Todeslauf: Thriller (German Edition)
jetzt?«
»Er ist untergetaucht, Sir. Keine Adresse, kein Beruf.«
»August!«, rief Howell.
August stand auf und kam zu ihnen an den Computerbildschirm.
»Ist das der Kerl, den du im Lagerhaus gesehen hast?«
August nickte. »Ja, eindeutig. Das ist er.«
Howell wandte sich wieder dem Techniker zu. »Finden Sie den Typen. Sam Capra arbeitet für ihn.«
»Ich glaube, das stimmt so nicht«, wandte August ein.
»Müssen Sie nicht Ihr Flugzeug erwischen, Agent Holdwine?« , erwiderte Howell.
August ging die Treppe hinunter, wo der Pilot bereits wartete. Howell wünschte ihm nicht alles Gute und bedankte sich auch nicht für seinen Einsatz. Verrat lag in der Luft; sie spürten es alle, seit Howell gesehen hatte, wie Sam Capra aus diesem Haus geflüchtet war, einer Basis von Mördern und Menschenhändlern. Verrat vergiftete die Atmosphäre und versetzte die Leute in ziemlich schlechte Laune.
64
Nachdem sie einige Kisten geladen hatten, fuhr der chinesische Truck zurück auf die Autobahn, und wir folgten ihnen mit drei Autos Abstand. Piet machte das gut; er wusste, wie man jemandem unbemerkt folgte.
»Wie schnappen wir uns den Laster, bevor sie wieder irgendwo ankommen?«
»Wir drängen ihn von der Autobahn.«
»Was – auf offener Straße?«
»Ja, auf offener Straße. Im Moment sind sie verteilt – zwei vorne im Fahrerhaus, einer hinten bei der Ware –, außerdem sind sie wachsamer, wenn sie irgendwo stehen. Jetzt erwarten sie bestimmt keinen Angriff.«
»Weil es absolut verrückt ist, sie hier auf der Autobahn anzugreifen«, erwiderte Piet. »Wie sollen wir das denn hinkriegen?«
»Fahr erst mal an den Truck ran und dann vorbei«, antwortete ich. »Ich will mir die Hecktür genauer ansehen.«
Er überholte die zwei Autos vor uns und schob sich direkt hinter den Lkw der Lings. Die Hecktür war unten durch zwei Vorhängeschlösser gesichert. Schwer zu knacken, wenn der Laster mit über hundert Stundenkilometern dahinbretterte.
»Und jetzt überhol ihn.«
Er trat aufs Gaspedal und zog am Truck vorbei. Die Tür des Fahrerhauses sah ganz normal aus, keine Veränderungen. Ich blickte nur kurz hinüber, weil ich nicht die Aufmerksamkeit des Fahrers wecken wollte. Aber ich sah ihn kurz, und er lachte.
»Bleib vor ihnen.«
Ich studierte die Karte, die ich auf dem Schoß liegen hatte. Etwa fünfzehn Kilometer voraus verlief eine Brücke über die E19.
»Gib Vollgas. Ich hab eine Idee.«
»Das ist verrückt«, sagte Piet, aber er lächelte. Der Van stand auf der Brücke, die über die Autobahn führte; der Ling-Truck würde in wenigen Minuten hier vorbeikommen.
»Du weißt, was wir zu tun haben?«
Er nickte. »Wenn das schiefgeht, dann hast du alles vermasselt.«
»Wenn das schiefgeht, bin ich tot. Also, hör auf zu meckern. Tu einfach, was du zu tun hast.«
»Viel Glück.« Er reichte mir die Hand. Ich wagte nicht, meinen Abscheu zu zeigen, und schüttelte ihm die Hand.
»Da sind sie«, sagte er, während er nach Süden blickte. In der Ferne sah ich den Truck in dem schweren grauen Nebel näher kommen.
Ich schwang meine Beine über das Brückengeländer und hörte, wie Piet mit dem Van davonbrauste, aber im Stillen hatte ich bereits angefangen zu zählen.
Der Truck sollte bei fünfzehn unter mir sein.
Zwölf, dreizehn, vierzehn …
Ich hatte mich geirrt. Der Ling-Truck erreichte schon bei vierzehn die Brücke, und wenn ich zögerte, würde ich ihn verfehlen und auf dem harten Asphalt landen, mitten in dem rasanten Verkehr. Ich sprang und erwischte gerade noch das letzte Drittel des Lasters. Ich versuchte auf allen vieren zu landen und mich in einer runden Bewegung abzurollen. Das würde viel weniger Lärm machen als eine Landung auf zwei hämmernden Füßen.
Doch ich rutschte aus, und der Truck schlenkerte leicht. Ich kippte über den Rand des Dachs auf der Beifahrerseite, und meine Beine tanzten in der Luft.
Ich schwang mich verzweifelt herum, und jeder Muskel in meinen Armen brannte vor Schmerz. Wenn sie mich jetzt im Außenspiegel sehen, dachte ich, bin ich tot. Mit aller Kraft zog ich mich hoch und rollte mich auf das Dach des Trucks.
Dann blieb ich erst einmal liegen und rührte mich nicht mehr.
Hatten sie mich bemerkt? Ich musste davon ausgehen, dass die zwei im Fahrerhaus mit dem Dritten Funkkontakt hielten. Möglicherweise hatte einer von ihnen ein seltsames Geräusch gehört, oder der Beifahrer hatte meine Beine in den Bluejeans durch die Luft wirbeln sehen, als ich den Halt zu
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