Todeslauf: Thriller (German Edition)
schicke Aktentasche gegen Ihre Tochter?«
Er sah aus, als würde er mir gleich auf meine Schuhe kotzen. »Gehen Sie. Sofort.«
»Antworten Sie, dann gehe ich vielleicht.«
»Ich gebe den Leuten die Tasche, sie geben mir Yasmin, und der ganze Albtraum ist vorbei.«
»Was befindet sich in der Tasche?«
»Geld. Sonst nichts.«
»Nach alldem wollen sie am Ende doch nur Geld? Was haben Sie ihnen in Budapest ausgehändigt, Mr. Zaid? Welche neuartigen Waffen?«
Blanker Hass flammte in seinen Augen auf. »Ihre Dienste werden nicht länger benötigt. Ich bekomme meine Tochter zurück, und dann ist sie in Sicherheit. Sie müssten jeden Moment eintreffen. Vielleicht beobachten sie uns schon. Dass Sie hier sind, könnte meine Tochter das Leben kosten.« Er hätte mich am liebsten angeschrien und geschlagen. Doch er durfte keine Aufmerksamkeit erregen.
»Wenn Sie hier herumbrüllen und die Bullen alarmieren, erzähle ich denen alles, was Ihre Tochter getan hat, nachdem sie entführt wurde.« Er starrte mich fassungslos an; vielleicht war er immer noch erschrocken, dass ich hier war, oder ihm fiel einfach keine Reaktion ein. »Sie haben mich angelogen, mich und Mila. Und als wir Sie gebraucht hätten, um Ihrer Tochter zu helfen, haben Sie sich versteckt.«
»Ich habe getan, was notwendig war. Wenn Sie Yasmin helfen wollen, dann gehen Sie jetzt. Sofort.«
Ich nahm ein Schlückchen aus der Champagnerflöte, um ihm zu zeigen, dass ich nicht vorhatte, meinen Platz zu räumen. »Vielleicht gehe ich, vielleicht auch nicht. Wenn Sie kooperieren, spiele ich mit. Wer kommt? Edward?«
Er nickte, widerstrebend. »Ja. Man hat mir gesagt, Sie wären tot.«
»Dann wird er mich nicht erwarten. Gehen Sie zu Ihrem Platz an der Bar zurück, Zaid. Trinken Sie Ihren Champagner auf die Rückkehr Ihrer Tochter. Sie wollen sie sicher so schnell wie möglich nach Hause bringen.«
»Ich bringe Yasmin in eine psychiatrische Klinik, wo man sich um sie kümmern wird und wo sie die Dinge vergessen kann, zu denen man sie gezwungen hat.«
»Ich wünsche Ihnen viel Glück.«
»Gehen Sie. Das ist Selbstmord für uns beide. Dieser Edward – er ist wahnsinnig und gleichzeitig berechnend. Sie können ihn nicht austricksen. Ich bitte Sie.«
»Setzen Sie sich hin. Sofort«, sagte ich mit kalter, ruhiger Stimme.
Er entfernte sich langsam; ganz offensichtlich passierte es ihm nur selten, dass jemand nicht tat, was er verlangte. Als er wieder auf seinem Platz saß, sah er nicht mehr zu mir herüber. Ich wechselte zu einem anderen Abschnitt der Bar, weiter weg vom Eingang und von Zaid, wo man mich nicht so leicht bemerken würde.
Wie viel Unterstützung konnten Edward und Lucy hier haben? Ich musste davon ausgehen, dass sie in London Verbindungen und Helfer hatten. Aber wenn sie mit dem Eurostar kamen … würden Sie Yasmin dann einfach mitbringen? Nein. Yasmin war bestimmt noch irgendwo eingesperrt, und Zaid würde Edward die Aktentasche geben und dafür erfahren, wo seine Tochter war.
»Hat Zaid irgendjemandem hier drin ein Zeichen gegeben?« , fragte ich ins Mikrofon. Er konnte schließlich eigene Sicherheitsleute mitgebracht haben.
»Ich habe nichts gesehen«, berichtete Mila.
Er wollte das Leben seiner Tochter nicht aufs Spiel setzen. Durch meine Anwesenheit hatte ich seinen Plan ein wenig korrigiert.
Zwanzig Minuten verstrichen. Champagnertrinker kamen und gingen. Freunde trafen sich, junge Paare stießen auf ihre Liebe an, Geschäftsleute verhandelten. Ein beständiges leises Gemurmel, immer wieder übertönt vom Knallen der Korken. In meinem Ohr sang Mila gelangweilt ein paar Coldplay-Songs, bis ich sie bat, es bleiben zu lassen. Zaid schaute ständig auf seine Uhr, als könnte er damit Yasmins Rückkehr beschleunigen.
Und dann war sie da. Ich sah sie noch vor Zaid. Sie ging unsicher, wie unter Betäubungsmitteln. Edward stützte sie am Arm; es sah fast so aus, als müsse er sie aufrecht halten. Yasmins Gesicht war teilweise von einem Halstuch verdeckt.
Ich blickte mich in der Bar um. Vielleicht waren hier irgendwo Leute, die nur darauf warteten, einzugreifen – aber es waren nicht die Leute von Zaid.
Hinter mir stand Lucy.
80
Sie setzte sich zu mir. Und einen Moment lang dachte ich, dass sie mich auf der Stelle töten würde.
»Du bist ein schlechter Vater«, sagte Lucy. »Ich hab dir gesagt, wenn du das Baby willst, dann hältst du dich raus.«
»Die Ironie kannst du dir schenken«, erwiderte ich.
»Komm ja nicht auf die Idee,
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