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Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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unterhalten«, sagte Ollie. »Verdammt. Ich mag sie wirklich, aber es gibt keine Hoffnung.«
    »Wo ist sie denn zu Hause?«, fragte ich.
    »Überall.«
    Mir drängte sich der Gedanke auf, dass Howell sie hergeschickt haben könnte, um mich im Auge zu behalten. Oder dass sie von dem Geldzaren kam, den ich in London gesucht hatte.
    Dagegen sprach, dass sie schon länger Stammgast bei Ollie war. Es sei denn, Ollie hatte mich angelogen und stand selbst auf Howells Gehaltsliste. So macht man sich verrückt. In einer solchen Situation kommen einem alle möglichen Gedanken, und man verdächtigt ausnahmslos jeden. Ich wischte die Theke ab und versuchte die beunruhigenden Gedanken zu verdrängen.
    »Hey, ich hab was für dich«, sagte Ollie und reichte mir ein dickes Buch. Ich betrachtete den Einband. Ein Leitfaden für Barkeeper. Ich schlug das Buch am Ende auf, um zu sehen, wie viele Seiten es hatte: 508. Ein ganz schöner Wälzer.
    »Gute Vorbereitung ist wichtig, damit man keine Drinks falsch mixt und Getränke verschwendet.«
    »Die meisten dieser Drinks werde ich nie mixen müssen.«
    »Du siehst mir aber aus wie einer, der gern vorbereitet ist.« Ollie hatte recht.
    Die Woche kroch langsam dahin. Dave kam, um sich sein Budweiser zu genehmigen, Meg, um ihren Pinot Grigio zu genießen, die Alton-Brüder, um so wie jeden Freitagabend ihr Guinness zu trinken. Sie sahen mir beim Einschenken zu, als würde ich einen Diamanten spalten. Ich arbeitete, ich drehte meine Parkour-Runden, und Howells Jungs folgten mir auf Schritt und Tritt. Nachts lag ich im Bett und blätterte in den fünfhundert Seiten des Leitfadens für Barkeeper. Es entspannte meinen Kopf, mich mit den Tausenden von Cocktails zu beschäftigen, die sich die Menschheit ausgedacht hatte; bei jedem einzelnen kam es auf die genauen Verhältnisse der Zutaten zueinander an, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Das war der Denkansatz, mit dem auch ich mein Problem zu lösen versuchte. Die Frage war, wie ich die vorhandenen Elemente mischen musste, um zu erreichen, was ich wollte.
    Wie ich an eine Waffe kommen konnte und an Papiere, um nach Europa zu reisen. Wie ich mich Howells ständiger Überwachung entziehen konnte.

11
    In der nächsten Woche feuerte Ollie einen Barkeeper, den er nicht mochte, und stellte gleich wieder jemanden ein, damit er ein neues Opfer hatte, über das er lästern konnte. August kam nur zweimal vorbei, sah sich ein Basketballspiel an und redete wenig. Ich hatte das Gefühl, dass er gern etwas Bestimmtes angesprochen hätte, aber nicht wusste, wie er anfangen sollte.
    Dann war da die reizende Mila. Sie kam noch an vier Abenden vorbei, diskutierte mit Ollie über Weltpolitik und fragte mich nach meinen Parkour-Läufen, nicht mehr. Ich spürte, dass sie mich bei der Arbeit beobachtete, so als wolle sie mich einschätzen. Ollies Mutter in New Jersey wurde krank, und er übertrug mir für zwei Tage die Verantwortung über die Bar; in einer dieser Nächte suchte ich das Tastenfeld des Safes nach Fingerabdrücken ab und fand nur auf vier Tasten welche. Es waren die vier Ziffern, die auch in der Adresse der Bar vorkamen. Ich versuchte es mit diesem Code; der Safe ging auf. Drinnen lag eine Geldtasche mit Bargeld, eine Glock mit drei Magazinen und Ollies Reisepass, den er einmal vor drei Jahren für eine Reise nach Irland benutzt hatte. Ich ließ alles, wo es war, wischte das Tastenfeld ab und war erleichtert zu wissen, dass ich nun jederzeit an eine Waffe gelangen konnte, wenn ich sie brauchte. Denn es wurde allmählich Zeit zu handeln. Howells Beschatter wirkten schlaffer, vielleicht fand Howell aber auch, er könnte mir ein bisschen mehr Spielraum lassen, weil ich mich so verhielt, wie er es von mir erwartete. Das war die Voraussetzung für die Flucht.
    Jetzt wusste ich, wo ich eine Waffe herbekam – nur hatte ich immer noch keinen Reisepass. Und ich musste unbedingt zurück nach Europa. Dort hatte ich Lucys Spur verloren.
    Ich hatte jedoch keine Ahnung, wo ich mir in New York falsche Papiere besorgen konnte. Pässe haben heutzutage schon Chips mit biometrischen Daten und lassen sich nicht mehr so leicht fälschen wie früher einmal. Zunächst braucht man jemanden, der das Spezialpapier dafür beschafft – zu diesem Zweck besticht man jemanden, der Diplomatenpost verschickt oder in der Druckerei einer Regierungsbehörde arbeitet. Es musste gar kein amerikanischer Pass sein – ja, es würde die Sache sogar vereinfachen, wenn es ein

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