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Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
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der Frage nachzugehen, warum Waldemar so aggressiv war, legte er den Fokus darauf, ihm Methoden beizubringen, seine Aggressionen unter Kontrolle zu bringen. In den Augen seiner Umgebung machte Waldemar während seiner Zeit in der Internatsschule einen selten beobachteten Verhaltenswandel durch. Er entwickelte sich von einem aggressiven und phasenweise äußerst bedrohlichen Jungen zu einem wohlerzogenen vernünftigen jungen Mann. Hugo bezeugte seine Freude über den Erfolg des Psychologen, indem er ihn reichlich entlohnte, doch nach einiger Zeit musste er feststellen, dass er sich zu früh gefreut hatte.
    An diesem Abend blieb Ella lange auf und schaute in die Flammen im Kachelofen. Sie dachte über das nach, was Hugo ihr erzählt hatte. Je mehr sie darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr, dass Hugo nicht an den Aktionen beteiligt gewesen war, die zum Tod ihres Vaters geführt hatten. Möglicherweise hatte er den Ball ins Rollen gebracht, aber er schien keine Ahnung von dem zu haben, was geschehen war, da er sich auf andere Dinge konzentrierte. Er hatte, wie er es selbst ausdrückte, lediglich versucht, diejenigen zu schützen, die ihm am nächsten standen, und das konnte Ella ihm nicht vorwerfen. Aber sie begann zu ahnen, wer stattdessen hinter dem Plan stand, der irgendwann im Frühling 1976 herangereift war und zu Fredericks Tod geführt hatte. Bislang handelte es sich nur um eine Vermutung, aber sie hoffte, dass der pensionierte Wirtschaftsprüfer Gilbert Gustavsson ihre Theorie bestätigen würde.
    Als Ella zur Arbeit kam, stand ein Strauß Rosen in ihrem Zimmer. Sie betrachtete ihn mit großen Augen. Eine der Sekretärinnen kam herein und teilte ihr mit, dass sie gestern Abend gebracht worden waren, kurz nachdem Ella Feierabend gemacht hatte. An einem der Stiele war ein zusammengefalteter Zettel befestigt. Sie war der Überzeugung, dass man ihn nicht nur geöffnet, sondern darüber hinaus auch alles getan hatte, um herauszufinden, wer der Absender war. Sie konnte nur hoffen, dass derjenige, der sie geschickt hatte, nicht seinen Vor- und Nachnamen genannt hatte. Der Computer benötigte nicht mehr als ein paar Minuten, um alle möglichen Informationen über die betreffende Person einzuholen, sofern der vollständige Name bekannt war. Ella seufzte, als ihr einfiel, dass die Sekretärinnen dazu angehalten waren, jegliche eingehende Post zu öffnen, um zu entscheiden, ob sie zu den Akten gelegt werden musste oder nicht. Sie hoffte inständig, dass man den Eingang der Blumen nicht aktenkundig vermerkt hatte. Sie riss den Zettel ab, las ihn und lächelte.
    Sie haben meine Kreise gestört. Mikael
    Ella schluckte. Wenn er seinen Nachnamen genannt hätte, wäre sie ziemlich in Erklärungsnot geraten, stellte sie fest.
    »Das ging aber schnell!«
    Es war Simon, der den Kopf durch die Tür zu ihrem Büro gesteckt und die Rosen entdeckt hatte. Ella zuckte zusammen. Er war der Einzige, dem sie erzählt hatte, dass sie sich getrennt hatten, dachte sie. Alle anderen mussten denken, dass sie womöglich ein Verhältnis hatte.
    »Schon etwas von deinem Bruder gehört?«, fragte Ella, um das Gespräch rasch von den Blumen abzulenken.
    Simon schüttelte den Kopf.
    »Es dauert immer ein paar Wochen, bis man nach einer manischen Phase wieder herunterkommt«, antwortete er.
    Dann lächelte er und versuchte mit einer schnellen Bewegung den Zettel zu schnappen, der am Strauß gehangen hatte. Doch Ella hatte seine Absicht vorausgesehen und schlug mit gespielter Verärgerung seine Hand weg, merkte jedoch sofort, dass sie mehr Kraft angewendet hatte als beabsichtigt.
    »Untersteh dich!«, rief sie.
    Verlegen trat Simon einen Schritt zurück und massierte sich das Handgelenk.
    »Und wie läuft’s mit deinem archäologischen Fall?«, fragte Ella stattdessen, darum bemüht, nicht allzu interessiert zu klingen.
    »Es ist kein archäologischer Fall«, erinnerte er sie. »Aber ich glaube, dass ich in einer Sackgasse gelandet bin.«
    Er ging erneut auf die Rosen zu und roch an ihnen.
    »Ich habe mir das Skelett inzwischen so viele Male angesehen, dass ich es schon gar nicht mehr zählen kann«, sagte er resigniert. »Ich bin ziemlich davon überzeugt, dass jemand bewusst seine Identifizierung erschweren wollte. Die Fragmente der Zähne, die man im Kiefer und im Grab gefunden hat, sind so zersplittert, dass sie kaum für eine Identifizierung infrage kommen.«
    Ella spürte einen Kloß im Hals. Jemand hatte ihm also die Zähne zertrümmert, um

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