Todeslauf: Thriller (German Edition)
schiebt sie nur ab, und sie kommen zurück nach Moldawien, wo sich die Menschenhändler und ihre Helfer an ihnen rächen könnten. Das ist schon öfter geschehen. Sie brauchen Schutz, sie und ihre Familien. Das musste ich arrangieren.«
»Verstehe«, sagte ich und schloss die Augen. »Ich werde Bahjat Zaid finden. Ich fahre morgen früh nach London. Entweder du organisierst das für mich, oder ich riskiere es mit einem meiner falschen Pässe. Natürlich könnte es mir dann passieren, dass ich am Flughafen oder auf der Fähre festgenommen werde. Howell wird mich suchen. Bring mich nach England – das muss für euch doch eine Kleinigkeit sein.«
»Du gibst nicht auf, was?«
»Ich muss ein Kind finden. Ich kann nicht aufgeben, Mila. Mein Kind ist für mich das, was diese Frauen für dich waren. Unschuldige, die man nicht im Stich lassen darf.«
Sie stand auf und ging hinaus. Ich schluckte eine der Tabletten, die mir der Arzt dagelassen hatte, und dann fiel ich in einen traumlosen Schlaf.
78
Montag in London. Grau, trostlos, der Himmel verregnet. Mir tat immer noch alles weh, aber nicht mehr so schlimm wie gestern. Ich hatte den Rest des Tages geschlafen, bis zum Morgen, dann zog ich mich an – Mila hatte mir neue Kleider gebracht –, und wir nahmen einen Privatjet nach London. Sehr nobel. Milas reiche Chefs hatten uns wohl grünes Licht dafür gegeben, Bahjat Zaid aufzusuchen. Sie verwendete einen meiner neuen Pässe, und es gab keine Probleme mit der Einreise. Mila hatte einen Jaguar für uns bereitstellen lassen.
Es fühlte sich seltsam an, wieder auf britischem Boden zu sein – dort, wo ich meine glücklichste Zeit verbracht und auch den schlimmsten Tag meines Lebens durchgemacht hatte.
Zaids Büro befand sich in der Nähe des Bank of England Museum, in einem modernen Büroturm. Mila und ich waren leger gekleidet – Hose, Hemd und Jacke. Ich trug eine dunkle Kappe, um den Kopfverband zu verbergen. Zaids Sekretärin bei Militronics empfing uns mit einem kühlen Lächeln.
»Mr. Zaid ist zurzeit nicht zu sprechen«, sagte sie. »Er musste in einer Angelegenheit von höchster Dringlichkeit weg.«
Ich sah Mila an.
»In einer Angelegenheit von höchster Dringlichkeit?«, erwiderte sie. »Redet ihr hier wirklich so?«
Die Sekretärin runzelte die Stirn. »Vielleicht möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?«
»Sagen Sie ihm, dass Sam und Mila hier waren, um mit ihm über seine Tochter zu sprechen. Wir wissen, wo sie noch vor Kurzem war.«
Das Stirnrunzeln der Sekretärin wurde tiefer. »Er ist zu seiner Tochter gefahren, Sir«, erwiderte sie. »Aber ich werde die Nachricht weiterleiten.«
»Wann ist er weggefahren?«
»Vor etwa zehn Minuten.«
Wir gingen hinaus und standen an der belebten Straßenecke. »Yasmin hat ihn angerufen«, sagte ich.
»Oder er fährt zu einem Treffpunkt, wo die Entführer sie freilassen«, meinte Mila.
»Wir müssen herausfinden, wo er ist. Wenn sie ihm Yasmin zurückgeben, werden auch Edward und Lucy da sein.«
Wir gingen zurück zum Jaguar. »Du fährst«, sagte sie. Ich setzte mich ans Lenkrad, und sie öffnete das Handschuhfach. Drinnen lag ein modifiziertes Netbook, das mit dem Satelliten-Navigationssystem des Autos verbunden war. Sie holte es heraus, schaltete es ein und begann wie wild die kleine Tastatur zu bearbeiten.
»Es gibt überall in London Kameras«, erklärte sie. »Für den Verkehr und die Sicherheit. Wir haben einen eingeschränkten Zugang zu diesem Netz. Mal sehen, ob wir feststellen können, wann Bahjat weggefahren ist.«
Sie fand ein Video, das die Vorderfront von Zaids Bürogebäude zeigte, und ging zu dem Zeitpunkt zurück, in dem Zaid aus dem Haus trat. Ein Mercedes war vorgefahren, der Fahrer stieg aus, Zaid stieg ein. Der Wagen fuhr die Princes Street hinunter.
Mila öffnete ein zweites Fenster auf dem Netbook. Es zeigte den Mercedes, wie er auf die Gresham Street abbog und danach am Museum of London vorbeifuhr. Einen Moment lang sah es so aus, als hätte sie ihn verloren. Sie suchte auf dem Video und fand ihn schließlich auf der Aldersgate Street, wo er Richtung Norden unterwegs war. Sie drückte ein paar Tasten, und in einer Bildschirmecke erschien ein Stadtplan von London, auf dem wir nun seine Route durch die Stadt verfolgen konnten.
Es war mühsam, Zaids Spur unter all den Fahrzeugen nicht zu verlieren; immer wieder musste Mila zurückgehen und hoffen, dass er nicht abgebogen war, wenn gerade keine Videobilder verfügbar waren.
Nach
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