob die Schultern.
    „Ich bin sehr verwirrt; aber ich glaube, ich werde mich damit abfinden können.“
    „Beruhigen Sie sich“, redete Keefauver ihr zu. „Das Wunder ist dadurch nicht kleiner geworden. Im Gegenteil: wenn man sich einmal klargemacht hat, woraus es eigentlich besteht, erscheint es einem noch größer und bedeutender!“
     
    *                    *
    *
     
    „Wenn wir wissen wollen, womit wir es hier

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