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Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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Ich durfte Piet jetzt nicht misstrauisch machen.

57
    »Ich habe ihn gesehen«, sagte Howell in die Stille des sicheren Hauses in Amsterdam. Draußen tanzte das Licht der Frühlingssonne auf dem seichten Wasser der Herengracht; Radfahrer rollten langsam vorbei und genossen den schönen Tag. Er hatte den Geruch von Schießpulver und Blut immer noch in der Nase, so als hätte er sich in seine Kleider eingebrannt. »Ich habe Sam Capra gesehen. Er hat auf uns geschossen. Das Lagerhaus stand voll mit Waren, die wahrscheinlich gestohlen oder gefälscht sind.«
    »Es muss irgendeine vernünftige Erklärung dafür geben«, wandte August ein. Ein Arzt der Company versorgte seinen Arm. Er zuckte zusammen, als der Arzt den Faden der Naht verknotete.
    »Ich glaube, er hat uns schon lange vor seiner Frau verraten. Ist schon mal jemandem der Gedanke gekommen, dass er der eigentliche Schuldige war und nicht sie? Dass Lucy gar nicht den Anstoß dafür gab, dass er zum Verräter wurde?«, fragte Howell. »August, es spricht ja für Sie, dass Sie ihn auch jetzt noch verteidigen wollen, aber glauben Sie mir, Ihre Loyalität ist hier fehl am Platz.«
    »Vielleicht ist es einfach nur so, dass diese Leute wissen, wo seine Frau steckt.«
    »Er hat auf meine Männer geschossen.«
    »Haben Sie das gesehen?«
    Howell zögerte. »Nein.«
    August bedankte sich bei dem Arzt, der wortlos hinausging. Dann wandte er sich Howell zu. »Novem Soles.«
    »Was?«
    »Sie haben ihn nach Novem Soles gefragt. Ist das irgendeine Gruppe? Könnte es sein, dass das diese Leute sind?«
    »Diese Leute sind gewöhnliche Schmuggler und Menschenhändler. Ich glaube nicht, dass sie sich irgendeinen hochtrabenden lateinischen Namen gegeben haben.«
    »Was ist Novem Soles, Howell?«
    Howell verschränkte die Arme. »Ein Begriff, der bei einer Telefonüberwachung aufgeschnappt wurde; er fiel im Zusammenhang mit einem Verbrecherring oder irgendwelchen korrupten Leuten aus einer Regierungsbehörde. Ich weiß nicht, ob es eine Gruppe ist oder der Deckname für eine Person oder sonst irgendwas.«
    »Der Tote in Brooklyn hatte ein Tattoo – eine Neun mit einer Sonne. Novem Soles. Ich hab in Latein nicht geschlafen.«
    »Vielleicht hat Sam Capra bei dem Bombenattentat mit diesen Leuten zusammengearbeitet, und jetzt wollen sie ihn beseitigen. Oder vielleicht arbeitet er auch erst gegen uns, seit wir ihn freigelassen haben.«
    »Wir haben ihn weggeworfen wie ein Stück Müll. Finden Sie es da seltsam, wenn er beim Abfall landet?«, gab August zurück.
    »Die grausame Wahrheit ist nun einmal, dass die einzigen Überlebenden des Bombenattentats in London die Capras sind. Irgendjemand hat entweder Sam oder Lucy angeheuert, vielleicht auch beide. Sie haben unsere Leute umgebracht. Sie haben uns angegriffen und laufen immer noch frei herum – das können wir nicht einfach so hinnehmen. Er handelt wie ein Verbrecher. Versuchen Sie es ruhig schönzureden, August, aber er ist ein Verbrecher.«
    »Sie haben zu ihm gesagt, sie hätten den Beweis für seine Unschuld.«
    »Das war gelogen«, erwiderte Howell. »Wir haben ihn nur freigelassen, weil wir wissen wollten, was er tut.«
    »Dann nutzen wir unsere Kontakte zur Unterwelt, um ihn aufzustöbern. Ich rede mit ihm.«
    »Sie fliegen zurück, sobald wir Sie in ein Flugzeug setzen können«, entgegnete Howell.
    »Sir, lassen Sie mich hier vor Ort sein, damit ich mit ihm reden kann.«
    »Sie haben eine Schussverletzung, Agent Holdwine. Sie fahren nach Hause.«
    »Sie werden Sam töten«, sagte August.
    »Nur wenn er versucht, mich zu töten«, erwiderte Howell.
    »Sir, ich bitte um Erlaubnis, noch hierzubleiben. Meine Verletzung ist nicht so schwer, und …«
    »Abgelehnt. Gönnen Sie sich etwas Ruhe, August. Lesen Sie ein gutes Buch, sehen Sie fern. Sie haben ein bisschen Ruhe verdient.«
    Howell ging hinaus und schloss die Tür hinter sich. Auf der anderen Seite der Tür dachte August nach. Er hatte immer noch das Telefon bei sich, dessen Nummer er Sam für den Notfall gegeben hatte. August war enttäuscht, dass Sam nicht einmal angerufen hatte, nachdem er in seiner Wohnung angegriffen worden war. Entweder traute ihm Sam nicht mehr, dachte August, oder er mochte ihn zu sehr, um ihn mit hineinzuziehen. Aber ihm blieben ein paar letzte Stunden in Amsterdam, in denen er hoffen konnte, dass das Telefon doch noch klingelte.

58
    »Weißt du, wo De Pijp ist?«
    »Ja.« Es war das Stadtviertel, in dem auch der Albert-Cuyp-Markt lag und

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