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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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stand auf.
    »Jetzt aber raus.« Der Kriminaldirektor zeigte mit dem
Daumen in Richtung Tür. Dabei spielte ein mildes Lächeln um seine Mundwinkel.
    Lüder tippte mit dem Druckknopf des Kugelschreibers
rhythmisch auf seine Schreibtischplatte. Klack, klack. Es war merkwürdig, dass
man in einem Gespräch Überlegungen anstellen konnte, die einem logisch
nachvollziehbar erschienen, und wenn man sich die Theorie noch einmal allein
durch den Kopf gehen ließ, tauchten plötzlich wieder Zweifel auf. Es machte
keinen Sinn, die Bemühungen auf die Suche nach demjenigen zu konzentrieren, der
– aus welchem Grund auch immer – eine so vertrackte Sache eingefädelt hatte.
Außerdem, und das hatten Nathusius und er nicht erörtert, fehlte das Motiv
hinter dem Ganzen.
    Er wählte noch einmal das Generalkonsulat in Hamburg
an. Doch Mr. Myers ließ sich wieder verleugnen. Lüder war zornig. Im ersten
Moment erwog er, am folgenden Tag an die Alster zu fahren und in dem aufgrund
der Bauweise auch »Little White House« genannten Gebäude auf eine Erklärung der
Amerikaner zu drängen. Doch das konnte er sich sparen. Das Konsulat war
exterritoriales Gelände, und er hatte keine Möglichkeit, bis zu Myers
vorzudringen. Schon gar nicht konnte er einen Vertreter des Konsulats zur
Auskunft zwingen. Und über seine Unfreundlichkeiten, die er bei seinem Anruf
von sich gegeben hatte, lachten die Konsularleute nur.
    Lüder begann, auf mehreren Zetteln die bisherigen
Erkenntnisse zu notieren, und versuchte, sie durch das Verändern der Position
auf der Tischplatte in eine nachvollziehbare Verbindung zu bringen. Aber es
ergab alles keinen Sinn. Steffen Meiners passte nicht ins Bild. Immer wieder
stellte sich die Frage, warum der Familienvater ermordet worden war.
    Dankbar registrierte Lüder die Unterbrechung durch das
Telefon. Es war ein Anruf, der von außerhalb des Polizeinetzes kam. Der
Teilnehmer hatte von der Möglichkeit der Rufnummernunterdrückung Gebrauch
gemacht.
    »Lüders.«
    » Hello. Mein Name ist George Hunter von der
Botschaft der Vereinigten Staaten in Berlin.« Der Mann sprach ein flüssiges
Deutsch mit hörbarem amerikanischem Akzent. »Sie haben bei unserem
Generalkonsulat in Hamburg Erkundigungen nach einem angeblichen Bürger unseres
Landes angefordert?«
    »Hat man die Anfrage der Zuständigkeit halber nach
Berlin weitergegeben?«, fragte Lüder zurück.
    Doch Hunter ging nicht darauf ein. »Ich bin zufällig
in Norddeutschland. Wäre es Ihnen recht, wenn wir uns treffen würden? Es lässt
sich von Angesicht zu Angesicht sicher besser reden.«
    »Norddeutschland ist groß. Wo sind Sie genau?«
    »Ich mache ein wenig Urlaub auf Sylt und genieße das
Leben. Habe ich recht, dass Sie in Kiel sind?«
    »Das ist zutreffend.«
    »Dann treffen wir uns doch auf halbem Wege. Sie kennen
sich besser aus. Wo wäre das?«
    Lüder überlegte. »Wann?«, fragte er.
    »Von mir aus noch heute.«
    Das würde bedeuten, dass Lüder erneut quer durch das
Land fahren müsste. Er sah auf die Uhr. »Schön. Sagen wir, in zwei Stunden. In
Husum. Dort gibt es das Hotel ›Altes Gymnasium‹. Wir könnten dort miteinander
zu Abend essen. Wie erkenne ich Sie?«
    »Ich werde Sie schon ausmachen«, sagte Hunter. »Bis
später.«
    Das war eine interessante Wendung. Es schien, als hätte
Mr. Myers in Hamburg die Anfrage an die Botschaft weitergeleitet. Warum
kümmerte sich plötzlich Berlin um diesen Vorgang? Es war üblich, dass Belange,
die Bürger eines anderen Staates betrafen, durch die Konsulate bearbeitet
wurden.
    Einer Eingebung folgend rief Lüder bei der Husumer
Kripo an. Große Jäger war sofort am Telefon.
    »Ich habe in zwei Stunden einen Termin mit einem
Vertreter der amerikanischen Botschaft in Husum vereinbart. Es scheint, als
wenn der Mann mir etwas über den unbekannten Toten aus Husum erzählen möchte.
Hast du Zeit?«
    »Warum hat er Ihnen nicht gleich gesagt, was er weiß«,
brummte der Oberkommissar. »Aber wenn es Ihnen Vergnügen bereitet, so sind Sie
herzlich in Husum willkommen. Wo?«
    »Im Hotel ›Altes Gymnasium‹. Das kennst du sicher.«
    »Blöde Frage. Auch wenn ich dort selten mein
Feierabendbier trinke. Okay. Ich werde in zwei Stunden dort sein. In welchem
der beiden Restaurants?«
    Das hatte Lüder nicht bedacht. »Wir werden sehen«,
erwiderte er ausweichend und wunderte sich, dass Große Jäger ihn weiter siezte,
nachdem Lüder dem Oberkommissar nach dem Einsatz bei Merseburger das Du
angeboten hatte.
    Lüder

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