Todeslauf: Thriller (German Edition)
schrie ich ihm ins Gesicht. »Warum bemühen Sie sich nicht wenigstens einmal, mir zu glauben?« Die Spucke aus meinem Mund spritzte ihm ins Gesicht. Er beugte sich zurück.
Ich versuchte mich zu beruhigen. Nach all den Schmerzen, nach allem, was ich durchgemacht hatte, trieb mich die unerbittliche Ablehnung, die ich in Howells Gesicht sah, zur Weißglut.
»Warum sind wir nicht in einem Safehouse der Company?«, fragte ich. »Warum nehmen Sie nicht auf, was ich sage – vor Zeugen? Wo sind die holländischen Geheimdienst-Agenten? Das hier läuft nicht nach den Spielregeln.«
»Das müssen ausgerechnet Sie sagen«, erwiderte er. »Von Ihnen brauche ich mir keinen Vortrag über Recht und Unrecht anzuhören. Die Company wird früh genug erfahren, dass Sie ein Verräter sind.«
Das Wort war wie ein Peitschenhieb auf meiner Haut. »Ich bin kein Verräter.«
»Sie wollen, dass ich Ihnen das glaube? Dann erzählen Sie mir alles.«
Ich atmete zischend aus. Ich musste ihm mehr bieten, um in eine Position der Stärke zu gelangen. »Dieser Edward hat den Bombenanschlag auf den Amsterdamer Bahnhof dazu benutzt, den Geldzaren zu töten, dem wir in London auf der Spur waren. Ein mutmaßlicher Finanzier von kriminellen Netzwerken, die teilweise Verbindungen in Regierungskreise haben. Ich verstehe zwar nicht, warum Edward diesen Mann beseitigt hat, aber er hat es getan. Außerdem schmuggelt er irgendwelche üblen Sachen in die Staaten, und dafür hat er diese Lastwagenladung, die ich gestohlen habe, als Tarnung gebraucht. Es könnte eine Bombe sein oder irgendeine Biowaffe. Ich weiß es nicht. Ich hätte es vielleicht herausgefunden, wenn Sie sich nicht eingemischt hätten.«
»Angenommen, Sie erzählen mir die Wahrheit und sind wirklich unschuldig: Wie haben Sie diese Leute gefunden, Sam? Wie haben Sie überhaupt von ihnen erfahren? Woher wissen Sie die ganzen Details? Wer hat Ihnen geholfen, Edward zu finden, und wer hat Sie nach Holland gebracht?«
Eigenartig, dachte ich, dass er nicht zuerst nach etwas anderem fragte. »Interessiert es Sie denn gar nicht, was er vorhat?«
»Ich glaube Ihnen kein Wort, solange Sie mir nicht sagen, wer Ihnen geholfen hat.«
»Wäre es nicht wichtiger für Sie, zu wissen, was Edward verschieben will?«
»Eins nach dem anderen.« Er hielt mir ein Foto hin. Es zeigte mich mit Mila auf dem Bahnhof von Rotterdam. Dann noch eines, diesmal auf dem Amsterdamer Bahnhof. »Wer ist diese Frau?«
Ich tat so, als würde ich das Foto studieren. »Jemand, der im Zug mit mir gefahren ist. Ich kenne sie nicht.«
»Sie kennen sie. Wir haben einen Zugführer gefragt. Sie sind zusammen gereist. Sie saßen nebeneinander und haben sich unterhalten.«
»Oh, die. Ja. Hübsches Gesicht, aber ziemlicher Mundgeruch. Ich hab ihr ein Pfefferminzbonbon angeboten. Mehr haben wir nicht miteinander zu tun gehabt.«
»Quatsch. Wo haben Sie in Amsterdam übernachtet?«
»In Jugendherbergen. Die sind billig, und ich hab in bar bezahlt. Ich bin jung genug, um als Student durchzugehen.«
»Welche Jugendherbergen?«
»Also wirklich«, erwiderte ich. »Ich habe Ihnen gerade gesagt, dass der Kerl, der das Londoner Büro in die Luft gesprengt hat, extrem gefährliche Güter nach Amerika schmuggelt, und Sie wollen von mir wissen, in welcher Jugendherberge ich übernachtet habe?«
»Wenn er diese Sachen hineinschmuggeln kann, dann nur, weil Sie ihm die Tarnung dafür verschafft haben«, stellte Howell klar. »Ich habe Sie dabei ertappt, wie Sie dem Kerl geholfen haben.«
Ich hörte ein Geräusch von draußen, so als wäre ein Mann gegen den Van geprallt. Ein Schrei.
Howell riss eine Pistole heraus und richtete sie auf meinen Kopf.
»Ich bin gefesselt«, sagte ich. »Ich bin nicht die Bedrohung.« Er nahm die Waffe weg, und ich ließ den Fuß hochschnellen und traf ihn mit voller Wucht am Kiefer; falls er gebrochen war, umso besser – ich ertrug sein Geschwätz keinen Moment länger. Es würde eine große Wohltat sein, wenn Howell eine ganze Weile nicht mehr sprechen konnte. Er krachte gegen die Seitenwand des Vans, und ich stürzte mich auf ihn, obwohl meine Hände hinter dem Rücken gefesselt waren. Ich überlegte nicht, was ich tat. Ich wollte ihn einfach nur zum Schweigen bringen, damit er mir endlich zuhörte.
Ich versetzte ihm einen wuchtigen Kopfstoß von unten gegen das Kinn. Er stieß einen gurgelnden Laut hervor, und Blut quoll aus seinem Mund. Noch einmal stieß ich mit dem Kopf zu, und er ging zu Boden.
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