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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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darstellte – immerhin würde er sich in Reichweite von tragbaren Raketenwerfern des Typs RPG befinden.
    Trotz der vergleichsweise großen Höhe fiel den Insassen auf, dass das Leben am Boden nicht seinen üblichen Gang ging. Auf den Straßen sah man keine Fahrzeuge, die Parkplätze waren leer. Überall stiegen Rauchsäulen auf … Wären die Zeugnisse menschlichen Tuns nicht gewesen, hätte man annehmen können, die Landschaft sei in einen Urzustand zurückgekehrt, wie er vor dem Eintreffen des weißen Mannes auf dem Kontinent geherrscht hatte. Was er in seinem Gepäck mitgebracht hatte, Gesetze, Kultur und Fortschritt, durfte man natürlich nicht geringschätzen. Immerhin war die Nation erst dadurch Stück für Stück zu ihrer heutigen Macht und Größe herangewachsen, erst dadurch hatte sie es vermocht, auf der ganzen Welt für ihr Ideal von Freiheit zu werben.
    Doch beim Anblick eines Sees oder einer urtümlichen Prärielandschaft befiel Stanley Cooper bisweilen eine tiefe Sehnsucht nach dem Naturzustand aus der Zeit vor dem Sündenfall , der Zeit, bevor die Europäer ins Land gekommen waren.
    Die Maschine ging langsam auf der Hauptlandebahn des Militärstützpunkts nieder. Der sich weit ins Umland erstreckende Lebanon State Forest zeigte, dass die Großstadt weit entfernt lag.
    Mehrere gepanzerte Limousinen warteten auf dem Rollfeld. Als das Flugzeug zum Stillstand kam, entstieg einer von ihnen Edgar Wendell und ging langsam der Gangway entgegen. Das Protokoll verlangte, dass er zu warten hatte, bis der Präsident die Stufen herabgestiegen war, bevor er ihn offiziell empfangen konnte.
    Mitten auf der Treppe fasste sich Cooper an die Brust, für einen kurzen Moment verzerrte sich sein Gesicht vor Schmerz. Als er am Fuß der Gangway ankam, begrüßte er seinen Gastgeber mit einem gezwungenen Lächeln.
    Wendell hielt ihm die Hand hin.
    »Mr. President …«
    »Danke Edgar, dass Sie gekommen sind. Angesichts der Umstände wäre das wirklich nicht nötig gewesen.«
    Damit man mir hinterher einen Strick daraus dreht? Der New Yorker Bürgermeister schluckte die spitze Bemerkung herunter, die ihm auf der Zunge lag.
    »Ich bitte Sie, Sir, das ist doch selbstverständlich.«
    Angesichts der Situation und der üblichen Phrasendrescherei wirkten beide Männer gleichermaßen verkrampft. Wendell beschränkte sich darauf, kurz die Auswirkungen des Ausgangsverbots im Großraum New York zusammenzufassen, was der Präsident mit neutralem Nicken zur Kenntnis nahm. Und am Abend sollten sie Seite an Seite am selben Tisch dinieren? … Es war eine Situation, vor der es vermutlich beiden im tiefsten Inneren graute.
    Harold Benjamin folgte dem Präsidenten wie ein Schatten, unübersehbar darauf bedacht, sich kein noch so geringfügiges beunruhigendes Symptom entgehen zu lassen. Die First Lady und die ältere Tochter taten es ihm gleich. Lediglich Samantha, die noch zu jung war, als dass sie die Bedeutung des Geschehens vollständig hätte erfassen können, zeigte sich begeistert von dem Ausflug nach New York. Sie hüpfte und rannte herum und wurde von den Bodyguards im dunklen Blazer mit dem gebührenden Respekt im Zaum gehalten.
    »Nein, ich hatte unterwegs kein Netz … Anscheinend hat es ein paar Relaisstationen erwischt.«
    Addy Salz, der als Letzter ausstieg, hing wie gewohnt am Telefon. Er bedeutete den Secret-Service-Leuten, die den Präsidenten und sein Gefolge umringten, dass sie nicht auf ihn warten sollten. Er würde in den letzten verfügbaren Wagen steigen.
    »Keine Kameras!«, hatte er Wendells Mitarbeiter angewiesen. Offensichtlich hatte man sich daran gehalten, denn er sah weit und breit kein elektronisches Auge, das sich auf sie richtete.
    »Nein, Liz.« Er bemühte sich im Gespräch mit der Leiterin des New Yorker Büros der Heimatschutzbehörde um einen vertraulichen Ton. »Der Präsident hat keinen Schrittmacher. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf.«
    Im Normalfall kamen ihm die dreistesten Lügen geläufig von den Lippen, doch nun nahm er in seiner Stimme ein leichtes Zittern wahr. Um sich wieder in die Gewalt zu bekommen, sog er tief die frische Luft ein, die der Wind von der Küste herübertrieb.
    »Übrigens hat Dr. Benjamin erst kürzlich sein Gutachten über den Gesundheitszustand des Präsidenten formuliert. Das werden wir unverzüglich den Medien übergeben. Sie können dann selbst sehen, dass sich darin nicht der geringste Hinweis auf Schwierigkeiten mit dem Herzen findet – genau wie bei den früheren

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