Todesläufer: Thriller (German Edition)
lediglich eine Operation unter falscher Flagge war, die uns zu einem Angriff auf den Iran provozieren sollte.«
»Aber wieso fast , wieso diese Einschränkung?«
»Nun, hinter dem Ganzen hat nicht Israel gesteckt.«
Alles, was Liz während ihrer Bewusstlosigkeit nicht mitbekommen hatte und was Chris für sie jetzt in großen Zügen zusammenfasste, bestätigte ihre Hypothese. Auch wenn auf den ersten Blick nicht alles zu stimmen schien …
»Eins versteh ich nicht. Wieso reden die in diesem sonderbaren Dialekt miteinander?«
»Ein elementarer Punkt, mein lieber Garner … Massoud Rajavi stammt aus Tabas im Süden des Chorassan. Dort bilden die Hasara die bedeutendste Minderheit. Er hat sich also einfach für einen Dialekt entschieden, den ausschließlich Menschen aus seiner Gegend verstehen können. Da die alle gegen das Regime in Teheran sind, läuft er keine große Gefahr, wenn er sich in diesem Dialekt ausdrückt …«
Die detaillierten Kenntnisse seiner Kollegin machten Garner sprachlos.
»Was mir am meisten Kopfzerbrechen macht«, fuhr Liz fort, »ist die Frage, woher die all die Kohle haben …«
Ein Unternehmen von dieser Größenordnung musste Hunderttausende Dollar kosten, wenn nicht gar Millionen. Woher stammten die Mittel? Bestimmt nicht von der iranischen Diaspora in Frankreich. Dafür waren es erstens zu wenig Leute und die außerdem nicht vermögend genug.
»Vielleicht haben die es geschafft, Chamran umzudrehen …«, spekulierte Chris. »Möglicherweise haben sich auch Erdölbarone für die Garde einspannen lassen.«
»Hmm … wer weiß.«
Sie schien nicht überzeugt zu sein.
»Soll ich Salz informieren?«
»Nein, das mach ich selbst, wenn es dir recht ist.«
In diesem Augenblick begann sein eigenes Telefon zu vibrieren. Er beendete das Gespräch und meldete sich.
»Schon fertig?«
»Nein, Chris …«, sagte sein ›Zwilling‹. Er klang hektisch. »Du musst runterkommen und es dir selbst ansehen. Wir haben ein kleines Problem …«
»Nämlich?«
»Es ist alles weg.«
»Was soll das heißen, alles ist weg ? Wo ist alles weg?«
»Auf dem Bildschirm. Die müssen den Rechner in Sanaa abgeschaltet haben.« Seine Stimme klang erstickt.
»Abgeschaltet?«
»Ja. Ganz offensichtlich haben die den Stecker gezogen. Alles ist weg, wir haben keine Verbindung mehr, Schluss, aus, Feierabend.«
»Und das bedeutet …«
»… dass wir keine Möglichkeit mehr haben, an die bewusste Quelle ranzukommen.«
5 UHR 20
NEW YORK, 1WTC
Sam war als Erster ins Innere des gerade erst fertiggestellten und schon verunstalteten Gebäudes gestürzt. Man hatte es auf einem Grundriss von etwa sechzig mal sechzig Metern um einen tragfähigen Kern aus Stahlbeton herum errichtet, was auf allen Seiten riesige Glasflächen ermöglichte, die tagsüber viel Licht in die riesige Halle ließen. Jetzt aber war es darin eher dämmerig. Eine rasche Runde zeigte ihm, dass die von Zahra angeführte Gruppe verschwunden war. An der Stockwerkanzeige der Aufzüge war nichts zu erkennen, sie war unbeleuchtet.
000 Die sind bestimmt nicht nach oben gefahren!
Sie konnten also nur im Untergeschoss sein, wohin drei Rolltreppen führten – zwei an der Eingangsseite und eine an der Rückseite. Keine von ihnen war in Betrieb.
WASHINGTON DC – WEISSES HAUS
Auf dem Bildschirm im PEOC -»Bunker« waren auf der Karte des Persischen Golfs die in Richtung Bandar Abbas gestarteten sechs F/A-18 Hornet als sich rasch bewegende grüne Dreiecke zu erkennen. Ein Zählwerk zeigte die verbleibende Zeit bis zum Angriff: 02:25.
»Ich habe Liz McGeary auf der gesicherten Leitung, Mr. Vicepresident. Sie sagt, es sei sehr eilig.«
Mit betroffenem, beinahe andächtigem Schweigen hörten die Mitglieder des Nationalen Sicherheitsrates an, was Liz zu sagen hatte. Man hätte meinen können, sie kündige ihnen das Ende der Welt an, dabei ging es lediglich darum, was es mit der Geschichte über den vermeintlichen iranischen Angriff auf sich hatte.
»Wir müssen die Maschinen sofort zurückrufen!«, krächzte Salz. Seine Stimme überschlug sich beinahe. »Sonst lösen wir einen internationalen Konflikt aus.«
»Keins der Flugzeuge wird zurückgerufen, solange sich Präsident Cooper in 1 WTC befindet«, beschied Robert Harris. Er würdigte Salz keines Blickes, sondern verfolgte ungerührt die Bewegung der grünen Dreiecke auf blauem Grund.
NEW YORK, 1WTC
Während sich Benton auf dem Vorplatz fragte, durch welches Wunder Pollack der Explosion des
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