Todeslauf: Thriller (German Edition)
Gregors Uhrmacherladen.
»Fahr hin.« Piet nannte mir eine Adresse und sagte mir, wie man am schnellsten hinkam. Dann wählte er eine Nummer auf seinem Handy. »Ja. Hallo. Hör zu, es gibt schlechte Neuigkeiten. Die Schlosserei ist aufgeflogen. Nic hat uns verraten, ein Partner von mir hat ihn entlarvt.« Sehr gut, er akzeptierte mich auch offiziell als Partner. »Nic könnte für denselben Auftraggeber gearbeitet haben wie der Türke. Wir wurden angegriffen, nicht von der Polizei, vielleicht von Rivalen. Die Zwillinge sind tot, die Ware, die wir zur Tarnung benutzt hätten, ist verloren. Was willst du jetzt tun?«
Bestimmt würde Edward Piet sofort zu sich rufen. Dann war es so weit. Ich hatte schon zwei von ihnen getötet. Nach dem Video, das ich gesehen hatte, schätzte ich, dass es noch ungefähr neun weitere gab, die hätten bestätigen können, dass Yasmin Zaid eine Mörderin war.
Neun Ziele und Edward. Ich hatte keine Waffe bei mir und konnte auch keine einstecken, weil ich damit rechnen musste, durchsucht zu werden, bevor ich in Edwards inneren Kreis vorgelassen wurde. Okay. Ich würde die Ersten töten müssen, noch bevor Edward mich zu Gesicht bekam, bevor er mich als Lucy Capras Mann erkannte. Aber womit? Mit meinen bloßen Händen?
Bahjat Zaid wollte sie alle tot sehen. Doch Zaid hatte mich angelogen, und wenn es stimmte, was Piet sagte, dann hatte er diesen Leuten Waffen gegeben, ohne mir etwas davon zu sagen. Ich mochte es nicht, wie eine Schachfigur behandelt zu werden. Also fühlte ich mich auch nicht daran gebunden, seine Anweisungen bis ins Detail auszuführen. Es würde mir genügen, mir seine Tochter zu schnappen und zu verschwinden. Das allein war eine fast unlösbare Aufgabe.
»Wir haben die Ware verloren, aber mein Partner sagt, dass er Ersatz beschaffen kann.« Piet hörte einige Augenblicke zu. Dann sagte er dreimal Ja und beendete das Gespräch.
»Wo ist diese Ladung, die wir übernehmen könnten?«, fragte er.
»Du kannst keine legale Ladung stehlen«, antwortete ich. »Du kannst sie nicht übernehmen und woanders hinschicken, wenn du hundertprozentige Kontrolle über den Transport haben willst. Womöglich ist die Ware mit Chips versehen, deren Weg sich leicht verfolgen lässt. Nein, man muss die Ware von Fälschern stehlen. Sie können nicht zur Polizei laufen, und wenn sie ihre Ladung verteidigen wollen, muss man ihnen überlegen sein.«
»Ich will nichts in Rotterdam stehlen«, erwiderte er. »Wer weiß, ob diese Fälscher später einmal meine Kunden sind.«
Ich hasse Leute, die langfristig denken. Ich wollte ihn verzweifelt sehen – nicht logisch denkend. »Wir haben nicht genug Zeit …«, sagte ich.
»Wir müssen uns etwas überlegen. Jetzt. Wir haben eine Frist. Wenn ich die verpasse, bringt Edward uns beide um.«
Nun, ich würde seine Pläne durchkreuzen. Aber was war, wenn Edward und Yasmin gar nicht dort waren, wo wir gerade hinfuhren? Dann musste ich meine Rolle weiterspielen, um an sie heranzukommen. Wo zum Teufel sollte ich so schnell eine illegale Ladung hernehmen, die wir stehlen konnten?
Ich überlegte. »Die Chinesen verschieben ihre Milliarden von gefälschten Zigaretten normalerweise in Etappen, mit Lieferungen in die größeren Städte, quer durch Europa.« Ich tippte mir mit dem Finger an die Lippe. »Ich glaube, wir haben die besten Chancen mit chinesischer Ware, die nach Westeuropa verschoben wird. Wir schnappen uns eine Ladung, verstecken unser Zeug da drin und schicken das Ganze nach Amerika.«
Er schien sich zu beruhigen. »Was brauchst du?«
»Ein Team von mindestens sieben Mann, und Waffen. Schalldämpfer. Wir brauchen gefälschte Frachtpapiere, für den Fall, dass wir aufgehalten und kontrolliert werden.«
»Und wie finden wir so eine chinesische Ladung?«
»Ich kenne da einen Mann«, sagte ich. Hoffentlich bekam ich Edward in die Finger, bevor ich zu diesem Ausweg greifen musste.
Das Haus stand in einem Teil von De Pijp, der schon ein bisschen vom Zahn der Zeit angegriffen war.
Wenn ich mir Piets Waffe schnappen konnte, bevor wir drin waren, hätte ich eine Chance, mich durch das Haus zu arbeiten und sie einen nach dem anderen zu eliminieren. Ich würde jedoch völlig blind hineingehen. Es war besser, sich zuerst einen Überblick zu verschaffen, die Gesichter zu sehen und dann zuzuschlagen. Falls ich an eine Waffe herankam.
Mein Plan enthielt einfach zu viele Unsicherheitsfaktoren.
Ich blickte in den Rückspiegel. Es wäre irgendwie
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