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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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sondern schlicht und einfach die diplomatischen Beziehungen abgebrochen.«
    »Wie bitte?«
    »Ich glaube, er hat schon länger auf eine Gelegenheit dazu gewartet, und die haben wir ihm auf einem silbernen Tablett serviert.«
    Man brauchte niemandem im Nationalen Sicherheitsrat zu erklären, welche Folgen ein abrupter Bruch mit Sanaa haben würde. Mit dem B ā b al-Mandab – wörtlich »Tor der Tränen« – genannten einzigen Zugang vom Golf von Aden ins Rote Meer kontrollierte der Jemen rund ein Drittel der gesamten Erdöltransporte der Welt. Ein Zerwürfnis mit diesem Land würde dazu führen, dass sich schon bald Tausende saudischer und iranischer Tanker schutzlos Überfällen durch Piraten ausgesetzt sähen, von denen es in jener Gegend wimmelte. Schon nach wenigen Tagen würde der gesamte Westen, Europa wie auch Nordamerika, an einem empfindlichen Mangel dieses für die Wirtschaft unentbehrlichen Gutes leiden.
    »Glauben Sie, dass er von Teheran gesteuert wird?«
    »Alles ist möglich. Ich darf Sie daran erinnern, dass auch Al-Houti Schiit ist.«
    »Man hat das nie schlüssig nachgewiesen«, meldete sich James Adlon zu Wort, »aber es ist mehr als wahrscheinlich, dass es ihm dank der direkten oder indirekten Unterstützung der Iraner gelungen ist, Saleh zu stürzen.«
    »Seit die im vorigen Jahr angefangen haben, im Roten Meer ihre Fregatten kreuzen zu lassen«, fügte die Außenministerin hinzu, »fühlen die sich da wie zu Hause.«
    Sam, der konzentriert zuhörte, erkannte, dass die Diskussion auf eins der üblichen endlosen geostrategischen Geplänkel zusteuerte. So interessant das in einem Salon unter gebildeten Angehörigen der besseren Washingtoner Gesellschaft sein mochte, führte es doch zu keinem Ergebnis.
    Es lag auf der Hand, dass die beiden verfeindeten Länder mit den Vereinigten Staaten Katz und Maus spielten, und es war klar, dass sich auf verschlungenen diplomatischen Wegen nichts erreichen lassen würde. Da half nur geschicktes Vorgehen, vor allem aber musste man sehr viel rascher handeln, als es sich die eine oder andere Seite träumen ließ – andernfalls würden noch Hunderte von Läufern explodieren, bevor man die Sprengsätze in ihren Schrittmachern entschärfen konnte. Dann wäre Grace vergeblich gestorben …
    Ein leichtes Aufblitzen lenkte seinen Blick auf die Zahlenwand.
    GESAMTZAHL DER TODESOPFER:2945
    Schon wieder ein Opfer …
    Auf den kleineren Anzeigen rings um den Hauptbildschirm wechselten Bilder von Läufern, über deren Köpfen Drohnen flogen, mit solchen der zuvor aufgezählten Katastrophen ab.
    Er holte tief Luft und fiel Robert Harris protokollwidrig ins Wort: »Mr. Vicepresident … Wenn Sie gestatten, hätte ich da eine Lösung, über die noch nicht gesprochen worden ist. Sie ist technischer Art und würde uns der Notwendigkeit entheben, uns auf zweifelhafte Verbündete zu stützen.«
    »Ich höre.«
    »Die Heimatschutzbehörde hat das im Gershwin gefundene Notebook mitsamt der RSA -Karte sichergestellt.«
    »Hieß es nicht ursprünglich, man könne nichts damit anfangen?«
    »Bislang ja. Aber wir standen alle so unter Zeitdruck, dass wir nicht versucht haben, den Authentifizierungscode zu entschlüsseln.«
    »Dazu hat die Heimatschutzbehörde auch gar nicht die Möglichkeiten«, putzte ihn Larry Douglas voller Häme herunter.
    »Ich hatte nicht an deren technische Einrichtungen gedacht, sondern an die der NSA . Wenn wir deren Leuten aus der Ferne Zugriff auf die beiden Geräte ermöglichen, sehe ich keinen Grund, warum es ihren Kryptologen nicht gelingen sollte, in den Zentralrechner im Jemen einzudringen.«
    »Inwiefern würde sich das von dem unterscheiden, was bereits versucht worden ist?«
    »Bisher sind sie sozusagen durch die Hintertür als ungebetene Besucher in das System eingedrungen. Das hat es ihnen ermöglicht zu sehen, was geschieht, aber sie konnten nicht steuernd eingreifen. Sobald sie aber eine Möglichkeit haben, sich als berechtigte Benutzer dort einzuloggen, würde ihnen das nicht nur erlauben, sämtliche Läufer mit einem Schlag zu deaktivieren, sie könnten unter Umständen sogar noch zu einem weiteren Zentralrechner vordringen, wo auch immer der stehen mag.«
    »Im Iran …«, dachte Robert Harris laut.
    »Das ist nicht von der Hand zu weisen.«
    Der Vizepräsident sah die Mitglieder des Nationalen Sicherheitsrats einen nach dem anderen an und wandte sich dann dem Bildschirm zu, auf dem sich der Leiter des ODNI tödlich zu langweilen

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