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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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zur Hemmung versteht, sondern im Gegenteil als elektrischen Impuls …«
    »… der die Explosion auslösen würde. Ist es das?«
    »Ja«, bestätigte der Ingenieur sichtlich bekümmert.
    Einer der beiden Ärzte ergriff das Wort: »Tun Sie, was Sie für richtig halten … Der Puls wird zusehends schwächer. Wenn das Geschoss nicht bald herausgeholt werden kann und sie auf die Intensivstation kommt, ist die Patientin verloren.«
    Suchend schaute sich Sam nach Rob mit seinem treuen Hundeblick um. Nur zu gern hätte er darin Trost und Zuspruch gefunden. Doch Boromir blinzelte nur hektisch. Er war ebenso erschöpft und ohnmächtig wie sie alle.
    »Außerdem möchte ich Sie noch einmal darauf aufmerksam machen, dass der Einsatz eines Defibrillators im Falle eines Herzstillstandes unter keinen Umständen möglich ist. Der Stromstoß würde auf das Nitropenta wie ein Zünder wirken.«
    Das heißt, die könnten sie nicht wiederbeleben …
    Grace beim Aufwachen, die Augen noch fest geschlossen. Es ist früh am Morgen. Ein Sonnenstrahl wirft den feinen Schatten der Wimpern auf ihre Wange. Schließlich schlägt sie die Augen auf, sieht ihn und lächelt ihm leise zu.
    Wie alt mochte sie da gewesen sein?
    Für den Bruchteil einer Sekunde verschmolz das Gesicht, das er vor seinem inneren Auge sah, mit dem der Verletzten. Vertauschte Zeiten. Wie sehr ihn Grace bisweilen in Erstaunen versetzen konnte, wie bezaubernd sie war. Selbst in diesem Zustand.
    Sie muss es schaffen. Sie wird es schaffen!
    »In Ordnung. Fangen Sie an.«
    »Sind Sie sicher, Sam? Sind Sie sich des Risikos vollständig bewusst?«
    »Ich hab gesagt, Sie sollen anfangen!«, fauchte er wie ein verwundetes Tier.
    Ohne weitere Vorrede machte sich Henriksen ans Werk. Er bedeutete den Helfern durch ein Zeichen, dass sie Abstand wahren sollten, gab den beiden freiwilligen Trägern wie auch Sam Ohrstöpsel und setzte erneut seinen Gehörschutz auf.
    Allen war bewusst, wie groß die Gefahr war. Sie hatten im Fernsehen gesehen, was am Union Square und am Police Plaza geschehen war, im Madison Square Garden, in St. Louis und anderswo. Sie waren Zeugen all der vielen von Kameras aufgezeichneten Explosionen geworden. Bei einigen war Pollack sogar Augenzeuge gewesen …
    Während Henriksen, seine Anlage unter dem Arm, neben Grace hertrottete, stellte einer der Feuerwehrleute sicher, dass sich die Kabel nicht an einem Schreibtisch oder einer vorstehenden Stufe verfingen. Henriksen stellte auf der Hauptskala die Frequenz ein, indem er den Knopf langsam drehte, bis er exakt den Wert erreicht hatte, den er für den richtigen hielt – drei Hundertstel über dem, den er im Versuch ermittelt hatte. »Das sollte die Dichte des Körpergewebes ausgleichen«, murmelte er unhörbar für die anderen.
    Er konnte nur hoffen, dass alles gutging.
    30,08 GHz
    Er hielt den Generator so nahe wie möglich an die Trage und schaltete ihn mit fiebrigem Finger ein. Ein unmäßig schrilles Pfeifen durchdrang die atemlose Stille.
    Einige Sekunden vergingen.

23 UHR 15 – NEW YORK – SIXTH AVENUE – AT&T-GEBÄUDE
    Wie viele Menschen mochten noch mit einem Sprengsatz im Leib verängstigt durch die Straßen ziehen? Hunderte? Tausende? Und einer von ihnen war der Präsident der Vereinigten Staaten, irgendwo in der Stadt, ebenso hilflos wie die anderen …
    Sonderbarerweise dachte Sam während der zehn oder zwölf Sekunden, in denen er auf die Explosion wartete, nicht an Grace, sondern an all die anderen. Er hatte die Zähne fest aufeinandergebissen und die Fäuste geballt. Auf keinen Fall wollte er hinsehen. Er wollte statt der entsetzlichen Gegenwart lieber das Bild in sich bewahren, wie das Morgenlicht den Schatten ihrer Wimpern auf die Wangen gezeichnet hatte.
    Die Stimme des Arztes riss ihn aus seinen Gedanken. Mit Blick auf den Sekundenzeiger seiner Uhr zählte er: »Fünfzehn Sekunden … sechzehn … siebzehn …, das genügt, oder?«
    Niemand wagte zu antworten. Jeder Atemzug, jeder Pulsschlag ihres noch lebenden Herzens gab ihm recht.
    Zwanzig Sekunden … Jetzt ist die Gefahr einer Explosion vorbei , dachte Sam, legte seiner Begeisterung aber Zügel an.
    Henriksen schien selbst nicht so recht an seinen Erfolg zu glauben. Er warf einen prüfenden Blick auf den Funkwellengenerator, um zu sehen, ob etwas nicht in Ordnung war. Aber nein. Die Zeit, die sie Sekunde um Sekunde weiter von der Katastrophe entfernte, bestätigte die Richtigkeit seines Vorgehens. Er hatte es geschafft: 30,08 Gigahertz,

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