Todeslauf: Thriller (German Edition)
Kugel verpassen können. Und warum hatte sie mich bei dem Anschlag in London nicht umkommen lassen? Dass sie mich liebte, schied als Motiv ja wohl aus. Unser gemeinsames Leben lang hatte sie mir etwas vorgespielt, und das sehr überzeugend. Ihr warmes Lächeln, die zärtlichen Küsse, die Liebesnächte.
»Warum hat sie dich am Leben gelassen?«, fragte Mila, als hätte sie in meinen Gedanken gelesen.
»Es muss irgendeinen Grund geben«, sagte ich.
»Euer Kind?«
»Sie hat das Baby irgendwo versteckt. Wenn ich der Company nicht verrate, dass sie noch lebt, hat sie gesagt, dann wird sie mich anrufen und mir sagen, wo der Kleine ist.« Ich bemühte mich, ruhig zu klingen.
»Sam. Meine Vorgesetzten und ich, wir können dir vielleicht helfen … dein Kind zu finden.«
»Sie wird nie anrufen. Mein Sohn ist ihr Schutzschild. Wir sind noch nicht fertig. Sie und Edward haben Yasmin entführt. Ich werde sie finden.«
»Wo?«
»Ich werde die Company anrufen und ihnen einen Hinweis geben, und auch die Zollbehörde. Vielleicht finden sie Edwards Ladung; sie haben die Möglichkeiten dazu. Howell hat mir nicht geglaubt. Irgendjemand wird mir glauben. Vielleicht August Holdwine.«
»Versuch’s, wenn du meinst, aber dieser Edward ist kein Dummkopf. Er wird die GPS -Tracker entfernen. Es wird neue Frachtpapiere für diese Zigaretten geben, man wird sie nicht mehr aufspüren können. Und die Kisten werden als ganz andere Produkte gekennzeichnet sein. Die Behörden werden den Rotterdamer Hafen nur wegen eines Anrufs, der in ihren Augen wahrscheinlich einen dummen Scherz darstellt, nicht sperren. Und wenn du für die Company ein Verräter bist, dann wird sie deine Warnung für eine Lüge oder ein Ablenkungsmanöver halten. Dein Freund wird daran auch nichts ändern können.«
Sie hatte recht. »Howell hat sich viel mehr dafür interessiert, wer mir geholfen hat, als für Edwards geschmuggelte Ware. Er ist hinter einer Gruppe namens Novem Soles her. Ich glaube, er denkt, dass das ihr seid.«
»Hast du über mich gesprochen?«
»Nein. Nie.«
»Das habe ich auch nicht erwartet. Ich bin froh, dass ich dich nicht töten muss.«
»Das freut mich auch, Mila.«
»Ruh dich erst einmal aus, wie’s der Doktor gesagt hat.«
Ich schloss die Augen; meine Gedanken rotierten weiter. Ich hatte bei allem, was ich inzwischen herausgefunden hatte, das quälende Gefühl, dass ich etwas Wesentliches übersah – ein Detail, das eine Antwort liefern konnte. Es führte alles nach London zurück. Der Anschlag, um den Mann zu schützen, den Edward später selbst eliminierte. Das musste der Schlüssel sein. Meine Arbeit in London musste diesen Leuten aus irgendeinem Grund ein gewaltiger Dorn im Auge gewesen sein.
»Das werde ich. Ein bisschen. Aber dann fahren wir nach London.«
»Warum London?«
»Ich will mit Zaid sprechen. Er hat uns diesen Job übertragen, und seither geht er uns ständig aus dem Weg. Der Mann weiß mehr, als er uns sagen will. Er hat Edward irgendwelche Waffen gegeben. Vielleicht haben sie ihm versprochen, dass er seine Tochter zurückbekommt – jetzt, wo die Ladung bei Edward ist. Wir sollten ihn unangemeldet besuchen. Ihn überraschen.«
»Ich reiche das mal weiter.«
»Hätten deine Chefs etwas dagegen? Ist Zaid einer der Chefs?«
Sie ging zum Tisch hinüber und stellte das Glas ab. »Nein. Aber er hat enge Verbindungen zu ihnen.«
»Für wen arbeite ich, Mila?«
»Für mich.«
»Ich glaube, ich habe mir eine Antwort verdient, nach allem, was ich getan habe. Ich hätte dich an die Company verraten können. Das habe ich nicht. Ich würde es auch nicht tun.«
»Du würdest alles tun, um dein Kind zurückzubekommen.« Sie hob die Hand, bevor ich etwas erwidern konnte. »Sam. Du arbeitest für mich – belassen wir’s dabei. Wenn du nicht mehr für mich arbeiten willst, kannst du hierbleiben, bis du dich erholt hast. Und wir werden dich nicht weiter stören, solange du uns nicht störst.«
»Ihr habt die Möglichkeiten, mein Kind zu finden«, sagte ich.
»Das ist eine unangenehme Wahrheit. Für dich.«
Ich sah aus dem Fenster. »Du warst eine Zeit lang unerreichbar, Mila.«
»Ich hatte zu tun.«
»Wie geht es den Frauen?«
»Wir bringen sie zu ihren Familien zurück oder an einen Ort, wo sie sicher sind.«
»Ich bin froh, dass du ihnen geholfen hast, aber du hättest das auch der Polizei überlassen können. Ich hätte deine Hilfe gebraucht.«
»Nein, ich musste es machen«, erwiderte sie. »Die Polizei
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