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Todeskommando Solar

Todeskommando Solar

Titel: Todeskommando Solar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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von seinem Entschluß ab.
    Er richtete sich auf, als Joyce den Raum betrat.
    „Madame“, sagte er in der Art von Fröhlichkeit, die man an ihm gewohnt war, „ich möchte einen kleinen Erkundungsgang unternehmen. Haben Sie etwas dagegen einzuwenden?“
    Joyce kniff die Augen zusammen und sah ihn an. Selbst unter den halbgeschlossenen Augenlidern hindurch erkannte Eugenio das irisierende, unstete Funkeln.
    „Sie scheinen sich nicht sehr verändert zu haben, wie?“ fragte sie.
    Eugenio hob die Schultern.
    „Warum sollte ich, Madame? Ich bin nach wie vor Ihr ergebener Diener!“
    Joyce hatte das Stadium längst verlassen, in dem ihr solche Worte zu schmeicheln pflegten.
    „Ich traue Ihnen nicht, Italiener!“ sagte sie leise. „Sie werden keinen Erkundungsgang machen. Aber Sie können mit Gwedlyn zusammen hinausgehen und ein paar Eisblöcke hereinholen. Wir brauchen frisches Wasser!“
    Eugenio nickte.
    „Auch gut. Natürlich helfe ich Gwedlyn!“
    Gwedlyn stand auf und öffnete den Lagerverschlag des Zeltes.
    „Nimm!“ bellte er grob und reichte Eugenio einen Eispickel.
    Er selbst nahm zwei leere Plastiksäcke zur Hand. Sie zogen sich die Schutzanzüge über und verließen das Zelt. Eugenio entgingen die mißtrauischen, feindseligen Blicke nicht, mit denen Joyce ihn bis zur Schleusentür begleitete.
    Gwedlyn übernahm die Führung. In der Nähe des Zeltlagers war die Seeoberfläche schon so sehr aufgerissen, daß von dort Eis nur unter Schwierigkeiten zu holen war.
    „Wir gehen ein Stück weiter hinaus!“ knurrte Gwedlyn unfreundlich.
    „Von mir aus!“ gab Eugenio zurück, und er war um keine Spur freundlicher.
    Das Zeltlager verschwand im Dunst des trüben Neptun-Nachmittags. Nur die Zeltspitzen leuchteten rot herüber.
    Eugenio war überzeugt, daß sie von drüben niemand mehr beobachten konnte. Er griff den Pickel an der Spitze, blieb stolpernd einen halben Schritt zurück und schlug Gwedlyn den Stiel mit voller Wucht über den Kopf.
    Gwedlyn machte keinen einzigen Schritt mehr. Er fiel polternd hin, wo er zuletzt den Fuß aufgesetzt hatte.
    Sofort war im Helmempfänger Joyces lautes Geschrei: „Gwedlyn! Was ist?“
    Sie hatte den dumpfen Schlag gehört, mit dem der Pickelstiel Gwedlyns Helm traf. Eugenio wußte, daß es keinen Zweck hatte, sie zu täuschen. Wenn es überhaupt jemand gab, der selbst durch den Helmfunk Stimmen erkennen konnte, dann war es Joyce.
    Eugenio begann zu laufen. Er war sich darüber im klaren, daß Joyce ihn sofort verfolgen lassen würde, und in diesem Fall waren seine Chancen nicht allzu groß.
    Er hatte einen gewissen Vorsprung; aber wahrscheinlich würde es Joyce nicht schwerfallen zu erraten, daß er sich zum Schiff wandte. Und vom Zeltlager war der Weg zum Einschnitt in der Hügelkette kürzer als von seinem Platz aus.
    Trotzdem versuchte er es. Vor langen Jahren, als er noch als gesitteter Junge auf eine Schule ging, hatte er gelernt, lange Strecken zu laufen, ohne außer Atem zu kommen, und er versuchte, sich an diese Technik zu erinnern.
    Es gelang ihm nur halb; aber gegen das Gekeuche seiner Verfolger, das er nach wenigen Minuten im Helmempfänger hörte, war sein Atmen kaum zu vernehmen.
    In der grauen Finsternis erkannte er, daß Joyces Leute kaum zwanzig Meter hinter ihm waren. Im Laufen begann er zu grinsen. Der Kampf war gewonnen!
    Plötzlich jedoch tauchte in seinem Gehirn die Frage auf, warum er eigentlich vor den Leuten davonrenne. Bevor Eugenio sich darüber klarwurde, hatte die fremde Macht von seinem Gehirn Besitz ergriffen und hemmte seinen Lauf.
    Er strauchelte und stürzte. Seine Beine gehorchten ihm nicht mehr. Verzweifelt versuchte er, den fremden Willen zu unterdrücken.
    Mühsam kam er auf die Beine.
    Bleib liegen! drängte es in ihm.
    Aber sein Mund schrie: „Weiterlaufen!“
    Taumelnd lief er an. Hinter ihm gellten die triumphierenden Schreie der Verfolger.
    „Wir haben ihn gleich!“ schrie der vorderste.
    Eugenio nahm kaum noch wahr, wie vor ihm aus dem Dunst eine verwaschene Gestalt auftauchte, die eine Schnellfeuerwaffe in der Armbeuge trug.
    Er stolperte erneut und blieb liegen. Über ihn hinweg gellte eine scharfe Stimme: „Zurück! Oder ich schieße!“
    Im Halbbewußtsein hörte Eugenio das enttäuschte Wutgeheul der Verfolger. Keefauver gab einen Warnungsschuß über ihre Köpfe hinweg ab.
    Da wandten sie sich um und trotteten enttäuscht zurück.
    „Sie haben vergessen“, lachte Keefauver fröhlich, während er Eugenio wieder auf

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