Todesläufer: Thriller (German Edition)
dass es uns eine Atempause von einigen Tagen verschaffen würde«, unterstützte ihn Graham Jefferson. »Bis zur nächsten Abstimmung im Repräsentantenhaus kann noch viel geschehen.«
Salz’ Worte hatten den Mitgliedern des Nationalen Sicherheitsrates wieder etwas Mut gemacht.
»Adrian, lassen Sie Wendell anrufen und ihm mitteilen, dass wir seinen Vorschlag ablehnen.«
»Sehr wohl.«
»Larry, Graham, machen Sie Ihren Leuten da draußen ein bisschen Dampf, damit sie uns den Präsidenten so bald wie möglich wieder herbeischaffen. Herrgott noch mal, er ist doch in Manhattan und nicht im Urwald am Amazonas.«
3 UHR 00 – NEW YORK – SITZ DES FBI
»Er soll reinkommen.«
Lance Devroe hatte Nadir Zerdaoui, den die stählernen Handfesseln in die Handgelenke schnitten, mehrere Minuten zwischen zwei uniformierten Beamten im Gang warten lassen. Zuerst wollte er Gary am Steuerpult die von Benton gewünschten »kleinen Veränderungen« erklären.
An seinem Stellvertreter schätzte Benton sowohl die mangelnde Eignung zum Vorgesetzten als auch die Bereitwilligkeit, sich damit abzufinden. Devroe kannte kein anderes Ziel, als seine Aufgabe als zweiter Mann so gut wie möglich zu erledigen. Da er keinerlei Ehrgeiz in Bezug auf eine Beförderung oder einen Aufstieg in der Hierarchie an den Tag legte, würde er auf alle Zeiten nichts als ein bloßer Wasserträger sein. Das aber schien ihm nicht das Geringste auszumachen.
»Nehmen Sie dort Platz.«
Er wies auf einen Drehhocker.
»Ich darf Ihnen Gary vorstellen. Er zeichnet hinter dieser Scheibe alles auf, was da drin geschieht.«
Nadir erkannte den Verhörraum, in dem ihn Benton zweimal in die Mangel genommen hatte. Ein herkulischer Beamter gab den drei Verdächtigen, denen man ebenfalls die Hände hinter dem Rücken gefesselt hatte, Anweisungen.
»Aufstehen, alle einen Schritt vor.«
Vorsichtig nippte Devroe an einem Becher mit kochend heißem Kaffee, um sich nicht die Zunge zu verbrennen. Er saß in der Kabine unmittelbar hinter dem französischen Historiker und gebot Gary mit einer unauffälligen Handbewegung, die »Musik spielen« zu lassen.
Die von Benton verlangte Änderung war einfach: Es ging darum, nicht die Stimmen aus dem Verhörraum zu analysieren, sondern die von Nadir Zerdaoui, ohne sein Wissen natürlich. Dazu wurde auch im Kontrollraum ein Mikrofon eingeschaltet. Der Polygraph würde den Rest erledigen und die Aufrichtigkeit des Zeugen im Verlauf der Gegenüberstellung beurteilen.
»Schön … erkennen Sie unter diesen drei Männern einen Ihrer iranischen Freunde aus Paris wieder?«
»Nein«, kam die Antwort ohne das geringste Zögern.
Mit einer Handbewegung gab der Techniker Devroe zu verstehen, er solle dafür sorgen, dass Zerdaoui mehr sagte.
»Nun ja, ob nun Freunde oder nicht, erkennen Sie einen der drei? Haben Sie jemals einen von ihnen gesehen?«
»Nein … keinen.«
»Vielleicht auf einem Foto?«
»Nein, wirklich nicht.«
Einem Beobachter, der ihm gegenübergesessen hätte, wäre nicht entgangen, dass sein Blick den Ältesten der drei mied, den graubärtigen Mohsen Chamran.
»Die drei haben Ihre Frau bei ihrer Flucht unterstützt.«
»Das glaube ich Ihnen nicht.«
Gelassen fügte Devroe hinzu: »Außerdem haben sie ihr, soweit wir wissen, die nötige Ausrüstung für ein letztes Attentat beschafft.«
»Ich habe diese Männer nie gesehen, weder zusammen mit ihr noch ohne sie.«
Mit nach unten gerichtetem Daumen zeigte Gary an, dass Zerdaoui log. Daraufhin setzte ihn Devroe auf seine Weise gewaltlos unter Druck: »Wenn wir sie nicht rechtzeitig finden, wird es in wenigen Stunden ein neues Blutbad geben. Ganz hier in der Nähe. Und das wissen Sie genau.«
»Das stimmt nicht! Sie lügen!«
»Ich glaube eher, dass Sie uns die Unwahrheit sagen.«
Devroe war näher an ihn herangerückt. Dicht an seinem Ohr, schlürfte er lautstark seinen Kaffee, um Zerdaoui nervös zu machen.
»Ich stelle Ihnen jetzt die Frage ein letztes Mal, und zwar für jeden Einzelnen von ihnen. Kennen Sie den Mann da links?«
Als Chamran an der Reihe war, weigerte sich Nadir Zerdaoui erneut, die Wahrheit zu gestehen, und wieder senkte Gary den Daumen.
Dann war also wohl Chamran der Kontakt! Vermutlich hatte er erkannt, dass sich Nadir Zerdaoui bestens zur Tarnung ihres Vorhabens eignete, und daraufhin dafür gesorgt, dass Nadir mit Zahra bekannt wurde. Dann hatte er vermutlich sämtliche Vorbereitungen des Projekts in die Wege geleitet, jedenfalls auf
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