Todesläufer: Thriller (German Edition)
Frau verscheuchte die Gespenster der Vergangenheit: »Ruf lieber unsere Botschaft an, damit die uns hier rausholen …«
Sie schloss die Tür und beraubte ihn damit des atemberaubenden Anblicks ihres Körpers.
»Außer Polizeihubschraubern und der Air Force One gehen zurzeit ohnehin keine Flieger.«
»Mr. Zerdaoui … hatten Sie jemals Zweifel an Personen aus Ihrem direkten Umfeld?«
Die lauernde Frage des FBI -Mannes kam ihm in Erinnerung. Um den Gedanken zu verscheuchen, konzentrierte er sich, so gut er konnte, auf das Geschehen auf dem Bildschirm.
Doch dann stellte er den Ton leiser, nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer, die er von einer Visitenkarte ablas.
»Ja, guten Tag … ich würde gern mit Mr. Benton sprechen.«
Er musste sich überwinden, diesen Mann anzurufen. Ein unausstehlicher Typ, geradezu feindselig. Außerdem, da hatte Zahra gar nicht unrecht, war nicht auszuschließen, dass Benton den unverhofften Glücksfall nutzte, um ihn erneut in Gewahrsam zu nehmen. Aber sein Entschluss stand fest. Diesmal würde er nicht tatenlos zusehen, dass die Terroristen zuschlugen, auch wenn dies nicht sein Land war.
Im Leben eines jeden Mannes gab es einen Zeitpunkt, an dem er die Dinge analysieren und darüber reden musste, und einen anderen, da es handeln hieß. Der war seiner Überzeugung nach jetzt gekommen.
Nach einer ihm endlos scheinenden Wartezeit meldete sich schließlich jemand an der anderen Seite der Leitung.
»Und Sie wissen nicht, wann man ihn erreichen kann? … Nein, nein, ich möchte keine Nachricht hinterlassen … Danke.«
Nachdem er aufgelegt hatte, zog er ein Paar neue Turnschuhe sowie eine dicke Tuchjacke an. Mit drei Schritten war er an der Badezimmertür und schob sie vorsichtig auf, als wollte er seine Frau in ihrer Privatsphäre überraschen.
Sie fuhr zusammen.
»Spinnst du? Mir solch einen Schrecken einzujagen!«
Sie saß in Unterwäsche auf dem Badewannenrand und balancierte auf den Knien ein Notebook, das sie blitzschnell zuklappte. In einer Hand hielt sie etwas, das aussah wie eine Kreditkarte.
»Was machst du?«
»Nichts … ich hab meine Konten überprüft. So ein Ausflug nach New York ist ja ganz nett, aber die Kostenerstattung, die wir von Aaron bekommen, deckt unsere Ausgaben nicht.«
»Was für ein Unsinn. Wir sitzen seit gestern hier fest, da hast du diesmal gar keine Gelegenheit, deine Kreditkarte in Nobelboutiquen zum Glühen zu bringen …«
»Ich war schon vor unserer Abreise in den Miesen«, verteidigte sie sich gereizt.
Vergeblich suchte er ihren Blick.
»Ich gehe jetzt.«
»Wohin?«, fragte sie zerstreut und mehr der Form halber. »Etwa zum FBI ?«
»Nein, in die Third Avenue. Zur Heimatschutzbehörde. Soweit ich gehört habe, wird die Untersuchung von dort aus geführt. Vielleicht sind die Leute da ja eher bereit, mich anzuhören.«
Sie zuckte zusammen.
»Wie du meinst …«
»Ich geh jetzt, Zahra.«
Sie machte ihrem Unmut Luft: »Schon gut, ich hab verstanden … Vermutlich kann dich nichts, was ich sage, davon abbringen.«
»So ist es.«
Er beugte sich über sie und fragte: »Bekomme ich keinen Kuss?«
»Doch, doch … natürlich.«
Sie erwiderte seinen Kuss mit gespitzten Lippen, beide Hände auf dem Computer, und sah ihm nach, ohne sich aus dem Badezimmer zu rühren.
Kaum war er fort, versuchte sie mehrmals eine Internetverbindung herzustellen, doch immer vergebens.
»Hier Mrs. Zerdaoui, Zimmer 502. Ich komme nicht mehr ins Internet …«
Die Dame am Empfang teilte ihr mit, dass irgendwo an der Küste von New Jersey eine Computerzentrale von Todesläufern gesprengt worden sei und seither ein Teil der Nachbarstaaten keinen Zugang mehr zum Netz habe. Ihres Wissens sei man dabei, die Verbindungen wiederherzustellen, die Sache werde zweifellos bald behoben sein, sicherlich im Laufe des Nachmittags. Zahra erwiderte nichts, sondern begnügte sich damit, den Laptop sorgfältig in seiner Tasche zu verstauen.
Keine zehn Minuten später wurde dreimal an ihre Zimmertür geklopft. Der riesige Schatten Aaron Bernsteins füllte den ganzen Türrahmen. Offenbar fand Zahra Zerdaoui nichts dabei, ihn so spärlich bekleidet zu empfangen. Er warf einen raschen Blick über ihre Schulter, dann schob er sie mit der flachen Hand ins Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
»Endlich«, flüsterte er mit breitem Lächeln.
Er warf sie leichthändig aufs Bett, als wäre sie nicht schwerer als ein Kopfkissen. Dann legte er seinen Kopf ohne weiteres
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