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Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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zeigte mit dem Daumen auf mich. »Der Kerl rennt wie ein Wahnsinniger durch die Gegend, springt Treppen runter und über Mauern und sogar von einem Haus zum anderen. Irgendwann stürzt er ab und bricht sich den Hals, und ich verliere einen halbwegs brauchbaren Barkeeper.«
    Die Frau musterte mich. »L’art de déplacement?« Ihre Stimme war leise und kühl wie ein leichter Sommerwind, und sie sprach mit einem seltsamen Akzent, den ich nicht recht zuordnen konnte. Sie war eine attraktive Erscheinung, wenngleich ich kaum Augen für irgendeine andere Frau als Lucy hatte, allerdings war sie mir irgendwie suspekt.
    Interessanterweise hatte sie die französische Bezeichnung für den Sport verwendet. Ich nickte. »Sind Sie auch Traceur?«, fragte ich. Der französische Ausdruck meint jemanden, der den Weg ebnet, der eine Spur legt.
    »Oh nein. Ich habe aber in Paris gelebt und öfter den Jungs zugesehen, die Parkour gemacht haben und von einem Dach zum anderen sprangen, und ich habe mich jedes Mal gewundert, dass sie sich nicht die Beine brechen«, sagte sie lächelnd. »Ich hätte gern ihre Nerven und ihre Geschmeidigkeit.«
    »Ich sage, für so was gibt es Hindernisstrecken«, meinte Ollie und schenkte der Frau noch etwas Whisky ein, obwohl sie nicht darum gebeten hatte.
    »Das Leben selbst ist ja eine Hindernisstrecke«, entgegnete die Frau. »Diese Leute laufen in der Welt, in der wir leben, nicht in einer künstlichen.« Sie wandte sich wieder mir zu. »Mir sind sie immer ein bisschen vorgekommen wie Tiere.«
    Ich zog eine Augenbraue hoch.
    »Mit ihrer Geschmeidigkeit und Kraft. Wie Wölfe auf der Straße. Jäger. Die Läufer ähnelten einem Wolfsrudel auf der Jagd nach Beute.« Sie nippte an ihrem Whisky. »Ich mag Wölfe.«
    Das war eine dieser bizarren Bemerkungen, die einem in jeder anderen Umgebung befremdlich erschienen wären, die aber im schummrigen Licht einer Bar, mit dem scharfen Geschmack von Hochprozentigem auf den Lippen, völlig logisch wirkten. Ollie sah die Frau an, lächelte etwas unsicher und beschloss, das Gespräch über Wölfe zu beenden, indem er mich ihr vorstellte. »Hey, Sam, das ist Mila.«
    Mila streckte mir die Hand entgegen. Ich schüttelte sie. »Sind Sie hier Stammgast, Mila? Ich kenne immer noch nicht alle, die zu Ollies Reich gehören.«
    »Sie ist Stammgast, aber nicht so oft da«, erklärte er. »Sie schaut vorbei, wenn sie in der Stadt ist, was vielleicht dreimal pro Jahr passiert. Und dann werde ich sie eine ganze Woche nicht mehr los«, fügte Ollie lächelnd hinzu. »Sie will meine Bar übernehmen, aber ich werde sicher nie verkaufen.«
    »Ich kann versuchen, ihn zu überreden«, sagte ich mit einem höflichen Barkeeper-Lächeln. »Ich bin sicher, er würde sich gern nach Florida zurückziehen.«
    »Oh Gott, nein«, protestierte Ollie. »New York bis zum Tod.«
    »Er verkauft zwar nicht, aber meine Angebote hört er sich gern an, weil er mir währenddessen eine Flasche Glenfiddich andrehen kann«, scherzte Mila, die Hände auf der Theke gefaltet.
    »Muss nett sein, wenn man so viel reisen kann«, meinte ich.
    »Die Welt ist kleiner geworden. Viel kleiner«, sagte Mila achselzuckend – eine kleine elegante Geste. »Seien Sie vorsichtig bei Ihren Parkour-Läufen, Sam. Ollie wird Sie mit der Peitsche antreiben, wenn Sie auf Krücken gehen.«
    »Sam braucht keine Peitsche, aber die anderen, Mila … das kannst du dir nicht vorstellen. Ist es denn so schwer, sauber und genau in ein Glas einzuschenken? Einfach nur einschenken. Die Schwerkraft erledigt das ohnehin. Es geht ja hier nicht um Chirurgie. Ich sag dir, dieser Kerl von der Tagschicht, der verschüttet meine ganze Gewinnspanne, und ich kann’s aufwischen …«
    Ich hob meinen Arm. »Ich verbinde das mal.«
    Ich fand das Verbandszeug in Ollies vollgepacktem Büro. Da war ein Schreibtisch mit jeder Menge Papierkram, ein altersschwacher PC, mit dem Ollie nicht so ganz zurechtkam (ich hatte ihm schon öfter bei der Suche im Web geholfen und einmal eine verlorene Kalkulation wiedergefunden), und ein Safe. Der Safe erschien mir nicht gerade sicher; er hatte ein Tastenfeld, und in Anbetracht von Ollies Abneigung gegenüber allem Technischen war der Code wohl leicht zu erraten.
    Nachdem ich mir den Arm verbunden und mich für die Arbeit umgezogen hatte, ging ich zurück an die Theke. Mila war weg, ein paar Geldscheine steckten unter ihrem Glas. Sie war äußerst großzügig mit dem Trinkgeld.
    »Ich könnte mich stundenlang mit ihr

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