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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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nagte an seiner Unterlippe. »Das würde bedeuten,
dass wir es gar nicht mit einem rechtsradikalen oder ausländerfeindlichen
Hintergrund zu tun haben. Vielleicht besteht Interesse, uns das weismachen zu
wollen.«
    »Das sind jetzt sehr gewagte Thesen.«
    Lüder lächelte. »Diese Denkweise habe ich von meinem
Chef gelernt.«
    Nathusius war nicht anzumerken, ob er sich durch
dieses Lob geschmeichelt fühlte. »Wenn an dieser Vermutung etwas wahr sein
sollte, dann ist Holl entweder nur das Ende einer falschen Fährte, oder der
große Unbekannte hat uns durch die Inszenierung mit der Schachfigur Merseburger
auf den Mann hinweisen wollen. Dann müssen wir seinen Lebenslauf auf den
Wahrheitsgehalt abklopfen. So schließt sich der Kreis.«
    »Wenn nicht alles, womit man uns vorsichtig steuern
wollte, geplant ist, dann haben wir es mit lauter Zufälligkeiten zu tun.
Andernfalls sitzt am anderen Ende ein beachtlicher Stratege am Reißbrett, der
uns zutraut, so zu denken, wie wir es jetzt getan haben.«
    Der Kriminaldirektor wiegte ganz leicht den Kopf. »Bis
auf eine Schleife, mein lieber Lüders. Ihren letzten Gedanken hat er uns nicht
zugetraut. Er konnte sich nicht vorstellen, dass wir seinen Faden aufnehmen und
mit eigener Fantasie ausschmücken können. Das ist unser Vorteil.«
    Lüder war wieder einmal überrascht, welch konstruktive
Gedanken man mit dem brillanten Analytiker Nathusius austauschen konnte. Schon
oft hatten sie in brisanten Momenten durch gemeinsames Brainstorming die
scheinbar abwegigsten Theorien entwickelt, von denen viele sich letztlich als
zutreffend erwiesen hatten.
    »Das sind aber noch nicht alle Merkwürdigkeiten«,
sagte der Kriminaldirektor. »Bei mir hat sich ein Oberst vom MAD gemeldet.«
    »Was will der Geheimdienst der Bundeswehr von uns?«
    »Sie haben beim Militärischen Abschirmdienst angefragt
und wollten Informationen zu der verwendeten Munition. Der Mann aus Köln hat
mir zu verstehen gegeben, dass der MAD es als abwegig ansieht, wenn man solche Fragen an ihn richtet. Es wäre ein
Unding, auch nur im Entferntesten den Verdacht zu hegen, dass der MAD mit solchen Waffen Umgang hat,
geschweige denn, dass Mitarbeiter des Dienstes an Straftaten beteiligt wären.«
    Lüder lehnte sich zurück. »Das ist spannend. In meiner
Anfrage habe ich nur nach der Verwendung der Spezialmunition gefragt und die
beiden Morde unerwähnt gelassen. Wieso bezieht sich der MAD jetzt auf die Straftaten?«
    »Es sieht so aus, als hätte der Herr Oberst bei seiner
Antwort an mich nicht aufgepasst und ein wenig mehr über seinen Wissensstand
verraten, als er wollte.«
    »Oder er liest die Zeitung mit den großen Buchstaben
und hat sich seinen Teil zusammengereimt.«
    »Außerdem hat sich das Verteidigungsministerium
gemeldet.«
    »Was haben die Ihnen erzählt?«
    »Nicht mir«, sagte Nathusius nachdenklich. »Die sind
den offiziellen Weg über das Innenministerium gegangen. Von dort kam die
›stille Post‹ über den Umweg des Leiters des LKA bei mir an. Jedenfalls verwahrt sich Berlin gegen solche Anfragen und glaubt,
dass es den nachgeordneten Landespolizeibehörden nicht zusteht, unqualifizierte
Vermutungen aufzuwerfen, die eine Einmischung in die Belange der Bundeswehr und
eine Störung der inneren Sicherheit der Bundesrepublik bedeuten könnten.«
    »Haben Sie sich jetzt versprochen?«, fragte
Lüder.
    Nathusius schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein. Auch
mir ist der Widerspruch aufgefallen. Aber ich habe keine Antwort darauf. Wieso
berührt eine Frage an die Bundeswehr die innere Sicherheit? Bisher wird
in der Politik stets betont, die Bundeswehr sei nur für Einsätze außerhalb
Deutschlands zuständig. Ihre harmlos klingende Anfrage nach der Munition hat
eine harsche Reaktion ausgelöst. Jedenfalls haben wir noch eine ganze Reihe
offener Punkte zu klären.«
    »Und wenn sich alles als ganz anders erweisen sollte«,
sagte Lüder grinsend zum Abschied, »dann war es heute zumindest ein spannender
intellektueller Spaziergang durch die Welt des Bösen.«
    »Und das wohnt manchmal ganz nah. Kriminaldirektor Dr.
Starke aus Flensburg hat sich beschwert, dass Sie die Ermittlungsarbeiten der
dortigen Mordkommission behindern.«
    »Hat sich Frau Dobermann bei ihrem Vorgesetzten
ausgeweint und der hat Sie angerufen?«
    »Nicht mich. Dr. Starke hat den Oberstaatsanwalt
angerufen. Und Brechmann ist Ihnen alles andere als wohlgesonnen.«
    »Irgendwann weisen wir dem nach, dass er korrupt ist«,
sagte Lüder und

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