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Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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viel. August kam oft auf einen Drink vorbei, wenn ich Abendschicht hatte. Durch ein paar Fragen an meine Kollegen erfuhr ich, dass er nie kam, wenn ich frei hatte. Ich spürte neue Kräfte in mir, doch bei meinen Parkour-Läufen hielt ich mich zurück und übersprang nur Geländer und niedrige Mauern, weil ich zu sehr aus der Übung war und keine Verletzung riskieren wollte. Ich tat so, als würde ich nicht merken, dass Howells Leute mir auf Schritt und Tritt folgten. Drei Neulinge, zwei zu Fuß, einer im Van, waren fast immer da, wenn ich die Bar oder meine Wohnung verließ. Sie wollten mich testen und sehen, wie genau ich mich an meine Anweisungen hielt.
    Vielleicht warteten sie auch darauf, dass jemand kam, um mich zu töten.

10
    Ich mag Bars. Ich trinke nicht viel, aber ich mag die Atmosphäre einer guten Bar – die anregenden Gespräche, den scharfen Geruch feiner Spirituosen, den Klang von Gelächter unter Freunden. Ollie’s war eine gute, einfache Bar, in der es meistens recht ruhig zuging. Sie hatte eine breite Eichenholztheke und lederbezogene Hocker mit den Abdrücken treuer Stammgäste. An den Wänden hing kaum Kitsch – nur Spiegel von den Bierfirmen und gerahmte Bilder von Ollies Vater, dem Gründer der Bar, mit vielen seiner langjährigen Gäste. Das Stammpublikum war ziemlich gemischt, es gab ältere Leute, die schon lange in der Gegend wohnten, aber auch unangepasste junge Typen mit einer künstlerischen Ader, die sich vielleicht Geld von ihren Eltern liehen, um Kunst zu studieren. Hin und wieder kamen Akademiker, die Importbier und aufwendigere Cocktails tranken und gutes Trinkgeld daließen. Es waren jedenfalls größtenteils nette Leute, mit denen man es hier zu tun hatte. Ich servierte die Drinks, wechselte ein paar Worte, wenn es gewünscht wurde, aber keiner ahnte, was ich durchmachte.
    Die Company hatte mir eine Wohnung besorgt, die nur drei Straßen von der Bar entfernt lag, am Rand von Williamsburg in Brooklyn. Sie war nicht billig, doch ich zahlte die Miete ja nicht selbst, und in dem Haus wurden einige Wohnungen renoviert, sodass ich nicht viele Nachbarn hatte. Es war Howell wahrscheinlich ganz recht, dass ich so isoliert war. Ich ging davon aus, dass man Ollie’s Bar und meine Wohnung verwanzt hatte, vielleicht waren sogar irgendwo Kameras versteckt. Eines Tages fand ich die Wanzen – vier insgesamt –, und am nächsten Morgen ging ich damit direkt zu dem Van. Die Jungs starrten mich verblüfft an, als ich die Wanzen auf das Dach des Vans legte, in einer ordentlichen Reihe. Dann ging ich weg. Am nächsten Tag folgte mir ein anderes Auto, und ich fand keine neuen Wanzen. Was nicht hieß, dass keine da waren.
    Ich führte ein Leben in einem Käfig. Aber immer noch besser als eine kalte Gefängniszelle. Ich fragte mich, wie lange mich Howells Leute im Auge behalten würden und ob sie mich wieder einsperren würden, wenn ich Lucys Entführer doch nicht anlockte.
    Und ich dachte darüber nach, wie ich ausbrechen konnte. Ich würde mir selbst keinen Gefallen tun, wenn ich die Sache überstürzte. Ich war wohl in einem Käfig, aber in diesem Käfig durfte ich mich bewegen. In das polnische Gefängnis wollte ich jedenfalls nicht zurück.
    Und wenn ich nicht gerade Drinks ausschenkte, dachte ich an Lucy und das kleine Bündel.
    Eines Tages Ende März kam ich leicht verletzt in die Bar. Ein Fahrradbote hatte mich angefahren, als ich die Straße überquerte, und ich stürzte und schürfte mir den Unterarm auf. Meine Beschatter unternahmen nichts, um mir zu helfen. Ich krempelte den Ärmel hoch, wollte Blutflecken auf dem Hemd vermeiden, und ging in die Bar. Es war früher Nachmittag, ein Samstag, und nur ein Gast saß an der Theke.
    Es war eine Frau, ein paar Jahre älter als ich, vielleicht dreißig. Hübsch, aber mit Augen so hart wie Granit und schmalen Lippen. Ihre Wangenknochen hätten einen Fotografen zu einer tollen Aufnahme inspirieren können. Sie trug eine schwarze Hose und einen dunklen Pullover. Ihr mittellanges Haar war blond, in der Farbe von frischem Stroh. Sie griff nach ihrem Whiskyglas und nahm einen Schluck. Ihre Bewegungen waren klar und präzise. Sie sah mich nicht an, doch ich hatte das Gefühl, dass sie meine Präsenz durchaus wahrnahm. Mein erster Gedanke war: Diese Frau bedeutet Ärger.
    »Hast du Verbandszeug da?«, fragte ich Ollie.
    »Ja, in meinem Büro.« Ollie klang ein bisschen gereizt. Ich hatte offenbar ein Gespräch zwischen ihm und der Frau gestört. Er

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