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Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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Madonnas »Like a Prayer« einen Lachanfall. Sie wurde nicht ausgebuht, weil sie ein enges Top trug und das Publikum dadurch nachsichtiger gestimmt war.
    Ich hasste dieses öde Lokal. Ich vermisste den sauberen Geruch von Ollie’s Bar. Er hatte bestimmt eine ziemliche Wut auf mich, weil ich einfach weggelaufen war. Ich vermisste auch die Abende mit August. Hoffentlich nahmen ihn Howell und die Company nicht in die Mangel. Ollie wusste nichts, nicht einmal, dass Mila ihm etwas vorgespielt hatte. Interessant war allerdings, dass sie schon vorher Stammgast in der Bar gewesen war. Das konnte kein Zufall sein, zumal ich dort einen Job bekam. Eine weitere Spur, der ich nachgehen sollte, aber später.
    Eines der Mädchen beugte sich zu ihrem Freund und küsste ihn auf die Wange.
    Ich vermisste Lucy.
    Das dritte Bier. In einem solchen Lokal musste man trinken. Wenn man Limonade oder Kaffee bestellte, fiel man sofort auf; wer hier nüchtern bleiben wollte, hatte seine Gründe dafür. Das machte einen verdächtig. Man musste trinken.
    Das Mädchen, das sich ständig umschaute, saß plötzlich neben mir. »Willst du nich singen?«, fragte sie mich leicht lallend auf Englisch. Sie hatte nicht einmal versucht, mich auf Niederländisch anzusprechen. Ich wirkte wohl doch sehr amerikanisch. Ich blickte zu ihrem Freund hinüber. Er erwiderte meinen Blick.
    »Ich singe nicht so gut«, antwortete ich.
    »Das tun die andern auch nich. Hmm. Was solltest du singen?« Sie musterte mich, als könnte man einem Menschen seinen Musikgeschmack vom Gesicht ablesen. »Nirvana? Du siehst ’n bisschen zornig aus.«
    »Äh, nein.«
    »Ah«, sagte sie mit einem Lächeln. »Prince, glaub ich. Ich leih dir meinen violetten Schal.«
    »Vielleicht Radiohead.«
    »Die sind zu ernst. Vielleicht Justin Timberlake? Du könntest ’nen sexy Auftritt hinlegen.«
    Ich sah sie nicht an. Ihr Freund hatte seine Aufmerksamkeit wieder der Bühne zugewandt. »Nein, ich bin kein Sänger.«
    »Was bist’n du denn?«
    »Einfach nur ein Typ, der ein Bier trinkt und der nicht singen und nicht reden will. Sorry.«
    Ihr Lächeln schwand. »Arschloch. Schwuchtel.«
    »Geh zurück zu deinem Freund«, sagte ich. »Er lässt sich dein schlechtes Benehmen gefallen. Das tut sonst keiner.«
    Sie zog beleidigt ab. Dann bemerkte ich, dass sich inzwischen zwei Hocker weiter jemand an die Bar gesetzt hatte. Nach dem Foto auf Gregors Handy bestand kein Zweifel, dass es Nic war, mit seinem roten Pferdeschwanz und dem mürrischen Gesicht.
    Ich wandte mich wieder der Karaoke-Bühne zu, wo ein philippinischer Junge gerade von der Menge ausgebuht wurde. Er zeigte den Leuten den Stinkefinger und wurde beinahe von einem leeren Bierglas getroffen. Der Barkeeper schrie empört in Richtung des Tisches, von dem das Glas gekommen war; die Jungs zuckten mit den Schultern wie Schüler, die man beim Werfen mit Papierkugeln erwischt hatte. Der Barkeeper war zu faul, um hinter der Bar hervorzukommen.
    Entweder hatte ich einfach Glück gehabt, und Nic hatte sich zufällig fast neben mich gesetzt – oder Gregor hatte ihn gewarnt und ihm mich beschrieben, und jetzt war er hier, um zu sehen, wer ich war.
    Ich beobachtete ihn aus dem Augenwinkel und bestellte noch ein Bier. Nic zog ein Klapphandy aus der Tasche und studierte das Display. Er zupfte nervös an seinem Pferdeschwanz, während er die Nachrichten durchging. Er fluchte leise, dann stand er auf und ging hinaus auf den Gang, der zu den Toiletten, aber auch zum Hinterausgang führte. Er hatte nur die Hälfte seines Biers getrunken, und ich beschloss, ihm zu folgen.
    Er trat durch die Tür zur Toilette und drehte sich um. Er sah mich. Normalerweise wäre ich zurück in die Bar gegangen, wenn ich gewusst hätte, dass er nur aufs Klo wollte, aber das ging jetzt nicht mehr.
    Die Toilette war sauberer als die Bar selbst. Nic stand an einem Urinal und telefonierte. Ich hasse so etwas. Glaubt man vielleicht, der andere hört das Plätschern nicht?
    Ich wusch mir die Hände und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht.
    »Ich hab das Zeug, die Bullen wissen nichts«, sagte er auf Englisch, dann beendete er das Gespräch und steckte das Handy ein. Zwei der Türken aus der Bar standen bei der Kabine, redeten und rauchten.
    Als Nic zum Waschbecken gehen wollte, stellten sie sich ihm in den Weg. Eine plötzliche Spannung lag in der Luft. Nic murmelte etwas auf Niederländisch, was ich nicht verstand; die Männer traten ganz langsam zur Seite. Nic wusch sich

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