Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson
die Identifizierung zu erschweren, dachte sie. Sie schob den Gedanken beiseite.
»Und hat die DNA-Untersuchung etwas ergeben?«, fragte sie, als Simon bereits auf dem Weg aus ihrem Zimmer war.
Er blieb stehen und schaute sie fragend an.
»Wir haben zwar Material für eine Analyse, aber da wir nichts zum Vergleichen haben, macht es irgendwie keinen Sinn.«
»Aber für die Zukunft«, ermunterte ihn Ella.
»Immerhin haben wir die Datierung eines Zahnstücks, das ich zur Analyse geschickt habe«, fügte er missmutig hinzu.
Ella lief ein eiskalter Schauer über den Rücken.
»Die Person, die dort vergraben lag, ist höchstwahrscheinlich vor 1943 geboren, was bedeutet, dass man die Radiokarbonmethode nicht anwenden kann.«
Frederick wurde 1945 geboren, dachte Ella. Während sie über den Fehlerquotienten nachdachte, der den Analyseergebnissen zugrunde gelegt wurde, fuhr Simon mit seinen Auslegungen fort.
»Und auf die Analyse der Zahnemaille warte ich noch.«
Die Überlegung bestand darin, die Ergebnisse der Radiokarbonmethode mit der Altersbestimmung der Zahnemaille zu kombinieren, um so sehr viel genauer sagen zu können, wie lange die Leiche in der Erde gelegen hatte, als man es allein aus dem Wachstum der Wurzel ableiten konnte.
»Wir haben zwar einen Vertrag mit einem Labor in Japan, wo sie ausgeführt wird, aber ich scheue mich ein wenig davor, dort anzurufen und Druck zu machen. Deren Englisch ist außerdem nicht gerade das verständlichste«, fügte Simon hinzu.
Er warf erneut einen Blick auf die Rosen, nickte und verließ das Zimmer.Ella schloss die Tür, setzte sich und betrachtete die Blumen. Sie waren lang und hatten kräftige Stiele. Zwölf Stück. Sie lächelte wieder und dachte an Mikael. Viel zu alt für mich, redete sie sich ein. Kriegt bestimmt keinen mehr hoch. Und außerdem ist er derjenige, der das Skelett in seinem Garten gefunden hat, rief sie sich in Erinnerung. In keiner Weise angebracht.
Sie streckte sich nach dem Sekt. Als Durstlöscher war er zwar eher nicht geeignet, aber er stand nun einmal gerade da. Etwas außer Atem trank sie ein paar Schlucke, woraufhin Mikael sie wieder zurück ins Bett zog. Sie liebten sich ein weiteres Mal, bevor sie entschied, dass es Zeit für sie war zu gehen. Als sie auf dem Weg zu ihrer Wohnung im Taxi saß, war es fast vier Uhr morgens, und sie stellte beschämt fest, wie Unrecht sie gehabt hatte. Als er anrief und fragte, ob sie Lust hätte, mit ihm essen zu gehen, hatte sie die Einladung zwar angenommen, aber beabsichtigt, seine Annäherungsversuche höflich, aber bestimmt abzuweisen. Stattdessen fand sie ihn während des Essens unglaublich attraktiv und folgte einem inneren Impuls, ihn zu verführen. Es war nicht schwer gewesen. Während des Essens sprachen sie über Architektur, und er gestand ihr, dass er lediglich ein privates Gebäude entworfen hätte – nämlich sein eigenes Haus. Nach dem Essen hatten sie ein Taxi dorthin genommen, um den Kaffee dort einzunehmen, wie er sich ausdrückte. Das Haus wirkte recht großzügig, und weitläufige Glasflächen sorgten dafür, dass eine nahezu unsichtbare Grenze zur Terrasse entstand, die sich auf der Rückseite anschloss. Allerdings wurde am Ende gar kein Kaffee gereicht. Mikael ließ sich nicht lange bitten, als Ella einen Blick ins Schlafzimmer werfen wollte. Und er war weder zu alt für sie, noch hatte er Schwierigkeiten, einen hochzukriegen.
Es war Samstagmorgen, und Ella war gerade von einer Joggingrunde zurückgekehrt. Sich vor einem Mann nackt zeigen zu müssen steigerte offenbar enorm den Anreiz, den eigenen Körper zu trainieren. Ella begann sich langsam in ihrem Körper wohlzufühlen, oder besser gesagt, ihn zu akzeptieren. Sie würde nie so lange schmale Beine bekommen, wie sie sich wünschte, aber ihre kurzen Beine waren immerhin ziemlich wohlgeformt.
Sie frühstückte in aller Ruhe. Um elf Uhr hatte sie sich mit Gilbert Gustavsson in einer der alten, renommierten Konditoreien an einer der Hauptstraßen verabredet. Aus irgendeinem Grund hatte sie ausgerechnet die Konditorei ausgewählt, die Grete immer besuchte. Ella hatte sie selbst schon dort in einer Sitzecke mit einer Tasse Kaffee ohne Gebäck sitzen und ins Leere starren sehen. Sie hatte weder etwas gelesen noch sich mit jemandem unterhalten. Sie hatte einfach nur dort gesessen. Nach Estrids Aussage hatte sie viele Jahre lang nahezu jeden Tag in dieser Konditorei gesessen. Oft nur kurz, aber manchmal auch mehrere Stunden lang. Ella
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