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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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den Menschen in Schleswig und an der Schlei
ein Atomkraftwerk vor die Haustür zu bauen.
    Der Oberkommissar rieb sich die Hände. »Jetzt haben
wir zumindest einen Ansatzpunkt.«
    Lüder blieb stehen. »Mir kommt eine Idee. Ich werde
noch einmal zur Reinigung zurückgehen.« Er warf einen schnellen Blick auf Große
Jäger. »In der Zwischenzeit kannst du deine Tabaksucht befriedigen.«
    Fünf Minuten später war Lüder zurück und schwenkte ein
Schlüsselbund. »Die Wohnungsschlüssel der Holls.«
    »Donnerwetter«, staunte der Oberkommissar. »Unter
welchen Drohgebärden hat die Frau die herausgerückt?«
    »Charme«, sagte Lüder lächelnd. »Frau Holl hat keine
Einwände, wenn wir den Tintenstrahldrucker mitnehmen.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Ich möchte wissen, ob mit diesem Gerät der anonyme
Brief an mich gedruckt wurde.«
    »Glaubst du, Holl steckt hinter dieser Schweinerei mit
deinem Sohn?«, empörte sich Große Jäger.
    »Ich meine das Schreiben, mit dem uns die Identität
des Husumer Opfers mitgeteilt wurde.«
    »Hm. Also verfolgst du doch die Theorie, dass Holl
mehr weiß, als er uns verraten möchte. Aber welche Rolle spielt er?«
    »Das möchte ich auch gern wissen. Doch dazu muss er
erst noch ein paar Fische fangen, bevor er sich zurücktraut. Und inzwischen
legen wir unsere Netze aus.«
    Als sie sich an der Wohnungstür zu schaffen machten,
erschien die blonde Nachbarin, mit ihrer Zigarette zwischen den Fingern
wedelnd, und fragte: »Was machen Sie da? Wieso dringen Sie in die Wohnung ein?«
    »Wir haben den Schlüssel von Frau Holl«, erklärte
Lüder.
    »Handwerker«, schob Große Jäger nach.
    Die Nachbarin musterte die beiden Polizisten kritisch.
Dem Oberkommissar schien sie es abzunehmen. Aber Lüder passte nicht in ihre
Vorstellungen. Das hatte auch Große Jäger mitbekommen. Er zwinkerte der Blonden
zu, hielt die linke Hand vor den Mund und raunte der Frau leise zu, indem er
mit dem Daumen der rechten über die Schulter auf Lüder wies: »Mein Chef. Der
möchte nachsehen, ob ich Bockmist verzapft habe.«
    »Und? Haben Sie?«, flüsterte die Nachbarin zurück.
    Große Jäger schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht. Ich
bin einfach solide. Was ich anfasse, das flutscht.«
    »Das glaube ich. So, wie Sie aussehen. So was brauchen
wir. Haben Sie mal ‘ne Karte von Ihrer Firma?«
    »Hat er«, sagte der Oberkommissar und sah Lüder
hinterher, der inzwischen die Tür geöffnet und in die Wohnung eingetreten war.
»Ich steck sie nachher in den Briefkasten.« Große Jäger senkte seine Stimme
noch ein wenig ab. »Und meine Handynummer schreib ich hintendrauf.«
    »Oh, prima«, freute sich die Blonde. »Bis später.«
Dann verschwand sie wieder in ihrer Wohnung.
    Vom kleinen Flur gingen fünf Türen ab. Bad und Küche
wirkten ebenso sauber und aufgeräumt wie die anderen Räume. Es machte fast den
Eindruck, als hätten die Holls ihre Wohnung einer gründlichen Reinigung
unterzogen, da sie Besuch erwarteten.
    Im Schlafzimmer lag über den gemachten Betten eine
akkurat gelegte Tagesdecke, die Kacheln des Wohnzimmertisches waren geputzt,
die Sofakissen in der Mitte mit einem Knick versehen, und an den Topfpflanzen
auf der Fensterbank fand sich kein welkes Blatt. Sogar die Fernsehzeitung lag
ausgerichtet an der Kante des Beistelltisches.
    »Ein echter Saubermann, dieser Holl«, lästerte Große
Jäger und ging in das Kinderzimmer. Auch hier herrschte Ordnung und Sauberkeit.
Dennoch war es die Einrichtung, in der ein junger Mann gelebt hatte. Es wirkte
auf die beiden Beamten, als hätte der Sohn sein Zimmer nur kurz verlassen. Auf
dem Schreibtisch, den Achim früher sicher für seine Schularbeiten genutzt
hatte, stand der Computer, ein Standardmodell aus dem Elektronik-Supermarkt.
Der Drucker befand sich gleich daneben.
    »Manchmal verfluche ich meine Eltern, weil ich eine
schlechte Kinderstube hatte«, murmelte Große Jäger und begann, Schranktüren und
Schubladen zu öffnen. »Ich kann meine Neugierde einfach nicht im Zaum halten.«
    »Dann müssen wir Brüder sein«, erwiderte Lüder und
setzte sich vor den Rechner. Er war nicht erstaunt, dass er ohne
Passwortabfrage direkt ins Windows XP gelangte. Vor wem hätte Holl seine Daten auch schützen sollen? Auf der
Festplatte fanden sich nur wenige Daten. Die Kopien von Briefen an die
Hausverwaltung und den örtlichen Stromlieferanten, die Reklamation einer
Lieferung an ein Versandhaus und der Entwurf einer Geburtstagskarte zum
Sechzigsten für »die liebe

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