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Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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die Hände; es waren keine Papiertücher da, deshalb wischte er sich die Hände an seiner Jeans ab. Ich folgte ihm mit einigem Abstand.
    Er telefonierte schon wieder mit seinem Handy, als ich mich zu meinem Bier setzte. Ich blieb vorsichtig und vermied es, ihn direkt anzusehen – dafür beobachtete ich etwas anderes: Alle Türken starrten sichtlich wütend zu Nic herüber.
    Nic telefonierte weiter und nahm keine Notiz von ihnen. Er sprach zu leise, als dass man ihn bei dem Lärm des Songs von Journey hätte verstehen können, der gerade auf der Bühne verhunzt wurde.
    Vier der Türken erhoben sich und gingen auf Nic zu. Er war so in sein Gespräch vertieft, dass er sie gar nicht kommen sah. Ich trank mein Bier aus; man spürte, dass der Karaoke-Gesang bald nicht mehr im Mittelpunkt des Geschehens stehen würde, und ein Glas eignet sich besser als Waffe, wenn es leer ist.
    Die vier Männer schoben sich zwischen mich und Nic. Ich sah sie an, doch sie beachteten mich nicht. Einer von ihnen tippte mit seinem dicken Finger Nic auf die Schulter.
    »Hey, kann es sein, dass du mich ignorierst?«
    »Vielleicht«, gab Nic zurück und klappte das Handy zu, ohne sich zu verabschieden.
    »Sag deinem Freund Piet, dass er ein Stück Scheiße ist und dass ich mein Geld will.«
    »Später, hab ich gesagt. Später.«
    Wie es aussah, war ich nicht der Einzige, der auf Nic gewartet hatte. »Ich hab ihm seine Route organisiert. Ich will mein Geld dafür haben. Jetzt.«
    Es durfte nicht passieren, dass diese Türken Nic zusammenschlugen und mir meine einzige Spur nahmen. Ich stellte das Glas hin und machte mich bereit.

31
    »Hast du mich nicht verstanden?«, sagte Nic in äußerst herablassendem Ton. »Ich bin nicht sein Bote. Sag’s ihm doch selbst.« Er war nicht gerade muskulös und schien jetzt erst, nach seinem arroganten Spruch, zu merken, dass er von vier bulligen Typen umgeben war.
    »Nein, du rufst ihn an. Er geht nicht ran, wenn wir anrufen. Sag ihm, dass ich wissen muss, wo die Ladung ankommt, damit ich alles vorbereiten kann. Und ich will mein Geld.«
    »Du hast vorher zugestimmt, dass es so läuft. Es ist dein Problem, wenn’s dir hinterher nicht mehr passt.«
    »Dann kriegt er auch nicht, was er haben will.«
    Vielleicht ging es hier um das, was Piet in die Staaten schmuggeln wollte.
    »Du bist verrückt«, erwiderte Nic. »Trink dein Bier und lass mich zum Teufel noch mal in Ruhe.«
    »So läuft das nicht«, beharrte der Türke. »Du verschaffst mir jetzt mein Geld und fragst ihn, wo die Ladung hier ankommt, sonst brech ich dir deinen verdammten Hals.«
    »Willst du mir drohen?«, zischte Nic.
    »Ruf ihn an. Jetzt.« Der Größte der vier griff nach Nics Handy, und Nic steckte es schnell in seine Jackentasche, sein Gesicht vor Zorn gerötet.
    Höchste Zeit, einzugreifen. »Entschuldige«, sagte ich zu dem Türken. »Hast du ein Problem mit dem Typ oder mit seinem Freund?«
    »Halt du dich da raus«, entgegnete der Türke und sah mich an, als wäre ich so dumm, meine Hand in eine Kiste voller Schlangen zu stecken. Ich bin nicht unbedingt bullig gebaut, sondern eher schlank. Die Türken waren mindestens so muskulös wie ich und hatten die Pranken von Arbeitern.
    »Aber ihr wollt ihn verprügeln, um Piet eine Botschaft zu schicken?« Meine Frage war eine reine Provokation, das wusste der Türke genau. Die brutalsten Schlägereien entstehen oft aus ein paar leisen Worten, nicht aus betrunkenem Gegröle. Ich bereitete mich innerlich darauf vor, den ersten Schlag einzustecken, und dachte: Jeder Schritt bringt mich Lucy und dem kleinen Bündel näher, darum hältst du das aus, weil du es nicht zulassen kannst, dass diese Mistkerle ihn umbringen. »Sucht Piet doch selber.«
    »Kümmer dich um deinen eigenen Mist«, sagte der Türke.
    »Piet schuldet mir schon länger was, und ich krieg mein Geld zuerst«, log ich. Es geht doch nichts über eine raffinierte kleine Lüge, die die Zündkraft einer Bombe hat. Einige Augenblicke herrschte gespannte Stille.
    Nic sah mich an und dachte sich wahrscheinlich, ich müsse bekloppt sein, weil ich es darauf anlegte, von einer Bande Betrunkener verprügelt zu werden. Ich war mir nun sicher, dass er mich nicht kannte. Gregor hatte also den Mund gehalten.
    Die Vorstellung, ein anderer sollte sein Geld vor ihnen bekommen, brachte die vier Männer endgültig zum Kochen. Auf der Karaoke-Bühne sang das Mädchen, das mit mir geflirtet hatte, »Enjoy the Silence« von Depeche Mode. Ich griff den

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