Todesläufer: Thriller (German Edition)
Vorspiel zwischen die weit geöffneten, bernsteinfarbenen Schenkel seiner Geliebten.
15 UHR 30 – NEW YORK – SITZ DER HEIMATSCHUTZBEHÖRDE
»Hier drin ist es unerträglich heiß!«, klagte Sam. »Kann man die Fenster wirklich nicht öffnen?«
»Nicht dass ich wüsste. Die Hausverwaltung hat immer noch nicht begriffen, dass der Herbst erst Ende September anfängt«, erklärte Liz, »und deshalb wird am Ersten die Heizung angeworfen. Es ist der reinste Albtraum …«
Angesichts der Ausgangssperre hatte die Erklärung, man müsse den Straßenlärm draußen halten und könne die Fenster deswegen nicht öffnen, ihren Sinn verloren. Vergeblich mühte sich Sam am Fenstergriff ab, er drehte sich leer.
Kaum sah Greg seine Vorgesetzte hereinkommen, da stürzte er sich auch schon auf sie.
»Liz! Die carabinieri sind bereit, die Firma Alano zu durchsuchen. Sie warten nur darauf, dass du ihnen vom Videoraum aus das Startsignal gibst.«
Nachdem sich die italienische Regierung ohne Umschweife zur Zusammenarbeit bereit erklärt hatte, war der Durchsuchungsbeschluss unverzüglich von der zuständigen Behörde ausgestellt worden. Auf dem Bildschirm des Videokonferenzsystems war vor dem hohen Metalltor einer Werkshalle in einem römischen Vorort ein Trupp Uniformierter mit Barett und roten Tressen an der Hose zu sehen. Da es in Italien bereits später Abend war, lag die Straße verlassen da. Ein Offizier näherte sich der Kamera und stellte sich vor: »Capitano Ranieri. Guten Abend.« Sein Englisch hatte einen singenden Klang.
»Guten Tag, Capitano. Mein Name ist McGeary. Tut mir leid, dass ich Sie um diese Stunde bemühen muss.«
»Ach was. Wenn man einen Überraschungseffekt erzielen will, ist es auf jeden Fall besser zu kommen, wenn die Arbeiter nicht da sind.«
»Ist der Geschäftsführer anwesend?«
»Wir haben ihn soeben ordnungsgemäß von unserem Vorhaben in Kenntnis gesetzt. Er ist unterwegs.«
»Und warten Sie, bis er eingetroffen ist?«
»Das dürfte besser sein, wenn wir nicht sämtliche Alarmanlagen auslösen wollen. Nach unseren Informationen ist das Gebäude mit allen möglichen Sicherungseinrichtungen förmlich gespickt: Infrarotkameras, Laser-Bewegungsmelder und so weiter.«
Die Art, wie er mit rollendem R »Infrarotkameras« sagte, hinterließ bei Liz ihre Wirkung. Sam sah, wie ihre Lider flatterten.
Keine Minute später stieg ein Mann im dunklen Anzug, aber ohne Krawatte, aus einem nagelneuen, schwarzen Geländewagen deutscher Produktion. Er wirkte aufgebracht. Im Nu entbrannte zwischen dem Carabinieri-Offizier und ihm ein von Drohgebärden untermalter hitziger Wortwechsel.
Als sich die aggressive Stimmung nach einer Weile gelegt hatte, zeigte sich der Mann durchaus kooperativ. Mit Hilfe eines eindrucksvollen Schlüsselbundes und mehrerer Magnetkarten schaltete er die Sicherheitsvorkehrungen aus.
» Non ho niente da nascondere! «, rief er immer wieder.
Liz sprach zwar kein Italienisch, doch die Beharrlichkeit, mit der er seine Worte wiederholte, genügte ihr, um zu verstehen, was er sagen wollte: »Ich habe nichts zu verbergen!« In der Tat erwies sich die Durchsuchung als ergebnislos. Es gab keinerlei Hinweis auf Sprengstoff oder andere Bestandteile des in die Schrittmacher der Läufer eingesetzten tödlichen Mechanismus: keine Bewegungsmessfühler, aktiven RFID -Transponder, Zünder oder Ähnliches. Die beiden Feuerwerker der Gruppe zerlegten vor der Kamera drei Life G+, die sich als denkbar harmlos erwiesen.
Der Geschäftsführer von Alano, dem es Sorgenfalten auf die Stirn trieb, wie mit seinen kostbaren Geräten umgegangen wurde, machte sich daran, den Carabinieri lange Erklärungen vorzutragen.
»Können Sie mir das in wenigen Worten übersetzen, Capitano?«
»Gewiss … Er sagt, dass seine Firma lediglich die Teile zusammensetzt, die sie von ausländischen Zulieferern bekommen. Das gesamte Know-how der Firma Alano besteht darin, diese in einem so kleinen Gehäuse unterzubringen und dafür zu sorgen, dass sie …«
Liz fiel ihm ins Wort: »Und woher stammen die einzelnen Bauteile?«
»Aus Polen, Deutschland, Frankreich …«
»Auch noch aus anderen Ländern?«
»Ja. Ihm zufolge ist die Batterie, der es zu verdanken ist, dass die Funktion des Geräts auf Lebenszeit garantiert werden kann, in Israel entwickelt worden. Dort wird sie auch hergestellt, in Haifa.«
Haifa, das israelische Silicon Valley . Seit Anfang der neunziger Jahre hatten die Behörden des Landes die Entwicklung des
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