Todesläufer: Thriller (German Edition)
durch die weiten Maschen des Netzes schlüpfen, war da nicht sonderlich weit hergeholt.
»Davon abgesehen bezweifle ich sehr, dass sich Nitropenta hinter einer Stahlumhüllung entdecken ließe.«
Darauf bedacht, trotz allen Grolls seinen Anteil an der Ermittlung zu leisten, teilte Benton seinen Kollegen mit, was er über den Stoff und dessen therapeutischen Nutzen erfahren hatte. Auch in dieser Beziehung hatten die Drahtzieher des Komplotts nichts dem Zufall überlassen.
Um einen erneuten Zusammenstoß mit Liz zu vermeiden, verschwieg er allerdings, was er schon vor einiger Zeit von seinen Kontakten beim britischen Geheimdienst erfahren hatte: Es gab auch manipulierte Brustprothesen, die mit eben diesem konzentrierten Sprengstoff in flüssiger Form befüllt waren. Eine dadurch ausgelöste Detonation würde Verwüstungen ungeahnten Ausmaßes anrichten.
14 UHR 40 – NEW YORK – HUDSON STREET
»Ich hasse diese Gegend!« | »Ich hasse diese Gegend!«
Halb verlegen, halb verschwörerisch lächelten Liz und Sam einander zu, nachdem beide ihren Gefühlen spontan mit denselben Worten freien Lauf gelassen hatten. Sich einander plötzlich so nah zu fühlen, und das unter nicht gerade angenehmen Umständen, löste bei beiden kurz eine gewisse Beklemmung aus.
Schon seit jeher haben viele Speditionen und Logistikfirmen ihren Sitz am südwestlichen Rand von Greenwich Village in der Gegend um die Hudson Street, ganz in der Nähe des Flusses, dessen Namen sie trägt. Auf einer Fläche von vier oder fünf Häuserblocks konzentrieren sich die Logistikzentren aller bedeutenden Speditionsunternehmen des Landes. Allein die Lagerhallen und Abfertigungsterminals von UPS , die den Entladekais am Hudson am nächsten liegen, nehmen einen ganzen Block ein.
Auf der Straße wimmelte es vor schokoladenbraunen Lastwagen mit den drei goldenen Buchstaben. Der Großteil stand mit geöffneten Hecktüren an der Laderampe.
Ein ganzes Heer braun gekleideter Verladearbeiter unterschiedlichster ethnischer Herkunft war mit Sackkarren und Gabelstaplern dabei, die Fahrzeuge zu beladen.
Der Vorarbeiter, an den man sie verwiesen hatte, zeigte sich ziemlich zugeknöpft.
»Nun ja …«, nuschelte er um den zerkauten Bleistift in seinem Mundwinkel herum. »Keine Ahnung, was sich in den einzelnen Paketen befindet. Bei den riesigen Mengen, mit denen wir es hier zu tun haben, hätten wir gar nicht die Zeit, uns auch noch darum zu kümmern.«
Liz ging nicht weiter auf die pikierte Gereiztheit des Mannes ein.
»Das kann ich mir vorstellen. Aber gesetzt den Fall, jemand will sich am Inhalt bestimmter Pakete zu schaffen machen, dann gibt es doch sicher eine Möglichkeit, das unauffällig zu tun, oder?«
»Pff, nein, ich wüsste nicht … hier ist früher so viel weggekommen, dass alle Trennwände entfernt worden sind. Jetzt passt jeder auf jeden auf.«
Sie hatte den Eindruck, als sei ihm das alles andere als recht. Vielleicht hatte auch er früher seinen Vorteil davon gehabt, dass aus der ungeheuren Fülle der durchgeschleusten Waren gelegentlich etwas verschwand.
»Könnten Sie für uns nach etwas suchen?«
»Und was?«
»Haben Sie hier im Lager eine Lieferung für eine Firma namens H Mech-Tech?«
»Hmm, mal sehen.«
Er gab den Namen auf der virtuellen Tastatur seines Tablet-Rechners ein. Auf dem Bildschirm erschien die Seite eines Tabellenkalkulationsprogramms, auf der sämtliche seit Anfang des Jahres für den Importeur der Schrittmacher bestimmten Lieferungen verzeichnet waren.
»Nein, zurzeit hab ich nichts da.«
Mit seinem schmutzigen Zeigefinger wies er auf eine leere Zeile in der Tabelle.
»Wäre es möglich, Sendungen vor der Auslieferung auszutauschen? Zum Beispiel gegen andere Pakete aus dem Ausland?«, fragte Sam.
»Wann denn?«
»Ich weiß nicht, vielleicht während des Beladens?«
»Denkbar ist das. Aber planen lässt sich so was meiner Ansicht nach nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil wir im rollierenden System arbeiten. Anweisung der Geschäftsleitung. Ein Lagerist oder Verladearbeiter ist nie zwei Schichten hintereinander für denselben Kunden tätig. Er kann also nie im Voraus wissen, mit was für Waren er es zu tun hat. Außerdem würde ich sofort misstrauisch, wenn einer bei einer bestimmten Schicht eingesetzt werden wollte. Ich würde da nicht mitmachen.«
Dieses Verfahren war in der Tat geeignet, systematische Unterschlagung und Betrug zu verhindern. Alles andere hätte Sam auch außerordentlich überrascht. Sich auf ein
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