Todeslauf: Thriller (German Edition)
gegen eine Erkältung anzukämpfen. Er schüttelte eine Knoblauchpastille aus einer Packung und steckte sie schniefend in den Mund.
»Einen oder zwei hab ich vielleicht. Aber ich glaube nicht, dass sie begeistert wären, wenn ich euch ihre Namen gebe. Die chinesischen Fälscher sind sehr, sehr vorsichtig mit ihren Partnern.«
»Ja, aber sie sind auch sehr geschäftstüchtig«, erwiderte ich, »und wir können ihnen ein sehr interessantes Angebot machen.«
»Wofür braucht ihr sie denn?«
»Wir wollen sie dafür anheuern, eine bestimmte Ware für uns zu schmuggeln«, log Piet.
Gregor biss auf seine Knoblauchpastille. »Frag doch deinen Freund Nic. Er kennt bestimmt jemanden.«
»Nic ist tot«, sagte ich.
Gregor putzte sich die Nase mit einem Taschentuch. »Wirklich?« Er sah mich an, als wollte er sagen: gut gemacht.
»Ja. Also. Wir brauchen einen Namen, irgendeinen von den Chinesen. Wir zahlen auch dafür, Gregor.«
Er nahm ein Blatt Papier und schrieb einen Namen und eine Telefonnummer auf. »Ruf Mrs. Ling an. Sie wickelt viel von dem ab, was nach Holland kommt. Sie hat mir schon öfter Uhren gegeben. Sie führt eine legale Exportfirma, aber das ist nur Tarnung. Ich übernehme gefälschte Swatch-Uhren von ihr und verkaufe sie im Internet. Ich würde mich jedenfalls nicht gern mit Mrs. Ling anlegen.«
»Vor einer Frau soll ich mich fürchten?«, schnaubte Piet verächtlich.
Ich ignorierte seine dumme Bemerkung. »Erzähl mir von ihr.«
»Sie geht nirgendwohin ohne ihre drei Söhne. Das sind Leute, denen man besser aus dem Weg geht. Ich mache mit ihnen nur Geschäfte, wenn es unbedingt sein muss.«
»Wo sind die Lings?«, fragte ich ungeduldig. Also gut. Dann würde ich eben Ärger mit den Lings riskieren, wenn ich anders nicht an Edward herankam. In dem Moment, als ich das Haus der Bande betreten und geglaubt hatte, dass ich vielleicht sterben würde, hatte ich ganz intensiv an mein Kind gedacht – und jetzt bekam ich den Kleinen nicht mehr aus dem Kopf.
»Du kannst sie anrufen«, sagte Gregor. »Aber zieh mich nicht mit rein. Sag ihr, du würdest gern ein Geschäft mit ihr machen, zu euer beider Vorteil.«
»Er klingt wie ein Dickens-Roman«, murmelte Piet. Es überraschte mich, dass Piet in der Literatur Bescheid wusste. Ich ermahnte mich, ihn nicht zu unterschätzen.
»Danke, Gregor.« Mir kam der Gedanke, dass Gregor einige seiner Probleme lösen konnte, wenn er die Lings gleich anrief und ihnen ankündigte, dass wir zu ihnen kommen und Ärger machen würden. »Gehen wir, Piet.« In meinem Kopf begann sich bereits ein Plan abzuzeichnen, wie ich die Lings dazu benutzen konnte, einen Teil der Bande loszuwerden, doch Piet sagte: »Warte.«
Ich drehte mich um. Piet sah Gregor misstrauisch an.
»Was ist?«, fragte Gregor unsicher. »Was ist los?«
»Piet ist ziemlich nervös heute«, erklärte ich ihm. »Er hat Angst, du könntest die Lings warnen und ihnen sagen, dass wir etwas von ihnen wollen, und darum überlegt er, ob er dich töten soll.« Ich wollte zu Gregor ehrlich sein. Er war ein Gauner, aber er war kein gemeiner Killer und Vergewaltiger wie Piet. Es gibt auch bei Mistkerlen gewisse Unterschiede.
Piet sah mich etwas überrascht an.
»Aber wenn er dich tötet, dann bring ich ihn um«, fügte ich hinzu.
Piet ließ seinen Arm vorschnellen und packte Gregor an der Kehle. Gregor versuchte sich aus seinem Griff zu befreien und zog mit seinen dünnen Fingern an Piets fleischiger Hand.
»Hör zu«, knurrte Piet. »Du hältst den Mund, sonst lernst du mein Schwert kennen.«
»Okay, okay«, keuchte Gregor. Piet zog sein Kurzschwert und fuhr Gregor beängstigend sanft damit über die Wange.
»Lass ihn los«, sagte ich. »Sofort.«
Piet schob Gregor weg. Gregor würgte und ging zu Boden. Er spuckte die Knoblauchpastille aus und rang nach Luft.
»Okay, okay, kein Grund zur Panik.«
Piet stürmte aus dem Uhrmacherladen.
»Alles okay, Gregor. Er wird dich nie mehr belästigen. Ich verspreche es dir.«
Gregor sah mich nicht an. »Bitte, komm nicht wieder her. Bitte. Ich will nicht im Geschäft bleiben. Ich will auch nichts mit dem zu tun haben, was ihr vorhabt. Ich habe eine Frau. Ein Kind. Bitte.«
Mit diesem Besuch hatte ich ihm den Rest gegeben, und jetzt wollte er nur noch raus; ich konnte ihn irgendwie verstehen. Er hatte einiges für mich getan.
»Okay, Gregor. Danke, dass du mir geholfen hast.«
Piet war in das Café auf der anderen Straßenseite gegangen.
Ich setzte mich ihm
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