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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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»Sie sollten Ihre Energie für
andere Dinge verwenden.«
    »Ich verstehe Sie nicht. Wer sind Sie?«
    Erneut erklang das Lachen. »Mein Name tut nichts zur
Sache. Ich möchte Sie nur davon abhalten, in eine falsche Richtung zu laufen.«
    Lüder hatte den Eingang zum Gebäude erreicht und blieb
im Windfang stehen. »Dank meiner Jahre als Fähnleinführer bei den Pfadfindern
habe ich mich noch nie verlaufen. Aber vielleicht können Sie ein wenig
deutlicher sprechen.«
    »Stellen Sie sich nicht dumm, Lüders. Sie bewegen sich
in einem Ring, der nicht ihrer Gewichtsklasse entspricht. Bleiben Sie in der
Regionalliga.«
    »Sie wollen mir sicher sagen, dass ich auf etwas
gestoßen bin, das jemandem nicht behagt? Das finde ich gut. Herzlichen Dank für
den Hinweis. Ich freue mich über jede Unterstützung.«
    »Sie erzählen dummes Zeug. Weder mit Zynismus noch mit
Selbstüberschätzung kommen Sie weiter. Es gibt Dinge, da hat die Polizei nichts
zu suchen. Wie gesagt – Sie sind Regionalliga. Setzen Sie sich wieder hinter
Ihren Schreibtisch und überlassen Sie die Dinge, die Sie nichts angehen, denen,
die mehr davon verstehen. Ich wiederhole mich nicht. Bleiben Sie gesund. Sie
und Ihre Familie.« Dann hatte der Anrufer das Gespräch abrupt beendet.
    Lüder starrte noch eine Weile auf sein Handy, als
würde er dort eine Erklärung für diesen merkwürdigen Anruf finden. Seine
private Rufnummer war nur einem ausgewählten Kreis bekannt, Familie, engen
Freunden und wenigen Stellen des LKA .
Was wollte der Unbekannte bezwecken? Glaubte er wirklich, Lüder mit einer vagen
Andeutung von der weiteren Ermittlungsarbeit abhalten zu können? Kaum. Es wäre
das erste Mal, dass er sich erpressen lassen würde. Schon gar nicht durch eine
allgemein gehaltene Drohung. Lüder steckte sein Mobiltelefon in die Tasche
zurück und suchte Nathusius auf.
    Der Kriminaldirektor hörte sich den aktuellen
Zwischenbericht an.
    »So, wie Sie es schildern, klang es nicht wie eine
ernst zu nehmende Drohung. Obwohl es unklar scheint, was der Anrufer damit
bezwecken wollte. Er wird nicht davon ausgehen, dass wir uns einschüchtern
lassen«, sagte Nathusius.
    »Das vermute ich auch. Deshalb bleibt mir der Sinn des
Anrufs verborgen. Es klingt, als wollte uns jemand darauf hinweisen, dass es
auch noch andere an der Auflösung Interessierte gibt und man es gern sehen würde,
wenn wir die Ermittlungen anderen überlassen würden.«
    Nathusius sah nachdenklich auf das Bild seiner Ehefrau
Beatrice, das auf seinem Schreibtisch stand. Dann blickte er Lüder an. »Das ist
eine weitgehende Vermutung. Nur weil die Täter eine nicht alltägliche Munition
verwendet haben, können wir noch keinen nachrichtendienstlichen Hintergrund
vermuten.«
    »Gesicherte Beweise gibt es dafür nicht. Aber eines
der Opfer scheint früher in der US -Army
gedient zu haben.«
    »Und welche Verbindungen zu diesem Milieu soll der
ermordete Familienvater aus Heide gehabt haben?«, gab der Kriminaldirektor zu
bedenken.
    »Darauf habe ich auch keine Antwort. Steffen Meiners
hat ein bürgerliches Leben geführt. In seiner ganzen Vita gibt es nicht eine
Auffälligkeit.«
    »Und wie verhält es sich mit diesem Holl, den Sie
vorhin besucht haben?«
    »Der hat mir eine rührselige Lebensgeschichte erzählt.
Es ist erstaunlich, dass er sich gleich in dieser Weise offenbart hat. Er hat
sich dabei nicht einmal meinen Ausweis zeigen lassen. Andererseits lebt er seit
kurz nach der Wende im Westen.«
    »Haben Sie untersucht, ob der Mann ein ›Schläfer‹ ist?
Er stammt aus der ehemaligen DDR .
Dort könnte man ihm einen getürkten Lebenslauf verpasst haben, der bei der
Allmacht des ehemaligen Staatsicherheitsdienstes keine nachprüfbaren Lücken
aufweist«, sagte Nathusius.
    »Ich werde der Sache nachgehen. Ebenso rätselhaft ist,
wie der minderbemittelte Merseburger an die Telefonnummer Holls gekommen ist
und warum er ihn bedroht hat. Der Möchtegernnazi ist für mich nur ein kleines
Licht, das in seiner Beschränktheit benutzt wird und es nicht merkt. Diese
ominöse Organisation ›Germanische Gilde‹ ist noch nirgendwo in Erscheinung
getreten. Es mag sein, dass sie nur in der Fantasie Merseburgers existiert.«
    »Der wird sich das, so wie Sie ihn dargestellt haben,
bestimmt nicht ausgedacht haben. Vielmehr hat ihm das jemand souffliert.«
    »Ich gehe auch davon aus, dass Merseburger als
willfähriges Objekt fremdgesteuert ist. Als nützlicher Idiot erfüllt er kleine
provokative Aufgaben.« Lüder

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